"Krisen decken Schwächen auf"

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Im Jubiläumsjahr 2013, wie ist die Bilanz in Hinblick auf die Entwicklung der VKB-Bank?
Albert Wagner: Das Jubiläum ist zwar ein schöner Anlass, aber es geht nicht nur um die Vergangenheitsbetrachtung. Die Jubiläen, wie etwa auch das 40-jährige Bestehen der Stiftskonzerte, haben wir zwar gefeiert, aber man muss auch betrachen, wo man jetzt steht. Die Historie der VKB-Bank erklärt sehr viel den jetzigen Stand der Bank und auch die Assets, wie beispielsweise Unabhängigkeit, Kapitalstärke, die Regionalität.

Auf die Unabhängigkeit legen Sie ja viel Wert.
Von der Geschichte der Bank her sind wir erst seit 1981 unabhängig. Weil damals sind wir aus dem Volksbankensektor ausgetreten. Das war ein Meilenstein. Auch damals war die Grundidee das Geld aus der Region wieder in der Region, also in Oberösterreich, zu investieren. Und diese Idee ist auch aufgegangen. Wir sind auch dadurch die kapitalstärkste Bank im Land. Die Kernkapitalquote liegt bei 15,4 Prozent. Das ist eine schöne Zahl und die ist weitaus höher als in der Branche.

Die Kapitalstärke kommt durch den regionalen Wirtschaftskreislauf. Die Regionalität ist uns ins Stammbuch geschrieben. Wir wurden 1873 gegründet um den Unternehmen und den Privatpersonen vorort zu helfen. Einlagen und Kredite im regionalen Kreislauf. Diesen Weg haben wir nie verlassen. Und das ist ja die Grundidee einer jeden Bank. 95 Prozent der globalen Finanzindustrie hat diesen Weg aber verlassen.

Banken stehen derzeit noch immer stark in der Kritik. Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Situation in Oberösterreich?
Im Prinzip sind die Jahre des Wachstums vorbei. Daran haben sich auch viele gewöhnt. Das Wachstum in Europa ist ja bei null Prozent. Im Prinzip ist Wachstum unter drei Prozent zu wenig. Den Silberstreif am Horizont gibt es, aber erst 2015. Ob das geringe Wachstum mit den Banken zu tun hat, bezweifle ich. Wir haben eine Vielschichtigkeit von Themen, die sich überlappen. Wir haben eine Finanzkrise gehabt, weil die Finanzindustrie in Blasen investiert hat oder Irrwege gegangen ist. Das betrifft aber nicht die regionalen Banken. Wir haben realwirtschaftlich hohe konjunkturelle Schwankungen. Es gibt zudem die Staatsschuldenthematik. Das hat mit der Realwirtschaft so gut wie nichts zu tun. Krisen decken aber Schwächen auf und die Staatsschulden sind ja nicht von heute auf morgen entstanden. Der Euro ist hingegen ein europäisches Kommunikationsthema. Es kann ja nicht sein, dass wegen Zypern auf einmal der Euro zur Diskussion steht.

Überall hat man Wachstum vorweggenommen, das nicht eingetreten ist. Und auch jetzt sind ja die Prognosen nicht allzu rosig. Kann eine Wirtschaft wie Österreich ohne Wachstum bestehen?
Auf Dauer nicht. Man braucht auf jeden Fall ein zumindest bescheidenes Wachstum von drei Prozent.

Das ist ja nicht bescheiden.
Derzeit sind wir unter der Mindesterfordernis. Eine zwei- bis dreiprozentige Inflation einhergehend mit Wachstum ist ja gut. Alles was darüber ist, beim Wachstum, ist die Butter aufs Brot. Das braucht auch ein jeder Wirtschaftskreislauf. Dass es Branchen gibt, die schrumpfen, und andere, die wachsen, versteht sich von selbst. Aber ohne Wachstum geht es nicht. Wenn einmal ein Jahr dabei ist, mit geringerem Wachstum ist das aber kein existenzielles Problem.

Wie sind Ihrer Meinung die oberösterreichischen Unternehmen aufgestellt?
Denen geht es relativ gut beziehungsweise den Umständen entsprechend. Allerdings mit großen Unterschieden. Das muss man schon dazusagen. Ein jeder stellt sich auf geänderte Rahmenbedingungen ein. Wir reden viel mit den Unternehmern über die Risken und Chancen, die es jetzt gibt.

Wer sind die Gewinner der Krise?
Gewinner sind die, die Chancendenker sind und ihre unternehmerische Strategie darauf ausrichten. Und das geht durch alle Branchen. Gewinner sind auch Unternehmer, die jetzt investieren. Weil von den Zinsen ist es für die Unternehmer derzeit gut. Wer antizyklisch investiert, Mut und einen Kapitalpolster hat, hat derzeit gute Chancen für eine Vorwärtsstrategie. Und natürlich die, die innovativ sind. Es gibt Chancen in Hülle und Fülle. Das gilt übrigens für Banken genauso, da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.

Sollen Bund und Land jetzt konjunkturelle Impulse setzen?
Ich glaube nicht, dass das das Entscheidende ist. Intelligente, selektive Impulse beispielsweise bei Forschung und Entwicklung sind natürlich nie falsch, aber nicht nach dem Gießkannenprinzip. Man kann nie genug in Richtung Bildung machen, selbst in einem wirtschaftlich hochentwickeltem Bundesland wie Oberösterreich. Wir arbeiten auch zum Glück in einer wirtschaftlich gesunden Region.

