Mobilis
"Flexibilität und Kreativität sind jetzt gefragt"

Herman Schaubensteiner ist seit 2012 bei Mobilis engagiert. | Foto: Mobilis
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  • Herman Schaubensteiner ist seit 2012 bei Mobilis engagiert.
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Herman Schaubensteiner ist einer von 150 Sozialpädagogen bei Mobilis und in den Bezirken Linz und Linz Land mobil im Einsatz. Im Gespräch erzählt er unter anderem mit welchen Herausforderungen Familien in Corona-Zeiten zu kämpfen haben und gibt Tipps für zu Hause.

Was genau macht Mobilis?
SCHAUBENSTEINER: Mobilis ist eine private Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung gemäß §9 Oö. KJHG 2014. In diesem Rahmen werden im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe Familien und Jugendliche betreut. Dabei werden die Themen der Klienten durch die zuständige Diplomsozialarbeiterin anhand eines Hilfeplanes erstellt. Mobilis bietet Sozialpädagogik zu Hause an- in Form einer Unterstützung der Erziehung mit dem Ziel, dass Eltern geholfen wird und sie soweit gestärkt werden, dass die Kinder in der Familie bleiben können. Dazu gehören Beratungsgespräche und Unterstützung von Eltern und Jugendlichen zu den Themen Versorgung und Pflege, emotionale Überforderung, Elternrolle, Klärung finanzieller Verhältnisse, Unterstützung des Schulbesuches, Lehrstellen und Jobsuche und Fragen in sämtlichen rechtlichen Belangen. Unsere Arbeit wird dokumentiert, es besteht absolute Schweigepflicht und wir arbeiten in den meisten Familien im Tandem, das heißt zu Zweit.
Unser Ziel ist es, den Verbleib der Kinder und Jugendlichen in ihren Familien und im gewohnten Umfeld zu ermöglichen. Jugendliche und Familien sollen während der Betreuungszeit neue Perspektiven entwickeln und ihre Problemlösungskompetenz erweitern.

Seit wann sind Sie hier engagiert?
Ich bin seit den 1. Juli 2012 bei Mobilis angestellt. Vorher war ich für Mobilis ca. 2 Jahre als freier Dienstnehmer beschäftigt.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Meine tägliche Arbeit ist sehr vielfältig. Begleitungen der KlientInnen zu Schul- und Behördengängen, Unterstützung bei Anträgen, Begleitung zu Arztbesuchen und Therapien und vieles mehr. Die Betreuungstermine mache ich in Absprache mit den KlientInnen und der Kollegin. Ich führe regelmäßige Familiengespräche und Einzelgespräche. Verlaufsgespräche auf der Kinder- und Jugendhilfe, wie Supervision und Teamtreffen gehören ebenfalls zu meiner Arbeitsroutine.
Ich biete regelmäßig sinnvolle, sportive Aktivitäten an. Diese werden auf die KlientInnen angepasst. Ein Motorikpark ist z.B. hervorragend geeignet, um an den sensorischen Fähigkeiten der KlientInnen zu arbeiten. Sehr hilfreich für meine Arbeit ist, dass ich Bogenschießen in meine Arbeit einfließen lassen kann. Gerade dieser Sport kann pädagogisch vielfältig eingesetzt werden. Bei allen Aktivitäten überlege ich mir was ich fördern möchte. Im Wesentlichen geht es um die Stärkung des Selbstvertrauens und das Erlernen bzw. festigen der sozialen Kompetenz.
Regelmäßige telefonische Ab- und Rücksprachen mit meinen TeamkollegInnen und TeamleiterInnen gehören auch zu meiner täglichen Routine.

Was kann man sich unter einem klassischen Klienten vorstellen?
Das „klassische“ an meinen Klienten ist, dass jede Familie, jeder Erziehungsberechtigter, jedes Kind/Jugendliche anders ist. Es gibt also keine „klassischen Klienten“- wir bieten sozialpädagogische Hilfe an, und die wird in allen Bevölkerungsschichten, durch alle Berufsgruppen, benötigt.Eine Betreuung gibt es letztendlich, wenn sich eine Familie mit der Bitte um Hilfe an die Kinder- und Jugendhilfe wendet. nach einer Bedarfserhebung der Kinder- und Jugendhilfe. In der Mobilen Betreuung sind die meisten Betreuungen freiwillig. Aber es gibt auch gerichtlich angeordnete Betreuungen.

