Erste gültige katholische Weihe einer Frau in Oberösterreich
Die erste Frau in der Geschichte des Christentums in Oberösterreich wurde in katholischer Form gültig zur Diakonin geweiht. Elisabeth Steinegger (60) wurde am Sonntag diese Ehre zuteil. Bischof Okoro weihte Steinegger und betonte in seiner Predigt, dass nicht Mann oder Frau, sondern eine gute Ausbildung und vor allem die Liebe zu Gott und die Liebe zu Menschen für das Amt als katholische Diakonin entscheidende Voraussetzungen seien.
„Wir erlebten den Unterschied zwischen nur geredeter und tatsächlicher Gleichstellung von Mann und Frau in der Kirche“ so der Gemeindepfarrer Hannes Dämon. „Für uns ist es – Gott sei Dank – selbstverständlich geworden, dass Frauen am Altar stehen oder Gemeinden leiten“, so Dämon weiter.
In der bis auf den letzten Platz besetzten altkatholischen Kirche im Prunerstift in Linz fanden sich zahlreiche Ehrengäste ein. Während die römisch-katholische Kirche eine Teilnahme von Bischof Schwarz oder einer Vertretung ablehnte, waren der Präsident der „Katholischen Aktion Oberösterreich“, Bert Brandstetter und die Vorsitzende der „Katholischen Frauenbewegung“ (kfb), Erika Kirchweger anwesend. „Ich empfinde fast so etwas wie Neid“, sagte Brandstetter in seinem Grußwort gegen Ende des Gottesdienstes. „Aber ich weiß, dass katholisch mehr bedeutet als römisch-katholisch. So freue ich mich mit der Altkatholischen Kirche, die diesen Schritt getan hat.“ Im Anschluss daran segnete Kirchweger die neugeweihte Diakonin mit einem Frauen-Segen. Dies war für viele Mitfeiernde ein besonders berührender Moment. Vertreten war auch das „Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich“, Grußbotschaften kamen unter anderem von Landeshauptmann Josef Pühringer und dem Superintendenten der evangelischen Kirche A.B., Gerold Lehner.
Diakonin Steinegger tief bewegt
Elisabeth Steinegger war sichtlich bewegt. Die 60-Jährige ist verwitwet und seit Jahrzehnten altkatholisch. Als Mutter von drei erwachsenen Kindern engagiert sie sich seit vielen Jahren in der Familienpastoral. Die Hinwendung zu Menschen, die Hilfe brauchen, ist ihr ein besonderes Anliegen. Bisher „Seelsorgehelferin“ („Pastoralassistentin“) wird sie in Hinkunft alle Aufgaben als Diakonin übernehmen, zum Beispiel Krankensalbungen (ohne Beichte) und Verkündigung des Evangeliums im Gottesdienst.
Die Altkatholische Kirche entstand als Widerstandsbewegung gegen das Papsttum in der heutigen Form. Seit 140 Jahren lebt diese katholische Kirche Demokratie, Pflichtzölibat gibt es seit über hundert Jahren auch keines. „Wir sind wirklich katholisch mit sieben Sakramenten, der gleichen Bibel wie die römisch-katholische Kirche“, betont Ingeborg Hager. Sie ist Vorsitzende des Leitungsgremiums der Altkatholischen Kirche in Oberösterreich-Ost. „Der Gottesdienst ist katholisch. Unsere Bischöfe, Priester und Diakone sind gültig geweiht, stehen in der Apostolischen Sukzession. Und wir sind – entgegen unserem Namen – modern. Ich lebe mit Freude meinen katholischen Glauben.“
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