Gute Arbeitskräfte machen Standort Oberösterreich attraktiv

Was sind die großen Herausforderungen in der neuen Funktion als Wirtschaftslandesrat von Oberösterreich?
Wir müssen alles tun, damit der Standort Oberösterreich wettbewerbsfähig bleibt und in diesem globalen Standortwettbewerb, der immer härter wird, in dem die Mitbewerber auch aufgeholt haben, dass wir da auch in fünf, zehn Jahren die Nase vorne haben. Wenn uns das gelingt, werden wir weiter am Arbeitsmarkt eine gute Situation haben, werden - wenn auch bescheiden - wachsen können und werden die Basis für eine gute Landesentwicklung und für Wohlstand legen können. Am Arbeitsmarkt wissen wir, dass die Situation in den nächsten Jahren angespannt bleibt, dass wir mit einer Entspannung nicht vor 2016 rechnen können. Das schlägt natürlich auch auf Oberösterreich durch, daher werden wir da besondere Anstrengungen brauchen. Es gibt aber auch das andere Ende der Skala, das ist der Fachkräftemangel, auch da brauchen wir entsprechende Strategien und Maßnahmen, wie wir noch Potenziale mobilisieren können.

Was muss geschehen, um den Standort wettbewerbsfähig zu halten?

Erstens sind wir für die Unternehmen als Standort attraktiv, weil sie besonders gute, qualifizierte Arbeitskräfte hier bekommen, das sagen fast alle, die sich ansiedeln. Sie sagen: "Ihr seid zwar teuer - höhere Löhne, höhere Steuern, höhere Standards, höhere Auflagen - aber Ihr habt gute Leute. Und das spielt für die Unternehmen im Wettbewerb eine große Rolle. Nachdem wir nie die Kostenführerschaft haben werden, brauchen wir eine Produktivitätsführerschaft. Und die Produktivitätsführerschaft kriegt man durch qualifizierte Arbeitskräfte, durch Forschung und Entwicklung - und das muss der Fokus sein. Dazu kommt, dass die Politik die Unternehmen gut begleiten muss, etwa was die Infrastruktur betrifft, was schnelle Genehmigungen und unbürokratische Verfahren betrifft. Da gehört auch dazu, dass man nicht zusätzliche bürokratische Hürden für die Unternehmen errichtet, durch Bundes- oder Landesgesetze. Da müssen wir aufpassen, dass man Unternehmen das Leben nicht schwer macht, es ist jetzt eh auch schon für viele so, dass sie damit kämpfen. Aber sie sagen, wir haben viele andere Vorteile am Standort. Man muss jedoch sehen: Andere Standorte bieten sich auch an, die schlafen auch nicht in der Standortpolitik. Und sie sind auch mittlerweile sehr attraktiv geworden, locken Investoren ins Land.

Wo soll Oberösterreich seine Forschungsschwerpunkte setzen?
In Oberösterreich sind 80 Prozent der Forschung unternehmensgetrieben, die Unternehmen entscheiden sich schon selbst, wo sie ihre Forschungsschwerpunkte setzen. Es gibt natürlich auch Schwerpunkte, die gemeinsam mit der Wirtschaft entwickelt werden, sei es im Bereich von Prozessinnovation oder Smart productions, sei es im Bereich Energie oder von neuen Werkstoffen oder im automotiven Bereich. Da gibt es einige Schwerpunkte, die zum Standort passen müssen. Wo unsere Stärken sind, da muss die Forschung dafür sorgen, dass wir den Vorsprung halten.
Die Grundvoraussetzungen für den starken Wirtschaftsstandort dürfen wir nicht gefährden. Wir haben viel Produktion, viel Industrie, das ist ein wesentlicher Grund für die Dynamik des Standortes. Wir haben rund um die Industrie eine exzellente Szene von Klein- und Mittelbetrieben, die das Rückgrat für den Standort und hochinnovativ sind. Sie kombinieren das industrielle Element mit dem was die Klein- und Mittelbetriebe einbringen perfekt, sei es als Zulieferer oder sei es in Nischen, wo sie zur Weltmarktführerschaft kommen. Auch die Kombination Produktion plus industrienahe wissensbasierte Dienstleistung macht unseren Standort stark. Und wenn man heute fragt: Wo können wir noch wachsen? Dann muss man schauen: Wo werden die Wachstumsfelder der Zukunft sein? Da gibt es neue Bereich wie zum Beispiel Gesundheitswirtschaft, da gibt es alles rund um die Produktion: Logistik, Werkstoffe – auch hier wird sich in Zukunft etwas tun. Und diese Wachstumsfelder der Zukunft, dazu gehört auch die Energietechnik, können uns noch was bringen. Das andere ist : Wachsen kann man mit Innovation, wachsen kann man aber auch auf neuen Märkten und Oberösterreich ist natürlich immer sehr stark exportorientiert gewesen und das meiste Wachstum wird derzeit über den Export geschöpft. Da geht es darum, dass wir neue Märkte erobern, die Unternehmen entsprechend dorthin begleiten und dann ist dort noch was drinnen. In Europa ist das Wachstum sehr limitiert.

