Urteil: Fünf Jahre Haft für einen Schlepper aus Bulgarien
Mit 20 Flüchtlingen in einem Lkw soll sich der Beschuldigte im August 2015 eine Verfolgungsjagd mit der Polizei im Bezirk Linz-Land geliefert haben.
PUCKING (nikl). „Die Polizei hat mich geschlagen und ich bin zu Boden gestürzt“, schildert der Beschuldigte seine Verhaftung nach einer filmreifen Verfolgung. Der Hilfsarbeiter zeigte sich bereits zu Beginn der Verhandlung nur teilweise geständig.
So leugnete er, auf der Westautobahn (A1) bei Enns vor einer Polizeikontrolle geflüchtet zu sein und sich später einer Festnahme widersetzt zu haben. Die Vertreterin der Anklage hielt dem Bulgaren vor, einfach aufs Gas gestiegen zu sein und zweimal ein ihn verfolgendes Einsatzfahrzeug gerammt zu haben. Dabei erlitt einer der Beamten einen Bandscheibenbruch.
Diese „Irrfahrt“ fand erst nach 21 Kilometern in Pucking ein gutes Ende. Der Bulgare sprang aus dem gestoppten Lkw heraus und flüchtete zu Fuß. In einem Feld schnappten ihn dann Beamte, obwohl er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte.
180-Grad Manöver vollzogen
Ein umfassendes Geständnis und eine Entschuldigung war das Resultat einer kurzen Rücksprache des Bulgaren mit seinem Vertreter. Als Schlepper unterwegs gewesen zu sein, stritt er erst gar nicht ab.
Seine Alkohol -und Drogenabhängigkeit und ein großer Schuldenberg hätten den Beschuldigten eigenen Angaben zufolge in die Arme von Verbrechern getrieben.
Für diesen Transport sollte er 250 Euro pro Person erhalten.
Qualvoller Zustand nicht nachweisbar
Ein nahezu luftdicht abgeschlossener Kühlaufbau in dem sich 20 syrische, iranische und afghanische Staatsangehörige, eingepfercht auf 6,66 Quadratmetern, befanden. Dieses erschreckende Bild bot sich den Polizeibeamten nach einer Überprüfung des Lkw im Ausgust 2015. Polizisten, die als Zeugen aussagten, berichteten von einer „warmen, stickigen Luft“, die ihnen entgegenströmte, als sie die Türe des Laderaums öffneten.
Die Beschreibung des Vorfalls erinnert stark an das Todesdrama auf der A4 im Sommer, bei dem 71 tote Flüchtlinge in einem Kühl-Lkw gefunden wurden. Und tatsächlich soll der Mann Teil jener Bande sein, die für das Verbrechen verantwortlich ist.
„Immer, wenn von hinten einer geklopft hat, habe ich angehalten“, erklärte der Bulgare, der in seiner Heimat schon insgesamt 23 Vorstrafen ausgefasst hat.
Fünf Jahre unbedingt
Der Schöffensenat sprach den geständigen Bulgaren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung, Gefährdung der körperlichen Sicherheit und gefährlicher Drohung schuldig.
Er nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, somit ist es nicht rechtskräftig.
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