Schlag gegen "Zigarettenmafia"
Linzer Zoll hob illegale Zigarettenproduktion aus

Foto: rotoGraphics/Panthermedia

Der Linzer Zoll stellte im Bezirk Bruck an der Leitha (NÖ) 2,4 Tonnen Tabak sowie Maschinen zur Herstellung von 15.000 Stangen Zigaretten sicher – dem Zugriff gingen jahrelange internationale Ermittlungen voraus.

LINZ. Dem Linzer Zoll gelang ein großer Schlag gegen die internationale Zigarettenmafia. In zwei angemieteten Lagerhallen im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha beschlagnahmten die Beamten 2,4 Tonnen Tabak und Maschinen zur Tabakaufbereitung. Dem Zugriff ging ein Hinweis der französischen Zollverwaltung im September 2018 voraus. Dabei wurde ein Lkw aus Oberösterreich kontrolliert. Die französischen Zollbeamten stellten drei Paletten transportierte Schmuggelzigaretten sicher. Die Zollfahndung Linz startete daraufhin mit ihren Ermittlungen.

Schmuggelware als Kekse getarnt

Aufgrund der internationalen Dimension und Komplexität des Falls gestaltete sich das Verfahren als äußerst aufwendig und zeitintensiv. Die Untersuchungen ergaben, dass eine ungarische Firma mit Sitz in Wien mehrere Schmuggelsendungen an Zigaretten als Kekslieferungen getarnt nach Großbritannien gesandt hatte. Disponiert wurden diese Sendungen über bis zu sieben verschiedene Speditionen, was die Nachverfolgung erheblich erschwerte.

Tabak für drei Millionen Zigaretten sichergestellt

Die Ermittlungs- und Überwachungsmaßnahmen der Zollfahndung Linz führten schließlich zu den beiden angemieteten Lagern am Rande des Industrieviertels im Bezirk Bruck an der Leitha. Im September 2020 gab es schließlich vor Ort eine Hausdurchsuchung. Die Zollbeamten stellten 2,4 Tonnen Tabak sowie Maschinen zur Tabakaufbereitung sicher. Das vorhandene Material hätte zur Herstellung von drei Millionen Stück Zigaretten gereicht – umgerechnet 15.000 Stangen.

Corona stoppte illegale Produktion

Hinzugezogene Experten eines Tabakunternehmens bestätigten, dass es sich bei den beschlagnahmten Maschinen um wesentliche Teile einer Zigarettenproduktionslinie handelt. Die Maschinen aus Polen hätten eine Produktionskapazität zur Verarbeitung von 200 Kilogramm Tabak pro Stunde. Alles deutet demnach darauf hin, dass in diesen beiden Lagern zwar eine Zigarettenproduktion gestartet hatte, die Waren- und Personalbeschaffung sowie weitere Logistik durch die Folgen der Covid-19-Pandemie jedoch erheblich gestört worden waren. So war die illegale Zigarettenproduktion zum Stillstand gekommen, bevor sie noch richtig angelaufen war.

Bande in Großbritannien aktiv

Die internationale Zusammenarbeit der Zollbehörden nahm mit diesen Erkenntnissen weiter an Fahrt auf. Beim Abgleich der Ermittlungsergebnisse der Linzer Zollfahndung stellten die KollegInnen aus Großbritannien Übereinstimmungen mit einem ihrer Ermittlungsfälle fest. In Großbritannien erfolgten weitere Zugriffe durch die dort tätigen Behörden. Insgesamt sollen 21 Millionen Stück Zigaretten von den Schmugglern nach Großbritannien eingeschleust worden sein. Mittlerweile gilt als gesichert, dass der Fall in Österreich einen Teil dieses großangelegten, internationalen Netzwerkes darstellt. Dieses kriminelle Netz befasst sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Schmuggelzigaretten nach Großbritannien.

Verfahren gegen zwei Beschuldigte

In Österreich wird ein Finanzstrafverfahren gegen zwei Beschuldigte der ungarischen Firma geführt. Sie stehen im Verdacht, zusätzlich zur illegalen Produktion in den Lagerhallen eine Menge von zumindest 2,7 Millionen Stück Zigaretten von Ungarn über Österreich nach Großbritannien geschmuggelt zu haben. Der dadurch entstandene Steuerschaden beläuft sich auf rund 540.000 Euro. Darüber hinaus werden sie der verbotenen Herstellung von Tabakwaren beschuldigt.

Bis zu vier Jahre Haft möglich

Die Beschuldigten erwarten 540.000 Euro Steuernachzahlungen sowie ein Gerichtsverfahren. Das Höchstmaß beträgt dabei jeweils rund 1,3 Millionen Euro an Geldstrafen, rund 400.000 Euro an Wertersatzstrafen sowie bis zu vier Jahren an Freiheitsstrafe. Der beschlagnahmte Tabak und die Maschinen der Zigarettenproduktionsstraße gelten rechtlich als verfallen und werden der behördlich beaufsichtigten Vernichtung zugeführt. 

"Beharrliche Ermittlungen"

„Die beharrlichen Ermittlungen der Zollfahnder haben nicht nur der Republik Österreich und der Europäischen Union einen weiteren Steuerschaden von rund 700.000 Euro erspart. Auch Konsumentinnen und Konsumenten wurden vor erheblichen Gesundheitsgefahren aufgrund der unsachgemäßen Herstellungsbedingungen und unbekannten Inhaltsstoffe illegal produzierter Tabakwaren bewahrt“, so Finanzminister Gernot Blümel.

Mehr Nachrichten aus Linz finden Sie auf meinbezirk.at/linz

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.