Weyrer Powerfrau in Türkeis Hauptstadt
Seit 25 Jahren in Istanbul und Ankara erfolgreich als Unternehmerin.
von Thomas Winkler aus Ankara
ANKARA, WEYER. Sie entwickelt Uniformen für die Spezialeinheiten der türkischen Polizei, hat eine eigene Spezialitätenbäckerei mit fünf Angestellten und vor kurzem auch noch eine Marketing-Agentur gegründet. Die zweifache Mutter Diana Lindenbauer-Güven wäre auch in Österreich eine Vorzeige Unternehmerin. In der noch immer von Männern dominierten türkischen Gesellschaft ist sie es umso mehr. Dort hin gebracht hat "mich meine Neugier", erzählt die 46-Jährige beim Treffen mit einer oberösterreichischen Delegation, die unter Führung von Wirtschaftslandesrat Michael Strugl sowie seinen Kolleginnen Doris Hummer (Bildung), Gertraud Jahn (Soziales) und des oö. Wirtschaftskammer-Präsidenten Rudolf Trauner die Metropolen Ankara und Istanbul bereiste.
Mit 21 Jahren in die Türkei
Denn nach Volksschule und Gymnasium in Waidhofen, der Holz- und Steinbildhauer-Ausbildung in Hallstatt sowie der Meisterklasse für Malerei und Textil in Graz, bewarb sie sich vor gut 25 Jahren als Textildesignerin in Istanbul. "Und ich wurde prompt genommen", erinnert sich Lindenbauer-Güven. "Spezialisiert auf technische Bekleidung wurde ich von goretex ausgebildet und habe 1997 begonnen, für Behörden Uniformen zu designen und das komplette Outfit zu entwickeln. Die türkischen Spezialeinheiten der Polizei wollen inzwischen komplette Konzepte von mir in Zusammenarbeit mit goretex." Bei dieser Zusammenarbeit mit goretex lernte sie auch ihren Mann kennen, mit dem sie inzwischen einen vierjährigen und einen gut zehnjährigen Buben hat. Nicht genug für die Powerfrau aus Weyer. Weil ihr gutes Gebäck fehlte, besann sie sich auf die Familientradition: "Ein Vorfahre meines Vaters war in Kaiser Franz Josefs Bäckerei. Ich komme aus einer Bäckereidynastie, alle sind ausgebildete Bäcker, auch mein Vater, der aber dann Bildhauer geworden ist."
Und so gründete Lindenbauer-Güven 2012 ihre zweite Firma in Ankara: Dianas Backhhaus, eine Spezialitäten-Bäckerei mit fünf Mitarbeitern, die vor allem fettlose Grissini herstellt.
"Österreichische" Erziehung der Kinder
Mit denen beliefert sie inzwischen mehrere Großkunden, verkauft sie aber auch gleich in einem Geschäft, das an die Produktion angeschlossen ist. Weil die Bäckerei aber "fast von selbst" laufe und das projektbezogene Entwickeln der Uniformen nicht ständig ihre Aufmerksamkeit erfordere, habe sie vor eineinhalb Monaten auch noch eine Werbeagentur gegründet, die vor allem im digitalen Bereich tätig ist und "wo ich meine Kreativität ausleben kann". Bei all der Arbeit dürfe aber die Erziehung der Kinder nicht zu kurz kommen: "Ich will und muss ihnen die deutsche Sprache und die österreichische Kultur und Erziehung vermitteln."
Besuche bei der "Weyer-Oma"
Deswegen reise die Familie häufig nach Österreich: "Die Kinder freuen sich immer sehr darauf, zu den Großeltern zur Weyer-Oma und zum Weyer-Opa zu kommen." Damit sind Alois und Maria Lindenbauer gemeint, die beide in Weyer leben. Zuhause bei ihren Eltern genießt Lindenbauer-Güven, was in der Türkei keine Selbstverständlichkeit ist: "Als Frau alleine draußen spazieren zu gehen, ohne angesprochen zu werden." Sich als ausländische Frau den Respekt der von Männern dominierten türkischen Gesellschaft zu erarbeiten, sei nicht einfach gewesen.
Die "ausländische Braut"
Die Schwiegereltern, zwei pensionierte Diplomaten, "waren anfangs angeblich nicht so sehr für eine ausländische Braut", erinnert sich Lindenbauer-Güven mit einem Lächeln. Aber sie erarbeitete sich ihre Akzeptanz "und wir feiern türkische Feiertage genauso gemeinsam wie Weihnachten, ich mache auch bei den religiösen türkischen Feiertagen mit." Und obwohl sich alles gut für sie entwickelt hat, sagt die Powerfrau aus Weyer: "Mit dem Wissen von heute weiß ich nicht, ob ich nochmals wie vor 25 Jahren als Frau in die Türkei kommen würde."
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