In der Wirtschaft gibt es kritische Stimmen, dass mit der Umsetzung einer Medizin-Fakultät für alle anderen Bereiche und speziell für die Technik kein Geld übrig bleibt.
Die Angst wäre begründet, wenn alles Geld dort reinfließt und für die anderen nichts übrig bleibt. Das sehe ich aber nicht. Erstens ist die Medizinische Fakultät eine Chance für den Wirtschaftsstandort. Wir haben eine relativ gut entwickelte Szene in der Medizintechnik. Die Gesundheitswirtschaft und damit verbunden die technische Seite der Medizin ist für Oberösterreich ein Wachstumsfeld. Wenn wir das klug anlegen und das als Wirtschaftsfaktor nutzen, dann würde uns die Medizinische Fakultät auch für den Standort in wirtschaftlicher Hinsicht helfen. Ich bekenne mich dazu, dass wir diese Medizinische Fakultät bekommen wollen. Aber richtig ist, dass wir andere Dinge deswegen nicht aus den Augen verlieren dürfen. Und das ist vor allem die Technik. Die Ausbildungskapazitäten in der Technik müssen nach wie vor ganz oben stehen auf der Agenda für den Standort Oberösterreich.

In der Technik herrscht aber eher das Problem, Jugendliche in die Technik zu bringen ...
Wir wissen: Da müssen wir pushen. An der JKU wird exzellente Arbeit geleistet und wir haben die Fachhochschulen, die einen starken technischen Fokus haben, und bei denen durchaus noch Möglichkeiten in der Zukunft bestehen. Aber es stimmt: Die Basis wird viel viel früher gelegt, nicht in der Schule, sondern im frühkindlichen Bereich. Es gibt auch in der Frage Lehre in unserer Gesellschaft die Haltung, dass Technik etwas ist, was ganz ganz schwierig ist. Und wo fast eine Angst oder Skepsis herrscht bei jungen Menschen: Technik ist zu schwer für mich. Unsere Aufgabe wird sein, ganz junge Menschen für Technik zu begeistern. Da gibt es gute einzelne Ansätze, wie diese Technikbox in den Schulen, aber es geht noch früher los. Wir müssen auch bei unseren eigenen Kindern diese Freude und Begeisterung an technischen Fertigkeiten wecken. Es geht auch, wenn man sich darum annimmt. Aber wir haben derzeit eine Haltung in der Gesellschaft, dass man der Technik eher ausweicht, weil man glaubt, das schafft man nicht. Mathematik ist das beste Beispiel, es ist schon fast ein Stereotyp: Da war ich immer schlecht. Und dann sollen die Kinder das Gefühl haben: Das ist was Tolles? Da ist Bewusstseinsarbeit notwendig.

Was ändert sich am Leben des Landesrats Michael Strugl gegenüber jenem des ÖVP-Politstrategen?
Viel und doch wieder fast nichts. Ich habe mich mit Fragen des Wirtschaftsstandortes schon vorher beschäftigt und eine große Affinität zu den Unternehmen und zur Wirtschaft gehabt. Die Themen sind für mich nicht völlig neu. Und letztlich haben wir in der Academia Superior intensiv an den Themen gearbeitet. Von der Tätigkeit her ist es natürlich was völlig anderes: Als Mitglied in der Landesregierung muss man sich nicht nur was überlegen, sondern auch Dinge umsetzen und das ist frei nach Erich Kästner auch die Herausforderung: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Und darauf richten wir den Fokus, einerseits Innovation, neue Ansätze, neue Strategien in der Wirtschaftspolitik und auf der anderen Seite umsetzungsstark zu sein, sonst helfen die Strategien alles nichts.

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