Trotz Behinderung
Dominic droht Abschiebung nach Nigeria

Nach seinem Umfall begann Dominic beim Spar in Gallneukirchen die Straßenzeitung Kupfermuckn zu verkaufen – Nun droht ihm die Abschiebung. | Foto: privat
  • Nach seinem Umfall begann Dominic beim Spar in Gallneukirchen die Straßenzeitung Kupfermuckn zu verkaufen – Nun droht ihm die Abschiebung.
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Dominic soll abgeschoben werde, ohne dass er jemals im Asylverfahren die Chance bekam, von einem unabhängigen Gericht angehört zu werden und trotz einer von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen festgestellten Behinderung.

OÖ/LINZ/GALLNEUKIRCHEN. Seit einem unverschuldeten Unfall im Jahr 2016 ist Dominic gehbehindert und kann sich nur mit Krücken fortbewegen. Der gebürtige Nigerianer war mit einem Fahrrad unterwegs, als ihn ein Autofahrer von der Straße abdrängte. Dominic blieb mit einer gebrochener Wirbelsäule liegen. Der tragische Unfall ereignete sich nur zwei Monate nachdem er in Österreich ankam. Bis heute hatte Dominic keine Möglichkeit auf einen Reha-Aufenthalt. Längerfristige Physiotherapie oder Schmerzensgeld gibt es für ihn nicht.

Nie vor einem Richter vorgesprochen

Beide Asylansuchen wurde rechtskräftig negativ entschieden. Obwohl er nie persönlich vor einem Richter geladen wurde, wurde darin festgehalten, dass Dominic „nicht an schweren körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen“ leidet. Unabhängige Ärzte hätten diese Feststellungen zweifelsfrei widerlegt, sagt Sozialarbeiterin Susanne Gahleitner. Mitte Mai musste Dominic zwei Wochen auf der geschlossenen psychiatrischen Abteilung des Neuromed Campus behandelt werden, sein Gesamtzustand habe sich in den vielen Jahren stark verschlechtert. "Ohne regelmäßige Schmerzmittel wäre sein Zustand unerträglich", so Gahleitner.

Ex-Bürgermeisterin plädierte für Verbleib

Seit Dominics Ankunft in Österreich trat er mit vielen Menschen in Kontakt und versuchte immer sich in die Gesellschaft einzubringen. Vor seinem Umfall engagierte er sich ehrenamtlich und half bei einem Pferdestall aus. Danach begann Dominic die Straßenzeitung Kupfermuckn zu verkaufen – viele kennen ihn als stets freundlichen Zeitungsverkäufer beim Spar-Markt in Gallneukirchen. Viele Menschen in Gallneukirchen, darunter auch die ehemalige Bürgermeisterin, setzen sich für Dominic – etwa in Form einer Unterschriftenliste – für seinen Verbleib in Österreich ein. Trotz Vereinbarung mit dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Dominic einem Amtsarzt vorzuführen, passierte dies nie. Dominic wurde im Juli lediglich mitgeteilt, er sei nach Beurteilung des Amtsarztes „abschiebetauglich“. Letzte Woche wurde Dominic in Schubhaft genommen, kurz darauf aber neuerlich auf der geschlossenen psychiatrischen Abteilung des Neuromed Campus aufgenommen.

„Wie soll ich in Nigeria überleben?“

Seine Abschiebung steht dennoch für Ende August auf dem Plan. Für Dominic ein unvorstellbarer Gedanke:

„Wie soll ich dort überleben? Ich kann in meinem Zustand nicht selber für meinen Lebensunterhalt sorgen, Medikamente bekomme ich dort nicht, ich habe niemanden, der mich in Nigeria unterstützen kann. Ich bitte die Regierung und die Menschen in Österreich darum, mir zu helfen. Ich möchte einfach schmerzfrei leben und auch für mich selber sorgen können.“

Aufgrund seines sich stark verschlechterten Zustandes, soll laut seiner Sozialberaterin noch einmal ein Antrag auf ein Aufenthaltsrecht eingebracht werden. Dominic hofft, dass er dieses Mal endlich persönlich vor einem Gericht angehört wird. "Österreich nimmt nicht nur in Dominics Fall die Verantwortung nicht wahr, Menschen ein faires Asylverfahren zu gewährleisten“, sagt Gahleitner. Schwerwiegenden Fehler im Asylverfahren seien hierzulande keine Seltenheit. Im Dezember 2020 berichtete Rechtsanwalt Clemens Lahner in einem Gastkommentar auf derstandard.at darüber, dass 40 Prozent der negativen Entscheidungen des BFA vom Bundesverwaltungsgerichtshofes (BVwG) wieder aufgehoben werden mussten.

Petition für faires Asylverfahren

Mittlerweile hat Sozialarbeiterin Susanna Gahleitner eine Petition gestartet. Mehr als 1.300 Personen haben die Forderung nach einem fairen Asylverfahren für Dominic bereits unterschrieben. Wer Dominic unterstützen möchte, kann sich auch direkt an Susanne Gahleitner unter Mail susannegahleitner@gmail.com wenden.

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