Erneut Zelte von Bettlerfamilien in Brand gesteckt

Foto: Bettellobby OÖ
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Die Zelte, die eine Gruppe Roma in der Waldeggstraße aufgeschlagen hatte, standen gestern in Flammen. Eine kleinere Gruppe kehrte gerade zu ihrem Lager zurück, als die Feuerwehr noch dabei war, das Feuer zu löschen. Erst im Februar kam es zu zwei Brandanschlägen beim selben Lager. Eine Großfamilie, die derzeit in Linz campiert, war schon vom letzten Anschlag betroffen und hat nun zum zweiten Mal ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Vier von sechs Zelten brannten komplett nieder.

Suche nach Tätern

Die Spurensicherung ergab laut Polizei, dass der Brand gelegt worden ist. Zwei Zelte dürften aufgrund der Nässe nicht in Brand geraten sein. Das Landesamt für Verfassungsschutz wurde informiert und in die Ermittlungen einbezogen. Derzeit gibt es keinen Hinweis auf die Täterschaft. Die Polizei ersucht verdächtige Wahrnehmungen bei der Kripo der Polizei Linz, unter der Telefonnummer 059133-45 33 33 zu melden.

Kein Unterschlupf in Linz

Die etwa 30 Personen umfassende Familie, zu der auch einige Kinder gehören, fand letzte Nacht im Postverteilzentrum Unterschlupf. Heute steht sie wieder auf der Straße. "Diese Menschen haben in Linz keinen Zugang zu Notschlafstellen, Wärmestuben oder anderen sozialen Einrichtungen. Die Notschlafstelle B37 etwa ist nur für Österreicher zugänglich und nimmt auch keine Kinder auf", sagt Christian Diabl von der Bettellobby OÖ. Auch der Wagenplatz beim Pichlinger See ist nur für kurzfristig Durchreisende in Wägen konzipiert. Längere Aufenthalte und das Aufstellen von Zelten sind verboten. Den Familien bleibt demnach nichts anders übrig, als in Zelten, Abbruchhäusern oder Autos zu schlafen. Die Caritas bittet um Zelten, Decken, Schlafsäche, Kleidung oder Medikamente für die Menschen, die in der vergangenen Nacht alles verloren haben.

Aufhebung des Bettelverbots gefordert

100 bis 150 Notreisende aus EU-Mitgliedsstaaten, davon rund ein Drittel Kinder, halten sich seit Jahren immer wieder in Linz auf. "Sie kommen, weil sie in ihrer Heimat diskriminiert werden, im Elend leben und keine Perspektive für sich und ihre Familien sehen", so Diabl. Auch die Verschärfungen der Bettelgesetze in den vergangenen Jahren konnten daran nichts ändern. Die Bettellobby fordert daher, die Bettelverbote zurückzunehmen. "Sie erschweren den ohnehin schwierigen Alltag der Betroffenen weiter und haben sich als völlig untauglich erwiesen, um etwaige kriminelle Strukturen zu bekämpfen", sagt Diabl. Das Strafrecht biete genug Möglichkeiten, um bei organisierter Kriminalität, Menschenhandel, Zwang oder Nötigung einzugreifen. Stattdessen brauche es eine eigene Notschlafstelle für Familien. Den Kindern müsse außerdem der Zugang zu Bildungseinrichtungen ermöglicht werden, damit sie ihre Eltern nicht beim Betteln begleiten müssen.

Soziale Städtepartnerschaft

Nichtzuletzt brauche es eine Debatte frei von Hetze, Vorurteilen und Verallgemeinerungen sowie mehr Druck auf die Europäische Union für eine langfristige Lösung. In einem runden Tisch soll auf Wunsch der Bettellobby OÖ in Oberösterreich eine Strategie für den Umgang mit dieser speziellen Form der Armutsmigration entwickelt werden. Dabei sollen die Betroffenen selbst eingebunden werden. "Derzeit gibt es in vielen europäischen Städten einen Wettbewerb, um die Situation für Bettler zu verschlechtern, damit sie zu Hause bleiben oder in andere Städte weiterziehen."
Linz soll auf Wunsch der Vertreter der Bettlerlobby OÖ eine Vorreiterrolle einnehmen und eine soziale Städtepartnerschaft eingehen. Ein Großteil der Roma-Familien kommt nämlich aus Brasov, einer Partnerstadt von Linz. Im Rahmen einer solchen Partnerschaft könnte es gemeinsame Gespräche über die Lebensumstände der Roma in Brasov und Umgebung geben, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Ursachen der Armutsmigration und den Motiven der Menschen, nach Linz zu kommen. In weiterer Folge braucht es Sozial- und Wirtschaftsprojekte vor Orte, um den Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive zu geben. "Nur das wird sie davon abhalten, zum Betteln nach Linz zu kommen", sagt Diabl. Bürgermeister Klaus Luger steht dem Vorschlag positiv gegenüber: „Den Ideen der Bettellobby, mit Brasov eine „soziale Partnerschaft“ ins Leben zu rufen und hier eine Gesprächsbasis aufzubauen, bin ich nicht abgeneigt."

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