Grüezi und salut – OÖ baut Kooperation mit Zürich und Elsass aus

"Schrauben mit Ultraschall verflüssigen" – LH Josef Pühringer, Landtagsabgeordnete Eva-Maria Gattringer, WKÖ-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller mit Prof. Jörg Mayer von Spine Welding. | Foto: Land OÖ
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  • "Schrauben mit Ultraschall verflüssigen" – LH Josef Pühringer, Landtagsabgeordnete Eva-Maria Gattringer, WKÖ-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller mit Prof. Jörg Mayer von Spine Welding.
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SCHWEIZ/FRANKREICH. „Wir sind die Türöffner“, umreißt Landeshauptmann Josef Pühringer die Aufgabe einer OÖ-Delegation auf offizieller Mission. Unter seiner Leitung netzwerkten oberösterreichische Politikern und Wirtschaftstreibenden drei Tage lang in Zürich und Strassburg.

Schweiz ist wichtiger Markt
Die Schweiz und insbesondere der Kanton Zürich sind mittlerweile der drittwichtigste Handelspartner Österreichs und somit einer der wichtigsten Absatzmärkte des Exportlandes OÖ.
"Die Schweiz ist für oberösterreichische Unternehmen ein sehr guter Markt. Bis 2020 wollen wir 100 neue oberösterreichische Firmen auf den Schweizer Markt begleiten", sagt WKO-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller, deren Kollegen vor Ort heimische Firmen unterstützen.

Aber freilich war die OÖ-Delegation nicht nur in der Schweiz um den Boden für österreichische Unternehmen zu bereiten. Mindestens ebenso wurde die Werbetrommel für Investitionen in den Wirtschaftsstandort OÖ gerührt. "Unsere Standortpräsentation soll Schweizer Unternehmer anlocken, die in Oberröstereich investieren wollen", so Rabmer-Koller. Besonders Augenmerk legt man dabei auf Unternehmen im Biotech-Bereich. Ein Sektor der auch in Oberösterreich zuletzt um sieben bis acht Prozent pro Jahr gewachsen ist.

Biotech-Cluster in Zürich
„Grundsätzlich geht es darum, Oberösterreich bekannter zu machen. Wir haben mit der Schweiz bereits sehr enge Kontakte, konnten aber bei unserem Besuch mit Kantonspräsidenten Thomas Heininger eine noch intensivere Zusammenarbeit vereinbaren“, so LH Josef Pühringer. Konkret will das Land OÖ im Bereich der Gesundheitsausbildung, bei der Linzer Kunst-Uni, den e-Health-Strategien und e-Government-Konzepten enger mit dem Kanton Zürich kooperieren.

Mitnehmen konnte die OÖ-Delegation aber nicht nur politische "Rütlischwüre", sondern ebenso neue, innovative Konzepte aus dem Life-Science-Bereich. Diese medizinische Wirtschaftssektor entwickelt sich aufgrund der intensiven Kooperationen zwischen Industrie, Universitäten und öffentlicher Hand im Kanton Zürich äußerst dynamisch.

Neue Krebsdiagnose durch Zucker im Körper
Der Fokus der eidgenössischen Biowissenschaftler im Züricher Biotech-Cluster liegt dabei auf der Basisforschung: Private Unternehmen unterstützen die Grundlagenforschung der Universitäten – daraus entwickeln die Betriebe wiederum Produkte und vermarkten diese. So entwickelte etwa das nuklearmedizinische Institut des Universitätsspitals Zürich eine innovative Methode zur Krebsdiagnose. Mittels PET-CT und PET-MRT wird festgestellt, wo sich Körper vermehrt Zucker ansammelt, wodurch eine wesentlich detailliertere Krebsdiagnose möglich ist.

Einen innovativen Ansatz verfolgt die Spine Welding AG, die ihren Sitz im "Bio-Technikpark Zürich – Schlieren" hat. Das Unternehmen ist auf medizinische Implantattechnik spezialisiert. Dort werden Knochen-Implantate (z.B.: Kunststoffschrauben bei OPs im Kopf- oder Rückenmarksbereich) durch Ultraschalltechnologie verflüssigt und mit Knochen oder Knorpel verbunden.
Durch solche Verfahren, können bis zu 40 Prozent Kosten eingespart werden, sagt Prof. Jörg Mayer von der Spine Welding AG.

Diskussion im Hotel Baur au Lac
Abendlicher Höhepunkt des Zürich-Besuchs der OÖ-Delegation war ein Netzwerk- und Diskussionsabend im Hotel Baur au Lac direkt am Züricher See.
Hunderte in der Schweiz lebende Auslandsoberösterreicher nutzen die Gelegenheit nach der Podiumsdiskussion mit der Delegation rund um LH Josef Pühringer, WKO-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller, Landtags-Vizepräsidentin Gerda-Weichsler-Hauser, VP-Klubobmann Thomas Stelzer und OÖ-Tourismusobmann Robert Seeber ins Gespräch zu kommen.

