Linzer G'schichten
Auf Besuch beim Tatort-Profi
Daniel Hodzic hat sich mit seinem Unternehmen auf die Reinigung nach Todesfällen spezialisiert.
LINZ. Wenn der Bestatter sich verabschiedet hat, betritt Daniel Hodzic erst den Tatort. "Die erste Frage, die mir meistens gestellt wird, ist, ob ich die Leiche gesehen habe", erzählt der 24-Jährige und verneint zugleich. Wenn er im weißen Overall, mit Schutzmaske und speziellen Gerätschaften anrückt, geht es darum, Blut, Körperflüssigkeiten, Maden oder andere Rückstände aus der Wohnung zu bekommen. Hodzic arbeitet seit acht Jahren als Tatortreiniger – als er begonnen hat, war er gerade einmal 16 Jahre alt. Ein ungewöhnlicher Beruf, der "einen guten Magen und einen guten Kopf" voraussetze, erzählt Hodzic: "Wir sagen zwar oft, das ist das Schlimmste, was wir gesehen haben. Aber meistens kommt es dann noch einmal schlimmer." Am häufigsten habe er es in seinem Beruf mit Suizidfällen in der Wohnung zu tun. Aber seine Reinigungsfirma "CCS" wird auch dann gerufen, wenn ein Leichnam erst spät gefunden wird. Auch die Reinigung sogenannter Messie-Wohnungen, in denen sich Müll oder schlimmstenfalls Fäkalien türmen, hat das Unternehmen im Programm.
Sanierung und Desinfektion
Bis hin zur Desinfizierung brauche es viele Schritte, bis ein Tatort wieder bewohnbar sei. Je nachdem, wie stark der Verwesungsprozess fortgeschritten ist, müssen Wohnungen oder Stiegenhäuser teilweise saniert werden. Tatortreinigung sei in Österreich noch immer eine Marktlücke, obwohl die Konkurrenz mehr werde und ihm teilweise mit Billigangeboten zu schaffen mache. Oft gäbe es daher auch Fälle, in denen eine Reinigungsfirma den Job nicht gut genug erledigt habe. Hodzic, der selbst eine professionelle Ausbildung in Deutschland absolviert hat, müsse dann nachreinigen.
Dankbarkeit ist groß
Oft warnen die Polizeibeamten Angehörige auch vor, einen Tatort nicht zu betreten und weisen auf die Existenz eines professionellen Tatortreinigers hin. "Im Privatbereich geht die Polizei die Reinigung eigentlich nichts an", so Hodzic. Angehörige oder Hinterbliebene seien dann froh, wenn sie eine professionelle Reinigungskraft kontaktieren können. In solchen Fällen klingelt das Telefon bei Hodzic und er macht sich auf den Weg. Nicht selten wird er mitten in der Nacht kontaktiert und muss sofort los. "Es ist ein dankbarerer Job, als wenn ich nur Fenster oder Böden putze", ist Hodzic mit seiner Berufswahl zufrieden.
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