Welche sind die häufigsten Probleme, die Familien und Familienleben belasten?
Beziehungsprobleme der Kindeseltern, Trennung der Eltern, inkonsequente Erziehungsgestaltung, Schulprobleme, Finanzprobleme, geringe Frustrationstoleranz, mangelndes Distanzgefühl, eine Nicht -Wert- schätzende Haltung, Mangel an Lob und Anerkennung

Welche zusätzlichen Herausforderungen ergeben sich durch die Corona-Krise in Bezug auf Ihre Arbeit?
Speziell im Alltag mit dem Coronavirus erfordert dies ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität, diese Betreuungen bei unseren Familien aufrecht zu erhalten. Vor allem in dieser schwierigen Zeit ist der Kontakt zu diesen Familien besonders wichtig, um Eskalationen vorzubeugen, Gewalt in Familien entgegenzutreten und vor allem die Kinder in Sicherheit zu wissen. Bei Aufenthalten in der Familie halte ich alle Vorsichtsmaßnahmen ein. Man redet zum Beispiel im Garten, durch ein Fenster oder von einem Balkon, Hände waschen, Desinfizieren, 2 Meter Abstand sind Pflicht. Dieser derzeitige Ausnahmezustand ist besonders für unsere zu betreuenden Familien eine besondere Herausforderung, in der wir sie auf keinen Fall alleine lassen dürfen. Diese Herausforderung nehmen wir so gut als möglich an.

Welche Tipps können sie in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen geben, damit die Situation zuhause nicht eskaliert oder es zu einem Lagerkoller kommt?
Wichtig ist für alle Familien, dass man eine Tagesstruktur aufrechterhalten wird: Aufstehen zur gewohnten Zeit, gemeinsames Frühstück und eine Besprechung des Tagesablaufes, um nicht einfach „in den Tag hineinzuleben“. Am Vormittag ist „Lernzeit“, die meisten Kinder wurden mit Lernstoff versorgt, dieser gehört abzuarbeiten. Setzen sie bewusst Pausen, in denen die Kinder Turnübungen vorzeigen dürfen oder turnen sie doch einfach mit! Mit kleineren Kindern bewusst eine Spielzeit gestalten und vor allem jetzt: Vorlesen. Im Rahmen des Erlaubten spazieren gehen, Naturmaterialien sammeln (Steine, Blumen etc.) Besser: zwei, dreimal kurze, Spaziergänge als einen langen Ausflug zu machen. Ich kann auch nur empfehlen, den Urzweck des Handys zu nützen und viel mit Menschen, die einem wichtig sind und von denen man schon lange nichts mehr gehört hat, in Kontakt zu treten. Wenn möglich ist es auch gut, wenn man jemanden aus der Nachbarschaft unterstützt. Wenn es zu starken Spannungen kommt, kann man auch einmal eine Runde draußen alleine spazieren gehen, um die Situation zu beruhigen. Auch wenn die Wohnung noch so klein ist: Rückzugsmöglichkeiten schaffen! Jeder hat das Recht auch mal alleine zu sein.
Wenn mehrere Kinder sind, kann es auch helfen, wenn jedes Kind auch einmal alleine mit Papa oder Mama etwas unternehmen darf. Bewährte Familienspiele (Mensch ärgere dich nicht) gewinnen gerade in dieser herausfordernden Zeit wieder.

Mobilis

Mobilis ist eine gemeinnützige GmbH und arbeitet seit 18 Jahren im Auftrag der Kinder und Jugendhilfe. Klienten sind Kinder/Jugendliche und Familien aber auch mit junge, werdende Müttern und Teenagervätern. Zurzeit hat Mobilis 153 Mitarbeiter, die  aktuell 560 Familien und 971 Kinder und Jugendliche betreuen. Die Zentrale befindet sich in Steyr/ St. Ulrich. Dazu kommen weitere elf Stützpunkte, unter anderem einen in Pucking im Pfarrhaus. Mehr Infos gibt es hier

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