Lilienfelds Wälder als "Mistgstettn"
Immer mehr Wanderer und Spaziergänger ärgern sich über alte und neue Müllberge im Unterholz.
BEZIRK LILIENFELD. Grüne, gesunde Wälder, soweit das Auge reicht. Der Bezirk Lilienfeld ist mit 77 Prozent bewaldeter Fläche der einsame Spitzenreiter in Österreich. Doch ein genauer Blick in die Natur der Region enthüllt rasch ein gewaltiges Problem - Müll aller Art.
Eine, die weiß, wovon sie spricht, ist Bezirksblätter-Regionautin Erika Bauer. Sie kennt die Wälder von Mitterbach bis Kaumberg wie ihre Westentasche. "Ich stoße beim Schwammerlsuchen und auf Wanderungen immer öfter auf Müll. Früher machte ich mir die Arbeit, packte gefundenen Müll in meinen Rucksack und entsorgte die unliebsamen Fundstücke zu Hause. Das habe ich inzwischen aufgegeben. Es ist zu viel Müll und ich bin ja nicht der Depp, der den Mist anderer Wanderer aufräumen muss", ärgert sich die Naturfreundin. Leser Martin Indorfer pflichtet ihr bei: "Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Ob diese Unart, den Müll einfach liegen zu lassen, zunimmt, kann ich nicht sagen. Schon in den 1980er Jahren stolperte ich immer wieder über Jausensackerl und Cola-Dosen".
Spurensuche im Wald
Also machten sich die Bezirksblätter auf, um Spuren der Umweltsünder zu finden. Leider dauerte diese Suche nicht all zu lang, schon im ersten Waldstück wurde Redaktionsleiter Markus Gretzl fündig. Plastikverpackungen, bedeckt von braunen Blättern. Wenn im nahen Herbst neues Laub zu Boden fällt, ist die Umweltverschmutzung wohl nicht mehr zu sehen, aber noch tausende Jahre vorhanden.
Tonnen von Bauschutt
Nächste Gemeinde, nächstes Waldstück. Und leider der nächste Fund nach kaum zwei Minuten Suche. Ein Haufen alter Dachziegel, teilweise bereits mit einer dicken Moosschicht bedeckt. Mehrere Quadratmeter löchrige Dachpappe. Wenige Meter weiter unzählige Ziegel neben rostigem Eisenschrott. Skisport-Nostalgiker, die Brettln aus der Zeit vor den heute modernen Carving-Skiern suchen, werden in einem Rohrbacher Wald fündig. Unbeschädigt, mit Bindung, liegt ein Paar wenige Meter neben einer Forststraße im dichten Unterholz. Leser Gerhard Reimann kann ebenfalls von einem ungewöhnlichen Fundstück berichten, denn er entdeckte in scheinbar unberührter Natur einen Autositz. "Wie krank muss man sein, den Gegenstand aus dem Auto heraus im Wald zu entsorgen, anstatt ihn zur Sammelstelle zu bringen", fragt Reimann.
"Es ist mein Wald"
Ein von den Bezirksblättern befragter Landwirt wollte sich zum Bauschutt in seinem Wald nicht direkt äußern. Seine Gattin ließ nur ausrichten, dass "sich der Wald in Familienbesitz befindet" und niemand das Recht habe, sich darüber aufzuregen. Immerhin liege der Bauschutt schon viele Jahre im Wald und habe keine Schäden in der Umwelt angerichtet, da keine giftigen Stoffe wie Motoröl enthalten seien. Ein andere Landwirt, der ebenfalls nicht genannt werden will, beklagte die Disziplinlosigkeit der Wanderer und Schwammerlsucher: "Ich gehe doch auch nicht in deren Garten und hinterlasse meinen Müll. Ich habe kein Problem, wenn Leute durch meinen Wald streifen. Er ist aber keine Mülldeponie".
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