Politposse
Bam Oida! Warum die Stadt Linz Bäume mit Ablaufdatum pflanzt

Günter Eberhardt vor einer der künftigen Bauminseln in der Stockhofstraße. Im Hintergrund vier echte Schattenspender, deren Größe die neuen Bäume wohl nur schwer erreichen werden.  | Foto: BRS/Diabl
  • Günter Eberhardt vor einer der künftigen Bauminseln in der Stockhofstraße. Im Hintergrund vier echte Schattenspender, deren Größe die neuen Bäume wohl nur schwer erreichen werden.
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Warum in der Stockhofstraße acht Bäume gepflanzt werden, obwohl sie in dieser Form eigentlich keiner will. Und wie sich zwei Vizebürgermeister gegenseitig die Schuld dafür geben. Eine Politposse aus der "Klimahauptstadt" Linz.

LINZ. Acht neue Bäume sollen in der Stockhofstraße schon bald für Abkühlung sorgen. Doch das dauert. 20 bis 30 Jahre braucht ein Stadtbaum unter guten Bedingungen, um eine ausreichend große Baumkrone zu bilden. In der Stockhofstraße jedoch könnte das Vorhaben schon vor dem ersten Spatenstich zum Scheitern verurteilt sein, warnt Günter Eberhardt, Architekt und Sprecher der Linzer Baumrettungsinitiative. Denn wie die StadtRundschau erfahren hat, werden diese Bäume herkömmlich und nicht nach dem neuen Schwammstadt-Prinzip gepflanzt, dem sich eigentlich auch die Stadt Linz verschrieben hat.


Klimaeffekt durch gesundes Wurzelwachstum

Wird eine Schwammstadt errichtet, erhalten neue Bäume einen wesentlich größeren Straßenunterbau als bisher. Grobe Steine als Unterlage speichern ein Vielfaches an Wasser. Dieser "Schwamm" soll ein gesundes Wurzelwachstum gewährleisten, das es braucht, um eine schattenspendende Krone zu entwickeln. Ansonsten bleiben die Bäume eher Bäumchen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 20 Jahren und der Klimaanlagen-Effekt ein Reißbrettkrepierer. Die 1.000 Bäume der Linzer Baumpflanzungsoffensive sollen deshalb nach diesem Prinzip gepflanzt werden, auch wenn die Kosten um ein Vielfaches höher sind.


Wechselseitige Schuldzuweisungen

Warum gilt das dann nicht in der Stockhofstraße? Zuständig sind Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) für die Umgestaltung und Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) für die Baumpflanzungen. Beide hätten gerne das Schwammstadt-Prinzip angewandt und geben sich jetzt gegenseitig die Schuld an der Misere. Es geht natürlich ums Geld, denn die acht Bäume würden knapp 100.000 Euro kosten. Hein ist davon ausgegangen, dass Baier diese Kosten als Teil der Baumpflanzungsoffensive übernimmt. Baier wiederum hat angenommen, dass Hein das Geld im Budget für die Gestaltung der Stockhofstraße untergebracht hat. Zudem beklagt er, nie in das Projekt eingebunden worden zu sein.


Zu spät kommuniziert?

Die Wurzel des Problems: Die beiden haben darüber offenbar nicht gesprochen und so hat auch keiner das nötige Geld budgetiert. Erst am 5. Mai, also kurz vor Baubeginn, kam es zu einem E-Mail-Verkehr. Da war aber nichts mehr zu machen, sagt Baier. Für Hein war das hingegen noch rechtzeitig. Besser dürfte die Kommunikation zwischen ihren Fachabteilungen laufen. So liegt der StadtRundschau ein Antrag an den Stadtsenat auf acht Bauminseln nach dem Schwammstadt-Prinzip vor, ausgearbeitet am 17. April von Baiers Abteilung. Unterschrieben hat dieser aber nicht.


Einigkeit im Bedauern

"Die 100.000 Euro habe ich nicht herumliegen", sagt Baier. Ihm stehen heuer 250.000 Euro für Baumpflanzungen zur Verfügung, die aber bereits reserviert sind. Derzeit laufen Detailplanungen in elf Straßenzügen. "Ich bedaure das, aber das kommt davon, wenn man Alleingänge macht und sich nicht abspricht", so Baier. Für Hein ist das "eine reine Ausrede". Er verweist auf Baiers Kritik an der Umgestaltung der Stockhofstraße, bei der auch Parkplätze aufgelassen wurden. "Er wollte das nicht machen, weil er mit der Stockhofstraße von Beginn an keine Freude gehabt hat", so Hein. 


Keine "Wegwerfnatur"

Mittlerweile sind die Straßenbauarbeiten in der Stockhofstraße abgeschlossen. So kommt es, dass die Stadt Linz demnächst acht Bäume pflanzt, die wohl nur wenig Schatten spenden und womöglich nach 20 Jahren wieder ausgetauscht werden müssen. Die Baumrettungsinitiative zeigt sich verwundert. "Wir alle wollen doch in der Stadt keine Wegwerfnatur mehr, sondern einen Baumbestand auf Dauer", heißt es in einer Stellungnahme. Bleibt nur zu hoffen, dass das Projekt in der Stockhofstraße in der ressortübergreifenden Zusammenarbeit der Stadtregierung eine Ausnahme und nicht die Regel darstellt.

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Foto: amixstudio/stock.adobe.com
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