Punz-Bertl
Melker will Türnitzer Gasthof eröffnen, findet keinen Koch
Der Gasthof Punz-Bertl ist ein Familienbetrieb in Türnitz, der wegen Corona jedoch zusperren musste. Hubert Horak aus dem Bezirk Melk möchte diesen jetzt wieder aufleben lassen. Die Restaurierung ist in vollem Gange. Das Problem: Die gesamte Belegschaft fehlt noch.
TÜRNITZ. "Würstl und Toast kann ich anbieten, ja. Das ist natürlich nicht genug. Die meisten Gäste muss ich weiterschicken. Aber man kann hier im Gasthof schon übernachten, wenn man auf der Durchreise oder so ist", erzählt Hubert Horak aus dem Bezirk Melk.
Er ist hauptberuflicher Tischler, hat es sich aber zur Aufgabe gemacht, den Türnitzer Gasthof Punz-Bertl zu restaurieren. Sein Hauptproblem ist der Arbeitskräftemangel. "Ich habe es über das AMS (Arbeitsmarktservice) versucht. Aber die haben mir bisher nur Ausländer geschickt, die entweder kein Deutsch konnten oder ein Alkoholproblem hatten. Es war auch ein Koch aus Wien dabei. Dem war die Fahrtzeit zu lange", so Horak.
Kein reines Gastro-Problem
In Türnitz mangelt es nicht nur an Köchen. "Vor einem Monat ist eine Dame über das AMS zu mir gekommen, die gerne hier als Putzfrau gearbeitet hätte. Sie durfte aber nichts heben, dass schwerer als drei Kilo war. Das geht natürlich nicht." Auch Kellner und Co. fehlen ihm noch.
Dabei ist er sogar genügsam, was die Qualifikationen angeht: "Ich brauche unbedingt Personal. Anbieten würde ich gerne Hausmannskost. Wenn der Koch auch Spezialitäten kann, wäre das umso besser."
Übrigens: Wenn alles fertig ist, möchte Horak den Gasthof verpachten.
Arbeitskräftemangel im gesamten Bezirk
Beim AMS Lilienfeld sind derzeit elf freie Stellen als Koch ausgeschrieben (Stand 20. 08.). Davon benötigen bis auf eine Stelle alle eine abgeschlossene Berufsausbildung.
"Bei den Jobsuchenden gibt es aktuell fünf gelernte, vorgemerkte Arbeitskräfte, von denen alle, die das Jobprofil erfüllen, bereits in Türnitz vorstellig waren und es zu keiner Anstellung kam. Wir haben aktuell nur inländische Köche vorgemerkt und im Sinne der Gleichstellung vermitteln wir natürlich auch Arbeitslose mit anderen Staatsbürgerschaften. Da das Stellenangebot im eJobroom des AMS zu finden ist, bewerben sich auch Personen, die nicht aktiv vom AMS geschickt werden, darauf haben wir keinen Einfluss", sagt Margareta Selch, Geschäftsführerin des AMS Lilienfeld.
Laut Selch gibt es im Bezirk generell "so viele freie Stellen wie noch nie. Es suchen besonders kleine und mittlere Unternehmen quer durch die verschiedensten Branchen." Besonders betroffen sind die Gastro, Verkehr- und Transportwesen, Warenproduktion, Bau und Pflege. "Die wirtschaftliche Erholung führt zu einem verstärkten Arbeitskräftebedarf."
Nicht die richtige Work-Life-Balance
"Die Gastro-Branche hatte schon vor Corona nicht den besten Ruf und entspricht immer weniger der Vorstellung der Menschen in Richtung einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Für Personen mit Betreuungspflichten, die wieder einsteigen möchten, fehlen adäquate Betreuungsmöglichkeiten für die Dienstzeiten in der Gastro. Corona hat diese Situation verschärft durch die Lockdowns mit den unsicheren Zukunftsaussichten", so Selch.
Ihr Tipp an die Unternehmen:
"Ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitern, eine faire Bezahlung über den Kollektivvertrag, Kompromissbereitschaft bei den Arbeitszeiten, Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, alternative Ausbildungswege gehen wie z.B. Lehre über 18 und AQUA, Weiterbildungsmöglichkeiten würden helfen."
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