Rotes Kreuz: Digitalisierung bis Migration herausfordernd
Paul Reinthaler vom Roten Kreuz Linz-Land über das Gesundheitssystem und die Herausforderungen.
Welche Aufgaben leistet das Rote Kreuz im Gesundheitssystem?
Reinthaler:
Wir sind in den Gemeinden St. Florian, Enns, Kronstorf, Asten, Hofkirchen, Niederneukirchen und Hargelsberg mit unsern „Mobilen Diensten“ tätig.
Diese umfassen die Sparten Heimhilfe, Fachsozialbetreuer, Altenarbeit und diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal. Die Tätigkeiten erstrecken sich von der Haushaltsführung über die eigentliche Pflege des Körpers bis hin zum Verbandswechsel und Medikamentenmanagement. Weiters halten wir Kontakt mit den Angehörigen der Klienten sowie zu den Hausärzten und anderen Gesundheitsberufen. Neben den mobilen Pflege- und Betreuungsdiensten bieten wir eine Serie von unterstützenden Diensten an – zum Beispiel der Besuchsdienst zu Hause bis zur Rufhilfe – die weitgehend freiwillig organisiert sind.
Welchen Herausforderungen muss sich das Rote Kreuz im Bezirk Linz-Land in der Zukunft stellen?
Die großen Herausforderungen sehe ich aus drei „Mega-Trends“ abgeleitet: Demografische Entwicklung der Bevölkerung: Die Herausforderung liegt in der Bewältigung aller Pflege- und Betreuungsangebote. Indem der Anteil aller über 60-Jährigen rapide steigt, müssen wir stetig diese Dienste ausbauen, erweitern, anbieten und finanzieren. Globalisierung und Digitalisierung: Die Handelsgrenzen sind offen, Arbeit wandert aus bzw. arbeitsintensive Jobs wandern ab. Arbeit gibt es nur mehr mit höherer Qualifikation. Für Menschen ohne qualifizierte Ausbildung gibt es immer weniger Arbeitsplätze. Niedrige Bildung führt zu persönlichen Problemen, wie zu einem höheren Risiko der Arbeitslosigkeit bis hin zum höheren Pflegebedarf usw., aber auch zu gesellschaftlichen Konsequenzen. Die Herausforderung führt uns hier in eine Bildungsoffensive. Das Rote Kreuz entwickelt Programme, die bereits im Kindergarten ansetzen – Stichwort ROKO – sowie Lese- und Lerninitiativen für Kinder, die Lese- und Lernhilfe benötigen. Migration: Die Herausforderung besteht in der gesellschaftlichen Integration, die zumindest teilweise wiederum mit Qualifikation zusammen hängt.
Welche Bedeutung haben Ehrenamtliche/Zivildiener zum Erhalt des Systems?
Freiwilligkeit ist ein definierter Grundpfeiler des Roten Kreuzes. Und nicht nur im Roten Kreuz. Ich sehe sie als „Schatz“ unserer Gesellschaft. Nahezu jeder dritte Bürger in Linz-Land ist freiwillig in einem Verein oder einer Organisation tätig. Menschen, die sich freiwillig engagieren, geben nicht nur etwas von sich her, sie bekommen auch sehr viel. Sie erleben Sinn, Freude, Erfahrung und Spaß. Nahezu 90 Prozent unserer Mitarbeiter sind Freiwillige! Würde man diese Leistung ersetzen wollen, es wäre wohl unfinanzierbar.
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