Experten warnen: "Immer mehr Kinder von Internetsucht betroffen"

Kleinkinder sollten nicht vor dem Computer alleine gelassen werden. Sie brauchen die Begleitung der Eltern. | Foto: ilona75/panthermedia
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Kinder kommen immer früher mit Computern und dem Internet in Kontakt. "Die Neuen Medien bringen bei allen Möglichkeiten jedoch auch eine Vielzahl an Herausforderungen und Gefahren mit sich", sagt OÖ Hilfswerk-Obmann Wolfgang Hattmannsdorfer.

Das Hilfswerk lud mehr als 100 Pädagogen daher vergangene Woche zur Fachtagung "Kinder und Neue Medien" nach Linz ein, wo Experten Maßnahmen für eine alters- und kindgerechte Nutzung aufzeigten. Umfragen des Imas-Instituts etwa zeigen laut Paul Eiselsberg, dass das Internet heutzutage die mit Abstand wichtigste Freizeitaktivität für die junge Generation ist: "Freunde treffen kommt erst mit deutlichem Abstand auf Platz zwei." Je jünger, urbaner und gebildeter jemand ist, desto eher zähle jemand laut Eiselsberg zur den "intensiven Social Media-Nutzern", die oft auch mehrere Stunden täglich soziale Medien nützen.

Konsequenzen der Sucht

Die leichte Verfügbarkeit von Smartphones, das rasch zunehmende Angebot und der immer günstigere Zugang ins Netz führt auch dazu, dass immer mehr Menschen an einer Internetsucht leiden. Betroffene bekommen dadurch echte gesundheitliche Probleme. "Das betrifft vor allem Jugendliche. Wir haben immer mehr Anfragen, die Zehn- bis 15-Jährige betreffen", erklärt Kurosch Yazdi, Leiter der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Neuromed Campus. Für eine Internetsucht gibt es laut dem Experten mehrere Anzeichen: Wenn über längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verwendet wird, wenn die Kontrolle über ihre Internetnutzung weitgehend verloren hat oder wenn aufgrund der Internetaktivitäten Arbeit, Leistung oder soziale Beziehungen leiden. Außerdem kann es zu Entzugserscheinungen wie Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit oder Aggressivität führen, wenn man versucht, die Internetnutzung für längere Zeit zu unterbrechen.

Eltern leiden besonders

Kinder sind "aufgrund der geringen Fähigkeit der Selbstbegrenzung" laut Yazdi besonders gefährdet. Dazu haben viele Eltern Schwierigkeiten, die Internetnutzung ihrer Kinder in Bezug auf Dauer und Qualität der Inhalte zu steuern. "Viele Eltern unterstützen die Sucht ihrer Kinder unbewusst, etwa indem sie dem Buben, der 20 Stunden durchgehend spielt, Essen aufs Zimmer bringen, damit er nicht verhungert", so Yazdi. Die Kinder selbst haben oft keine Einsicht in ihre Sucht, fühlen sich subjektiv nicht krank, was auch die Behandlung schwierig macht. Der Leidensdruck ist vor allem bei den Eltern groß. Am Neuromed Campus gibt es daher eine eigene Gruppe für betroffene Eltern, wo sie Unterstützung erfahren. "Wir versuchen, die Eltern zu stärken, damit sie Grenzen setzen und wieder in eine positive Kommunikation mit ihren Kindern kommen können", so Yazdi. Besonders wichtig sei, dass Medienkompetenz durch Eltern und Schulen vorgelebt wird.

Forderungen

Hattmannsdorfer richtete im Zuge der Fachtagung auch Forderungen an die künftige Regierung: Die Mediekompetenz soll laut dem OÖ Hilfswerk-Obmann integraler Bestandteil einer zeitgemäßen Allgemeinbildung werden. Dennoch brauche es in den Schulen auch sogenannte "Disconnect Weeks", in denen die Schüler über einen gewissen Zeitraum ohne Internet und Handy auskommen sollen. Zudem müsse der Zugang zu Internetseiten mit pornografischem Inhalt erschwert werden. Dazu sollen Hersteller mobiler Endgeräte verpflichtet werden, ein Jugendschutzprogramm zu installieren.

Suchtambulanz:
Am Neuromed Campus gibt es eine Suchtambulanz. Mehr Infos erhalten Sie unter kepleruniklinikum.at oder 05768087-29571

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