"Lernen ist nur eine Nebenwirkung"

André Stern war kürzlich auf Einladung der Caritas OÖ in Linz zu Gast und sprach über Bildungsalternativen. Foto: Catherine Forest
  • André Stern war kürzlich auf Einladung der Caritas OÖ in Linz zu Gast und sprach über Bildungsalternativen. Foto: Catherine Forest
  • hochgeladen von Johannes Grüner

LINZ (jog). Wer den Film "Alphabet" des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer gesehen hat, dem ist André Stern ein Begriff. Der 1971 in Paris geborene Gitarrenbauer, Musiker und Autor ist nie zur Schule gegangen. Seine Erfahrungen schildert er mittlerweile in Büchern und zahlreichen Vorträgen rund um den Globus.

StadtRundschau: Sie sind nie zur Schule gegangen. Hat Ihnen nie die Gesellschaft von Gleichaltrigen gefehlt?
André Stern: Unsere Gesellschaft geht von der Idee aus, dass Kinder sich mit Kindern identifizieren. Ich habe mich immer mit allen Mitmenschen identifiziert. Kinder wollen spielen und suchen sich deshalb auch jemanden, der spielt, egal ob das ein Erwachsener oder ein Kind ist.

Sie haben sich Ihr Wissen also rein spielerisch und mit Begeisterung angeeignet?
Im Prinzip ja. Spielen kann eine sehr ernsthafte, einnehmende Tätigkeit sein. Man hat immer das Gefühl, dass Begeisterung und Freude dasselbe sind, ist es aber nicht. Es ist manchmal so ernst wenn Kinder begeistert sind, es packt sie so sehr. Das betrachte ich jeden Tag bei meinem Sohn Antonin. Kinder können gar nicht zwischen Lernen und Spielen unterscheiden. Für Kinder ist Lernen die Nebenwirkung des Spielens.
Sobald wir in die Schule gehen, unterscheiden wir aber sehr stark zwischen Lernen und Spielen. Spielen ist oft eine Belohnung fürs Lernen.
Das fängt viel früher an. Eltern sagen schon: So, jetzt musst du aufhören zu spielen und anfangen zu lernen. Das wäre wie wenn ich sagen würde: Atmen sie, aber bitte ohne Luft zu holen. Das Kind hat eine Neigung, eine Veranlagung, man vermittelt ihm "so bist du nicht in Ordnung". Eigentlich müsste das Spielen das Wichtigste sein. Ich bin aber sicher kein Schulfeind.

Gab es trotzdem Strukturen in Ihrer Kindheit?

Klar, es gab Rituale und familiäre Regeln. Ich bin schon als Kind jeden Tag um sechs Uhr aufgestanden, um Gitarre zu üben. Ich habe unterschiedlichste Kurse besucht, oder Vorlesungen im Collège de France. Nur eben ohne Vorgaben, was wann gelernt werden muss. Lesen hab ich erst mit neun richtig begonnen.

Um Ihren Weg zu gehen, fehlt den meisten Eltern aber genügend Zeit, oder?
Das denke ich nicht. Es ist eine Sache der Haltung, es geht darum was man den Kleinen vorlebt. Diese Haltung verlangt nicht viel Energie und Geld. Man darf nicht denken, dass die Zeit mit dem Kind abegzogen wird. Die Geburt eines Kindes sollte eigentlich eine andere Einstellung bewirken. Wer dasselbe Leben wie vorher führen will, wird scheitern.

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