Am Sparbuch wird es in absehbarer Zeit nicht höhere Zinsen geben und die Inflation ist höher als der Zinsgewinn? Was raten Sie dem Durchschnittssparer?
Unabhängig von der jetztigen Situation ist immer eine Streuung bei der Geldveranlagung wichtig. Egal, ob Hoch- oder Niedrigzinsniveau. Jetzt ist es halt so, dass es am Sparbuch real ein Verlust ist. Es ist derzeit makroökonomisch so. Den meisten Sparern ist es aber wichtig, dass das Geld sicher ist. Die Sicherheit steht derzeit im Vordergrund, nicht die Rendite. Es ist aber immer ein individuelles Thema und es kommt daher auf die persönliche Betreuung an. Hundert Prozent Sparbuch ist nie gut. Natürlich ist die Streuung aber erst ab einem gewissen Betrag sinnvoll. 20.000 Euro streue ich nicht.

Ab wieviel Euro Vermögen sollte man streuen?
Die eiserne Reserve gehört aufs Sparbuch, auch wenn das für viele Menschen individuell verschieden ist. Bei dem einen sind es 3000 Euro, beim anderen 30.000.

Ab wann rechnen Sie mit einem höheren Zinsniveau?
In den nächsten zwei, drei Jahren wird es ungefähr auf dem jetzigen Niveau bleiben. Es ist ja weit und breit keine Inflationsgefahr in Sicht.

In einer solchen Phase gewinnt ja auch Crowdfunding an Bedeutung. Viele Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher wäre ja daran interessiert in regionale Betriebe zu investieren.
Bei uns ist das rechtlich nicht verankert. Ich glaube, dass das noch rechtlich kommen wird, aber in der Praxis überhaupt keine Rolle spielen wird. In großem Stil hat sich Crowdfunding nirgendwo durchgesetzt. Im Prinzip machen wir Regionalbanken aber genau das. Wir nehmen ja die Einlagen aus der Region und geben sie den Unternehmen als Finanzierung weiter. Unsere Kunden wissen das auch. Das ist regionale Wertschöpfung pur.

Was halten Sie von einer Art oberösterreichischer Wirtschaftsfonds zur direkten Finanzierung von heimischen Unternehmen?
Das wäre quasi eine Eigenkapitalfinanzierung. Klingt interessant, ersetzt die Kredite aber auch nicht. Es ist zwar eine sinnvolle Alternative, aber Unternehmen brauchen auch immer wieder Fremdkapital. Crowdfunding ist zwar nett und ich schätze die Unternehmer wirklich, aber eine Wirtschaft kann man so nicht finanzieren.

Wenn man sich an die Situation in Zypern erinnert. Bis zu welcher Summe sind Sparbücher in Österreich sicher?
Das ist für uns und unsere Kunden ein rein akademisches Thema. Wir sind die sicherste Bank in Österreich. Sicherer als bei uns geht es bei Spareinlagen nicht. Wenn es einen ungünstigen Zeitpunkt gibt, um über einen Selbstbehalt bei Spareinlagen zu diskutieren, dann ist der jetzt. Mein Spruch: hundert Prozent für hunderttausend Euro. Mehr sage ich aber zu der Diskussion über die Spareinlagensicherung nicht.

Wie sind die Wachstumsaussichten der VKB-Bank für das aktuelle Geschäftsjahr?
Wir wollen stärker als die Wirtschaft wachsen. Wir peilen um drei Prozent wachsen. Und da sind wir auch auf Kurs.

Das bedeutet Verdrängung.
In den Dimensionen würde ich noch nicht von Verdrängung reden. Aber wir wollen schon dynamisch wachsen. Unsere Position in Oberösterreich haben wir uns in den vergangenen 140 Jahren erarbeitet und sind eine feine, stabile Regionalbank.

Andere Banken haben ja derzeit Lockangebote. Ist Ihnen das ein Dorn im Auge?
Das wird sich früher oder später beruhigen. Es gefällt uns nicht, aber die Kunden laufen ja nicht in Scharen dorthin. Die Emotion spielt ja auch beim Bankgeschäft eine Rolle.

Wird es am Bankenplatz Österreich noch eine Bereinigung geben?
Ja. Es hat sich ja auch in den vergangenen 10, 20 Jahren einiges getan. Derzeit spielt es sich vor allem am Bankenplatz Wien ab. Ob das auf die eine oder andere Regionalbank abfärben wird, kann ich nicht sagen. Es sind aber in Wirklichkeit alle Branchen von Veränderung betroffen. Auch in der Bankenbranche. Einzig die persönliche Betreuung und Beratung sind gleichgeblieben.

Das heißt, das Filialgeschäft wird bleiben.
In den 140 Jahren unseres Bestehens ist die Kernkompetenz Kundennähe immer Bestandteil des Unternehmens gewesen. Filialen kommen und gehen. Aber das Aufgabengebiet einer Filiale ändert sich. Momentan gibt es keine Pläne in Bezug auf unsere 37 Filialen und drei Private-Banking-Standorte. Das ist aber nicht so entscheidend, ob es 35 oder 40 Filialen sind, sondern was dort gemacht wird. Jetzt haben wir beispielsweise filialübergreifende Zielgruppenteams. Die Filiale ist da "nur mehr" Mittel zum Zweck. Dadurch sind wir näher beim Kunden und wir sind flexibler.

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