Nach Horror-Unfall
Schockierte Anrainer fordern Politik zum Handeln auf

Neustadtviertel-Bewohner Peter Lang fordert nach dem Horror-Crash Konsequenzen. | Foto: BRS/Diabl
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Nach dem Horror-Crash mit zwei Toten haben die Bewohner des Neustadtviertels genug von Beschwichtigungen der Politik und fordern neben mehr Kontrollen auch bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.

LINZ. Es war gegen halb elf, als Stefan Walcherberger einen lauten Knall hörte. Sofort war ihm klar, dass es sich dabei um einen Unfall handelt. Der Radiologe, der seit zehn Jahren an der Humboldtstraße wohnt, eilte zu den Unfallopfern, um erste Hilfe zu leisten. Doch den beiden jungen Männern war nicht mehr zu helfen. Einer der beiden, ein 24-jähriger Linzer raste zuvor mit seinem Motorrad auf der Flucht vor der Polizei mit mehr als 100 km/h über mehrere rote Ampeln. An der Kreuzung mit der Bürgerstraße rammte und tötete er einen 26-jährigen E-Scooter-Fahrer, der bei Grün die Straße querte. Der Biker war als Teil der Tuning-Szene amtsbekannt und ohne Führerschein unterwegs.

Zwei Kinder auf Zebrastreifen verletzt

Es war der zweite schwere Unfall in der Gegend binnen einer Woche. Bereits am 23. April hatte ein Autolenker eine rote Ampel auf der Kreuzung Goethe- und Dinghoferstraße überfahren. Er krachte in ein querendes Auto, das wiederum eine Mutter mit ihren zwei Kindern auf dem Zebrastreifen erwischt hat. Die junge Frau wurde leicht, die beiden Kinder schwer verletzt.

Diese Kerzen wurden im Gedenken an das Unfallopfer aufgestellt. | Foto: BRS/Diabl
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"Man fühlt sich nicht mehr sicher"

Seit dem Horror-Crash in der Humboldtstraße gärt es im Neustadtviertel. Viele Bewohner fühlen sich von der Linzer Politik im Stich gelassen. Vor allem in der Nacht und an den Wochenenden kommt es immer wieder zu illegalen Straßen- oder Beschleunigungsrennen. Quietschende Reifen und aufheulende Motoren sind zwischen südlicher Landstraße und Dinghoferstraße an der Tagesordnung, berichten uns viele Bewohner. "Man fühlt sich als nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmer nicht wirklich sicher", so Ersthelfer Walcherberger. So würde etwa der temporäre, orange Zebrastreifen auf der Humboldtstraße von gefühlt 90 Prozent der Autolenker ignoriert. Auch Peter Lang ist schockiert. "Die rasen wie die Irren", erzählt er beim Lokalaugenschein mit der StadtRundschau. "Die langen breiten Straße laden offensichtlich dazu ein", so Lang. Besonders perfide: Seit dem Unfall hören Anrainer jeden Tag Motorradfahrer, die an der Unfallstelle noch extra den Motor hochfahren. "Das ist ein Statement aber sicher das falsche", sagt Walcherberger.

Seit Jahren warnt die Bürgerinitiative "Lebenswerter Hessenpark und Umgebung" vor Rasern und Autoposern im Neustadtviertel. | Foto: Bürgerinitiative Hessenpark und Umgebung
  • Seit Jahren warnt die Bürgerinitiative "Lebenswerter Hessenpark und Umgebung" vor Rasern und Autoposern im Neustadtviertel.
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Bauliche Maßnahmen gefordert

Auch wenn die Intensität laut Anrainern zugenommen hat, ist das Problem nicht neu. Seit Jahren fordert die Bürgerinitiative "Lebenswerter Hessenpark und Umgebung" Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.

"Man muss sich nur selber ein Bild vor Ort machen, um das zu erkennen. Das Neustadtviertel zieht mit der Begegnungszone südliche Landstraße die Auto- und vermehrt die Motorradszene an. Die überbreiten Einbahnen Humboldt- und Dinghoferstraße animieren anschließend zum Rasen. Manche Schleichwege mitten durch Wohngebiete runden dann die Rennstrecke ab", so der Sprecher der Initiative, Werner Hudelist.

Es brauche bauliche Veränderungen bis hin zu nächtlichen Durchfahrtsverboten. Die Linzer Grünen fordern außerdem Tempo 30 auf allen Straßen des Neustadtviertels. Zuständig ist Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ). Von baulichen Maßnahmen hält er nichts. "Das einzige Mittel das helfen würde – härtere Strafen, vor allem für bereits amtsbekannte Raser", so Hein. Man sei mit der Polizei diesbezüglich laufend in Kontakt. Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) hat gegenüber der StadtRundschau angekündigt, sich die Realsituation genau anzusehen, Überwachungen einzuleiten und jede potenzielle Möglichkeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und der Lärmreduktion detailliert eruieren. Wie Hein plädiert auch er für härtere Strafen, etwa die Abnahme der Fahrzeuge.

Stärkere Überwachung

Zumindest Radarboxen könnten schon bald kommen. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) will sich dafür einsetzen. Am Geld werde es jedenfalls nicht scheitern, so Luger. Hein gibt sich zurückhaltender. Er werde sich das mit der Polizei ansehen, jedoch keine Radarboxen auf Zuruf installieren. Radarboxen hätten den Unfall auch nicht verhindert. Für die Anrainer wären diese ohnehin nur ein erster Schritt.

Unternimmt die Politik genug gegen Raser und Autoposer in Linz?
Kommentar: Straßen zum Leben, nicht zum Rasen

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