FUSSBALL IN LINZ
"Tradition ist heute kein Erfolgsgarant"
Rot-Schwarz sind die Vereinsfarben, groß die Geschichte. Bei der SV Urfahr blickt man in die Zukunft.
URFAHR (rei). Als Kaiser Franz Joseph einen Staat mit mehr als fünfzig Millionen Menschen regierte, Urfahr noch eigenständige Stadt und Bezirkshauptstadt gewesen ist und der organisierte Vereinsfußball noch in den Kinderschuhen steckte, etablierte sich neben dem LASK die SV Urfahr als nunmehr einer der ältesten Fußballklubs Österreichs.
Schillernde Geburtsstunde
Zu einem der spannendsten und schönsten Mythen zählt die Gründungsgeschichte der Sportvereinigung Urfahr, denn so besagt die Legende, dass ein sich auf der Heimreise von Südafrika nach Holland befindlicher Reisender das runde Leder im Jahre 1908 auf die andere Seite der Donau brachte. Viel Wasser ist seither den großen Strom hinabgeflossen, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Zeiten folgten. Heute spielen die Urfahraner in der 2. Klasse, zählten aber über Jahrzehnte zu den Aushängeschildern des Linzer Fußballs. "Über die traditionsreiche Geschichte unseres Vereins sind wir uns natürlich bewusst und tragen sie mit Stolz in unseren Köpfen, dennoch ist es wichtig, in die Zukunft zu blicken, denn Tradition ist heute kein Erfolgsgarant mehr", weiß Obmann Jürgen Hofer, dessen Klub nicht nur Hochwässer an den Abgrund brachten. "Wir haben nun unseren Weg eingeschlagen und gehen diesen weiter. Das Vereinsleben ist ein Mannschaftssport und dieses gilt es zu leben."
Ausführlich beschäftigt mit der Geschichte der Urfahraner hat sich Reinhard Enzenebner: "Ich war selbst lange aktiv, habe nahezu alle Stationen im Verein durchlebt. Für die Zukunft eines Vereins ist es wichtig, über die eigene Vergangenheit Bescheid zu wissen. Diese muss man der Jugend vermitteln."
Kicken in der Lehmgrube
Mit vier Landesmeister- und sechs Landespokalgewinnen spielten sich die Urfahraner zwischen 1928 und 1969 in die Geschichtsbücher. Einst kickten die jungen Burschen noch unter der Eisenbahnbrücke, ehe nach der Vereinsgründung eine aufgelassene Lehmgrube in Puchenau und nach dem Ersten Weltkrieg ein Platz an der Donaulände und am Bachlberg als Heimstätte dienten. Die Urfahraner Erfolge blieben in Wien nicht unentdeckt und so stellten die SV-Kicker mit Franz Fuchsberger im Jahre 1932 den ersten Nationalspieler eines Linzer Klubs. 1936 sollten er und sein Kollege Karl Wahlmüller sowie die LASK-Spieler Josef Kitzmüller und Leo Schaffelhofer die Olympia-Silberne vor 100.000 Zusehern in Berlin holen.
Auf die Frage, ob man neidisch auf den Bachlberg oder nach St. Magdalena blickt, antwortet Hofer: "Nein, mit Sicherheit nicht." Und so zieht am Ende dennoch der Stolz aus längst vergangenen Zeiten über das Grün der SV, denn man trägt ja doch den Namen eines ganzen Stadtteils im rot-schwarzen Wappen.
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