Schwankend zur Fahrkarte
Automaten an den Bahnhöfen sind Geschichte, Fahrgäste sollen Tickets während der Fahrt erwerben.
BEZIRK LILIENFELD. Eine völlig neue Erfahrung können vielen Bahnfahrer seit kurzem im Bezirk Lilienfeld machen. Sie hätten wohl gerne darauf verzichtet.
"Ich marschierte zum Lilienfelder Bahnhof und wollte mir wie immer eine Fahrkarte beim Automaten ausdrucken. Doch er war weg. Die ÖBB hatte ihn abmontiert", berichtet Dr. Klaus Diemert, der vielen Lilienfeldern durch seine Mitarbeit bei der Internationalen Sommerakademie im Stift als freundlicher, ruhiger Mensch bekannt ist. So schnell bringt ihn nichts aus der Ruhe.
Standfestigkeit gefragt
Im ersten Moment vermutet er kein Problem, schließlich steht im Triebwagen auch ein Automat, an dem er (wenn das Gerät funktioniert) seine Fahrkarte erwerben kann. Doch diese Aufgabe ist gar nicht so einfach: "Ich stand im fahrenden Triebwagen, der schlingerte und schaukelte, und begann die Eingabeprozedur. Erste Überraschung: An Stelle des Abfahrtsortes „Lilienfeld“ (wie früher automatisch am Bahnhofsautomaten angezeigt) war 'Krems' zu lesen. Also musste ich relativ mühsam (auf wackeligen Beinen) das Wort „Lilienfeld“ eintippen um den Abfahrtsort zu ändern", erinnert sich der Lilienfelder.
Es dauerte einige Zeit, bis er seine Fahrkarte endlich in Händen halten konnte. "Ich bin gesund und fit, aber ich denke an alte, gebrechliche Menschen oder Behinderte. Für diese ist das eine Zumutung. Von Kundenfreundlichkeit kann keine Rede sein, wenn es keinen Ticketautomaten am Bahnhof mehr gibt, bei dem man in Ruhe die Karte lösen kann", ärgert sich Diemert.
"Nicht kundenfreundlich"
"Auf Strecken, wo die Züge mit Ticketautomaten im Zug ausgestattet oder mit Zugbegleitern besetzt sind, können Automaten an der Station abgebaut werden. Tickets können ohne Aufpreis im Zug erworben werden", erläutert Christopher Seif, Pressesprecher der ÖBB. Seif verweist zudem darauf, dass die Tickets auch online, daheim am Computer, zu erwerben sind.
Für Klaus Diemert keine Option: "Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist die Einsparung von Automaten nachvollziehbar. Aus menschlicher Perpektive jedoch nicht. Gerade bezogen auf ältere, gebrechliche und kranke Menschen sowie Behinderte, die häufig auf Öffis angewiesen sind, muss leider partiell mangelnde Kundenfreundlichkeit festgestellt werden".
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.