Corona
Linzer sollte sich trotz Symptomen gleich wieder freitesten

Trotz engen Kontakts mit einem Infizierten und zweier positiver Selbsttests bekam ein Linzer bei der Gesundheitshotline 1450 keinen PCR-Testtermin zugewiesen. | Foto: fotokerschi
  • Trotz engen Kontakts mit einem Infizierten und zweier positiver Selbsttests bekam ein Linzer bei der Gesundheitshotline 1450 keinen PCR-Testtermin zugewiesen.
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Auch nach mehr als eineinhalb Jahren Corona-Pandemie läuft so manches bei der Organisation des Testens und Absonderns Infizierter nicht rund, wie Beschwerden von BezirksRundSchau-Lesern belegen – darunter der drastische Fall eines Linzers.
Warum er die Arbeit von Behörden und beteiligten Organisationen trotzdem als "überdurchschnittlich gut" beurteilt, legt Corona-Experte Bernd Lamprecht gegenüber der BezirksRundschau dar.

"Ich bin positiv auf Corona getestet worden." Diese Info bekam am Donnerstag, 21. Oktober, ein zweifach gegen Corona geimpfter Linzer von einem Freund, mit dem er am Wochende davor unterwegs war. Der Linzer fuhr daraufhin sofort von der Arbeit nachhause und machte insgesamt vier Antigen-Selbsttests. Zwei davon waren positiv, zwei negativ.

Er rief die Gesundheitsnummer 1450 an, in der Erwartung, einen Termin für einen PCR-Test zu erhalten. Doch obwohl der Linzer die Dame am anderen Ende der Leitung auf den Kontakt mit dem positiv getesteten Freund, auf die zwei positiven Selbsttests und die doppelte Impfung hinwies, erhielt er nur die Vorgabe: "Beobachten Sie Ihren Status und rufen Sie gegebenenfalls Ihren Hausarzt an!" Einen Termin für einen PCR-Test bekam er nicht.

PCR-Test auf eigene Faust

Der Linzer machte deshalb auf eigene Faust am nächsten Tag, Freitag, 22. Oktober, einen PCR-Test in einer Apotheke. Der gleichzeitig durchgeführte Antigen-Test für ein sofortiges Ergebnis war positiv. "Man sagte mir in der Apotheke, dass ich gleich nachhause und mich absondern soll."
Eine Stunde später kam ein Anruf mit der offiziellen Aufforderung zur Absonderung. Samstagfrüh, 23. Oktober, lag dann auch das positive Ergebnis des PCR-Tests vor. Es folgte ein Anruf des Magistrats, in dem über die Quarantäne informiert wurde, und dass sich in Kürze jemand vom Roten Kreuz melden werde.

Freitesten trotz Symptomen

Der Anruf einer Dame des Roten Kreuzes kam drei Stunden später: "Der habe ich erzählt, dass ich Symptome habe, nichts rieche, nichts schmecke, Fieber habe, eben krank bin. Und trotzdem hat sie mir eine PCR-Freitestung für Sonntag vorgeschlagen, also am nächsten Tag. Ich habe ihr erklärt, dass ich mich doch nicht am nächsten Tag freitesten lassen könne, wenn ich gerade erst erfahren habe, dass ich infiziert bin und mich auch krank fühle."
Laut dem Linzer wollte die Dame des Roten Kreuzes zuerst gar nicht auf seine nachvollziehbaren Argumente eingehen. Man einigte sich dann auf den übernächsten Tag zum Freitesten – Montag, 25. Oktober. Der Linzer ließ sich aber vorsorglich die Telefonnummer geben, um den Termin noch zu ändern, weil er kein gutes Gefühl dabei hatte.

