Silvesterbräuche: So feiert man anderswo
Linzer mit ausländischen Wurzeln haben uns verraten, wie in ihrer Heimat der Jahreswechsel gefeiert wird.
In Russland steht ein besonders wichtiger Tag bevor. Hier ist nicht Weihnachten der wichtigste weltliche Festtag, sondern "Novyi god", der 31. Dezember. "Viele Familien feiern an diesem Tag Weihnachten und Silvester zugleich", sagt Tatsiana Kaindl, Obfrau des Linzer Vereins "Druzhba" zur Förderung russischer Kultur und Sprache. Zuhause wird ein Tannenbaum mit bunten Glaskugeln, elektrischen Lichterketten, Girlanden und Lametta, aber ohne Kerzen geschmückt. Zwei wichtige Figuren der Vorsilvesterzeit in Russland sind "Ded Moroz" (Väterchen Frost) und "Snegurotschka" (Schneemädchen). „Ded Moroz“ trägt einen langen roten Mantel, ein dicker Eiszapfen dient ihm als Zauberstab. „Snegurotschka“ ist eine junge Frau im blauen oder weißen Mantel und symbolisiert das zum Eis gewordene Wasser, ihr blondes Haar ist zu einem Zopf geflochten, am Kopf trägt sie eine Eiskrone oder Pelzmütze. Beide kommen in einem Pferdespann aus Sibirien, um den Kindern zu gratulieren und kleine Geschenke zu bringen, meist Süßigkeiten und Pralinen. In den Kindergärten werden Neujahrsfeste gefeiert, bei denen die Kinder verkleidet kommen, etwa als Pirat, Prinzessin, Fee oder Eichhörnchen. Die Kinder singen und tanzen Reigen um den Weihnachtsbaum. "Zuhause versammelt sich dann die ganze Familie, um gemeinsam zu essen und das alte Jahr mit Ansprachen zu verabschieden. Zu den kulinarischen Klassikern gehören russischer Sekt und russischer Salat, Heringsalat mit roten Rüben, Kaviar und Mandarinen. Das Kommen des neuen Jahres wird durch die Ansprache des russischen Präsidenten und das Schlagen der Kreml-Uhr markiert. Währenddessen stoßt man mit Sekt an und denkt sich einen Wunsch aus, der – so will es der Brauch – unbedingt in Erfüllung geht", sagt Kaindl.
Silvester im Hochsommer
Ganz ähnlich wie bei uns sieht der Silvesterabend in Argentinien aus. Allerdings müssen die Feiernden weniger frieren, weiß Sebastián Rodríguez, Besitzer des argentinischen Spezialitätengeschäfts Baires in der Klosterstraße: "Wir feiern Silvester bei hochsommerlichen Temperaturen. In Buenos Aires kann es schon einmal 40 Grad haben. Dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit aufgrund des Flusses Rio de la Plata. In Argentinien trifft man sich an Silvester mit der ganzen Familie und allen Freunden. Es wird gemeinsam gekocht oder gegrillt und dann essen und plaudern alle bis Mitternacht, wo wir uns ,Feliz Ano Nuevo!" (Frohes neues Jahr) wünschen. Dann starten die fulminanten Feuerwerke in der ganzen Stadt. Tausende Menschen sind auf den Straßen und feiern und tanzen die Nacht durch bis am frühen Morgen die heiße Sonne wieder scheint."
Dem Glück nachhelfen
Heiß ist es auch in Chile an Silvester. In den chilenischen Haushalten wird traditionell ein üppiges Silvester-Mahl aufgetischt, etwa ein gefüllter Truthahn. Ein wesentlicher Bestandteil des chilenischen Neujahrs ist Champagner oder Sekt, der pur oder mit Ananaseis serviert wird. Dazu werfen sich alle in Schale und tragen ihre schönsten Kleider. Um das Neujahr bestmöglich zu beginnen und die Erfüllung aller Wünsche zu unterstützen, bedienen sich die Chilenen einer Reihe von Ritualen, weiß Carolina Mader von Mader Reisen am Hauptplatz: "Die meisten dieser abergläubischen Handlungen wurden von den spanischen Kolonialisten eingeführt. Einer der meist verbreiteten Bräuche ist das Essen von Linsen, das Gericht des „guten Glückes“ – genau dann, wenn die Uhr den Jahreswechsel anzeigt, soll man einen Löffel voll Linsen essen. Auch das Essen von zwölf Weintrauben, eine pro Glockenschlag, soll dem Erfüllen aller Wünsche für das kommende Jahr dienlich sein. Einige glauben sogar, dass der Geschmack jeder Traube – süß, bitter oder sauer – die kommenden zwölf Monate widerspiegelt. Frauen tragen an diesem Tag gern gelbe Unterwäsche, um Glück in der Liebe zu haben, da diese Farbe mit Freude und Fruchtbarkeit assoziiert wird. Diejenigen, die im nächsten Jahr verreisen wollen, sollen hingegen ein paar Runden mit einem Koffer auf der Straße drehen oder mit dem Koffer auf einen Tisch steigen. Es gibt auch ein Ritual, damit das Geld während des Jahres nicht fehlt: Münzen in die Schuhe, Gold auf ein Champagnerglas oder in die Hosentaschen geben. Auf jeden Fall muss man aber natürlich an das glauben, was man macht."
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