Medizin-Cluster in Elsass
Freilich sind die Franzosen nicht weniger schlau als die Schweizer – oder? Davon konnte sich die OÖ-Delegation Tags darauf im benachbarten Elsass überzeugen. Die Region im Dreiländereck Frankreich, Schweiz und Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu einem Biotech-Hotspot gemausert.

60.000 Personen im Biotech-Bereich beschäftigt
Interessante Resultate liefern etwa die Prototypen an der medizinischen Universität Strassburg, an denen ein neues Bildgebungsverfahren bei Operationen erprobt wird. Mittels Computertechnik entsteht für den operierenden Arzt ein mehrdimensionales Bild, das kritische Nerven- und Venenstränge genauso sichtbar macht, wie hinter einem Organ liegende Knochen oder Knorpel. Die Sicherheit der Patienten soll damit stark erhöht werden.

Freilich ist das IRCAD – das universitäre Forschungsinstitut in Strassburg – nicht die einzige Biotech-Einrichtung der Grand Nation im Elsass. Vielmehr gibt es mittlerweile im "Bio-Valley-Elsass" 600 Life-Science und Biotech-Unternehmen. Darunter multinationale Konzerne wie Johnson&Johnson. Insgesamt sind im französischen Biotech-Cluster 60.000 Personen beschäftigt. Tendenz stark steigend.

Ansatzpunkte für Linzer Med-Uni
„Das Elsass ist eine der wirtschaftliche stärksten und produktivsten Regionen Frankreichs. Die Zweisprachigkeit – Französisch und Deutsch – macht Elsass zu einer Eintrittskarte für heimische Unternehmen. Wir haben konkrete Schritte der Zusammenarbeit vereinbart“, sagt Landeshauptmann Josef Pühringer nach seinem Arbeitsgespräch mit dem elsässischen Regionspräsidenten Philippe Richert.

Analog zum Kanton Zürich wird Oberösterreich auch mit dem französischen Elsass die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit intensivieren.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Biotech-Bereich. So konnte sich die OÖ-Delegation etwa Anregungen des Universitätsstandorts Strassburg im Hinblick auf die geplante Med-Uni in Linz mitnehmen. Darüber hinaus wurden Kooperationen im Universitäts-, FH- und Schulbereich, bei Kunst- und IT-Projekten und Energiesparprogrammen vereinbart.

"Elsass erfüllt Brückenfunktion"
Aber auch die Wirtschaft sieht in Elsass gute Marktchancen, meint WKO-Vizepräsidentin Ulrike Rabmer-Koller. Von den 250 österreichischen Unternehmen, die derzeit im Elsass angesiedelt sind, kommen immerhin 35 aus OÖ.
„Für oberösterreichische Exportprodukte und im Bereich Life-Science und Biotech ergeben sich enorme Chancen. Elsass erfüllt eine Brückenfunktion für heimische Unternehmen, die sich am französischen Markt behaupten wollen“, so Rabmer-Koller.

Summa sumarum: Die Kooperation mit dem Kanton Zürich soll gestärkt, intensiviert und ausgebaut werden. Das größere Potential in wirtschaftspolitischer Hinsicht liegt für OÖ aber im Elsass, da dort heimische Unternehme noch weniger Fuß gefasst haben, als in der Schweiz. Ebenso wird die gemeinsame Achse Linz-Zürich-Strassburg in Zukunft stark über Life-Science und Biotech definiert werden. Beides Branchen mit Zukunft – auch in Oberösterreich.

Zur Sache:

OÖ – Schweiz
• Österreich exportierte 2012 Waren und Dienstleistungen im Wert von 6,2 Mrd. Euro in die Schweiz
• Schweiz ist sechstwichtigster Exportmarkt für OÖ
• 200 Niederlassungen österreichischer Unternehmen gibt es in der Schweiz – 30 Prozent davon aus OÖ
• Ziel bis 2020: 100 neue Niederlassungen

OÖ – Elsass
• 250 Niederlassungen österreichischer Firmen in Elsass – davon 35 Unternehmen aus OÖ (z.B.: Wiesner-Hager Möbel, Fröling Heizkessel, voestalpine AG, AMAG, Wolf Systembau oder Banner GmbH)

Biotechnologie
• 7000 Personen arbeiten in Österreich in Biotech-Unternehmen
• 3 Mrd. Euro erlösten diese Unternehmen im Jahr 2010
• in Frankreich gibt es einen nationalen Investitionsplan für Gesundheit und Biotech im Umfang von 2,4 Mrd. Euro

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