Widersprüchliche Informationen

Am nächsten Tag, Sonntag, 24. Oktober, erhielt der Linzer dann per Mail den offiziellen Quarantäne-Bescheid – mit der Info, sich erst nach neun Tagen freitesten zu können. Dementsprechend versuchte der Mann auch, den vom Roten Kreuz für den darauf folgenden Tag (Montag, 25. Oktober) fixierten Termin zum Freitesten zu verschieben. Unter der ihm genannten Nummer meldete sich aber bei insgesamt 13 Anrufen niemand. Der Linzer rief daraufhin in der Zentrale des Roten Kreuzes an. Dort sagte man ihm, dass die Durchwahl für die Terminkoordination überlastet sei, aber nur die eine Telefonnummer zur Verfügung stehe und er es weiter probieren müsse. Das tat der Linzer – und kam beim 14. Anrufversuch endlich durch. Mit der Info aus dem Quarantänebescheid war es dann auch möglich, den Freitest-Termin nach hinten zu verschieben.
"Mir ist klar, dass uns die Pandemie immer noch und gerade jetzt wieder durch die vierte Welle vor viele Herausforderungen stellt. Aber nach eineinhalb Jahren Pandemie muss es doch möglich sein, das ordentlich zu organisieren und Kapazitäten zu schaffen, damit man nicht stundenlang vergeblich eine Telefonnummer anruft", zeigt sich der Linzer verwundert.

Was das Rote Kreuz sagt

Die BezirksRundschau konfrontierte das Rote Kreuz mit dem Fall: Dass es in Einzelfällen zu Missverständnissen kommen könne, sei angesichts der hohen Zahl an Fällen nicht ausgeschlossen, stellt sich das Rote Kreuz hinter seine Mitarbeiter: "Seit Beginn der Corona-Erkrankungen stehen die großteils freiwilligen Mitarbeiter des OÖ. Roten Kreuzes im Fokus der Aufmerksamkeit. Auch die Mitarbeiter der Gesundheitsberatung 1450 leisten Überdurchschnittliches. Mit ihrem Engagement stellt das OÖ. Rote Kreuz notwendige Leistungen für die Bevölkerung sicher, die es sonst nicht gäbe."

Was der Krisenstab des Landes OÖ sagt

Für den Corona-Krisenstab des Landes OÖ nahm Leiterin Carmen Breitwieser zum Fall des Linzers Stellung: „Ein gut funktionierendes Contact-Tracing hat in Oberösterreich immer höchste Priorität und wird von den Bezirksverwaltungsbehörden und Magistraten konsequent durchgeführt. Dafür ist auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gesundheitsbehörden und den Bürgerinnen und Bürger wesentlich. Wir optimieren unsere Prozesse im Sinne der Bürgerinnen und Bürger laufend weiter, müssen diese aber auch aufgrund der sich regelmäßig ändernden Vorgaben des Bundes immer wieder adaptieren. Gerne leiten wir die Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger bei der Durchführung des Kontaktpersonennachverfolgungserlasses an das zuständige Bundesministerium weiter.

Lob für Behörden vom Corona-Experten

Corona-Experte Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheitlkunde, beurteilt die Arbeit der oberösterreichischen Behörden als "überdurchschnittlich gut" angesichts einer hohen "Auffindungs- bzw. Aufklärungsrate": Trotz der im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich höheren Fallzahlen und Inzidenzen, machten die am 25. Oktober in Oberösterreich betreuten Intensivpatienten nur 16 Prozent aller österreichischen Intensivpatienten aus. Diese 16 Prozent entsprechen auch dem ungefähren Anteil der oberösterreichischen an der österreichischen Bevölkerung. Heißt aus Lamprechts Sicht: "Wenn unsere Intensivzahlen dem Fallgeschehen nicht erheblich hinterherhinken, was aus medizinischer Sicht nicht sehr wahrscheinlich ist, dann würde das derzeit dafür sprechen, dass wir in Oberösterreich eventuell ein exakteres Bild des tatsächlichen Infektionsgeschehens haben." Sprich: höhere Zahlen und Inzidenzen durch mehr Tests. "Natürlich muss man dies weiter beobachten, aber derzeit ist dieser Eindruck gerechtfertigt", so Lamprecht.

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