Schnellstraßenpläne im Traisental
S34/B334: Projektgegner sind nun am Zug
Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für Schnellstraße. Projektgegner geben nicht auf.
BEZIRK. Seit den 1970er Jahren wird über eine Schnellstraße, bekannt als S34, diskutiert. Ursprünglich war sie von St. Pölten bis Traisen geplant, nun nur noch bis zu einer Anbindung an die B 20 zwischen Wilhelmsburg und St. Georgen.
Beschwerden abgewiesen
Seit Jahren wird dieses Bauvorhaben von Projektgegner bekämpft. Nun wurde das Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) der Traisental-Schnellstraße S 34 abgeschlossen. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Beschwerden der S 34-Gegner abgewiesen. Die Projektgegner schalteten nun den Verfassungsgerichtshof ein.
Wirtschaftskammer jubelt
„Kürzere Wege, eine hochrangige Anbindung an Gewerbegebiete und eine Erhöhung des Bruttoregionalprodukts um 277,6 Millionen Euro“, zählt Wirtschaftskammer NÖ-Vizepräsident Christian Moser die Vorteile auf. „Mit der hochrangigen Anbindung an das Gewerbegebiet NOE Central St. Pölten über die Spange Wörth sorgt die S34 für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Zentralraums“.
"Natur wird zerstört"
Die Freude der St. Pöltner Wirtschaft teilen die Projektgegner naturgemäß nicht. Sie holen zum Gegenschlag aus. "Auf die Beschwerden vieler Anrainer wurde vom Bundesverwaltungsgericht nicht eingegangen. Es ist wirklich dramatisch für die betroffenen Menschen, die enteignet werden. Wertvolle Flächen für die Landwirtschaft gehen verloren. Hektarweise wird Wald gerodet, das Grundwasser abgesenkt. Zudem ist für die S34 in Völtendorf eine 100 km/h-Beschränkung vorgesehen. Anders kann man die Lärmgrenzen nicht einhalten. Was ist das für eine Schnellstraße?", fragen der Traisner Stefan Mayerhofer, Bernhard Higer und Franz Bertl vom Verein "Lebenswertes Traisental".
Sachverständiger schockiert
"Die jüngste Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts betreffend S34 hat mich als Sachverständiger der Projektgegner geärgert und schockiert. Es handelt sich dabei um ein krasses Fehlurteil", kritisiert Josef Lueger, gerichtlich zertifizierter Sachverständiger vom InGEO Institut für Ingenieurgeologie. Und wie sieht es mit der für den Bezirk Lilienfeld viel wichtigeren B334, dem Anschluss von Wilhelmsburg bis Traisen, aus? "Diese ist in weiter Ferne. Auf mehrfache Anfrage wurde uns gesagt, dass kein solches Projekt bekannt ist", berichtet Bernhard Higer.
"Salami-Taktik"
Doch warum verläuft die S34 nicht wie ursprünglich geplant bis Traisen? "Ab Wilhelmsburg gilt die Alpenkonvention. Das bedeutet, hier darf aus gutem Grund keine Schnellstraße errichtet werden. Daher kam es zur Teilung, ab Wilhelmsburg soll die Straße B334 heißen. Somit würde man diese gesetzliche Regelung aushebeln", erklärt der Traisner Stefan Mayerhofer. Er befürchtet eine "Salami-Taktik": "Sobald die S34 fertiggestellt ist, erstickt Wilhelmsburg im Stau und Verkehrslärm. Die Bürger werden aufschreien. Und dann wird man sagen, wir müssen bis Traisen weiterbauen, um die Wilhelmsburger zu entlasten. Damit gibt man die Umwelt- und Lärmbelastungen an die Traisner weiter".
B334 "nicht auf Tagesordnung"
Doch vielleicht lösen sich die Befürchtungen der Traisner ohnehin in Luft auf. ASFINAG Projektleiter Leopold Lechner bestätigt bereits im September 2020, dass die volle Konzentration darauf liegt, endlich mit dem Bau der S34 zu beginnen. Die B334 nach Traisen sei nicht an der Tagesordnung.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.