Poly Urfahr "geht lesen"

Lesen ist für viele heutzutage ein Fremdwort. Rund 20 Prozent aller Schüler der 9. Schulstufe weisen eine schwache Lesekompetenz auf. In der Polytechnischen Schule ist dieser Prozentsatz noch höher. Über 50 Prozent der SchülerInnen geben in einer Umfrage an, nicht in der Freizeit zum Vergnügen zu lesen. Dazu kommt, dass die Schüler der Polytechnischen Schule (PTS) Urfahr aus über 20 unterschiedlichen Nationen kommen. Die daraus resultierende Halbsprachigkeit stellt für viele ein Problem dar. Besonders die Burschen sind eher schlechte Leser.

Um die Sprachkompetenz zu verbessern, entwickelten Lehrer und Schüler gemeinsam ein Vorleseprojekt. "Gemma lesen" wurde in verschiedenen Linzer Kindergärten durchgeführt. Das Projekt sollte die Mehrsprachigkeit der Migranten als Ressource nutzen. Die Schüler, die zum großen Teil eine andere Muttersprache sprechen, sollten so die eigenen Sprach- und Lesefähigkeiten ausbauen und bei den Kindergartenkindern das Interesse für Bücher und ein späteres eigenständiges Lesen fördern.

Die zweisprachig vorgetragenen Geschichten waren darüber hinaus für viele Kindergartenkinder von besonderem Interesse, da auch für sie Deutsch nicht die Muttersprache ist. Eine gute Kenntnis der Muttersprache erleichtert erwiesener Maßen den Erwerb der Zweitsprache enorm.

Um den Schülern ein Gefühl für richtiges Vorlesen zu geben, startete das Projekt mit einem theaterpädagogischen Workshop, in dem neben Techniken zum Vorlesen auch Übungen zum Selbstvertrauen bestritten wurden. An Hand von Bilderbüchern wurde dann die konkrete Vorlesesituation im Tandem geübt: einer liest in der Fremdsprache vor, der andere zeigt das Bild im Buch dazu. Dann liest der zweite die selbe Seite Deutsch vor.

Insgesamt wurden fünf "Gemma Lesen"-Teams gegründet, die bisher zehn Vorlese-Termine im Kindergarten absolvierten. Vorgelesen wurde in Kleingruppen in den Fremdsprachen Bosnisch, Tschetschenisch, Albanisch und Türkisch.

Für ihr Projekt wurde die PTS Urfahr bereits mit dem mit 13.500 Euro dotierten Linzer Förderpreis "Stadt der Kulturen" ausgezeichnet. “Das Projekt ist auf Grund seiner Vielschichtigkeit spannend: Förderung der Freude am Vorlesen, Erleben von Mehrsprachigkeit als Ressource, Vorlesen als Bestandteil des Familienlebens!“ freut sich Gemeinderätin Regina Fechter, Initiatorin des Projekts.