Landmaschine ist den Autos voraus

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Der in Molln aufgewachsene und in Mondsee lebende Absolvent der HTL Steyr und des Exportlehrgangs an der Johannes Kepler Uni arbeitet zwei bis drei Tage im Monat von St. Valentin aus. Dort hat das Unternehmen gerade zusammen mit Magna einen Betriebskindergarten eröffnet und bietet jeden ersten Mittwoch im Monat eine Gratis-Werksführung an.
Den Großteil seiner Zeit ist Klauser von Turin aus aktiv oder pendelt zwischen Nordamerika, Afrika und dem Mittleren Osten. Er hat die Verantwortung für die Traktoren- & Landmaschinenmarken Steyr, Case IH, New Holland, für Case-Baumaschinen, Iveco-Nutzfahrzeuge und Magirus-Feuerwehrfahrzeuge.

Wie lange werden Traktoren oder Nutzfahrzeuge noch mit Diesel betrieben?
Wir werden es in unserem Lebensabschnitt nicht mehr erleben, dass sich da groß was ändert. Es wird Optimierungen, da und dort Hybridvarianten geben. Aber der Dieselmotor wird nicht verschwinden. Es gibt eine funktionierende Studie mit Brennstoffzelle. Wir haben auch den Gastraktor präsentiert, den jeder fordert. Wenn er aber dann nicht ganz die Leistung eines Dieseltraktors bringt, ist er nicht mehr so interessant. Man muss natürlich forschen und schauen, ob der Lkw in der Stadt nicht emissionsfrei mit Elektromotor und auf der Landstraße mit Dieselmotor fahren kann. Wir haben ja den Lieferwagen Daily Electric oder gasbetriebene Lkw für städtische Müllentsorgungs-Flotten, da sind wir führend. Insgesamt tun wir alles, um die Effizienz des Gesamtfahrzeuges zu steigern. Da gibt es wenig große Sprünge aber viele kleine Innovationen – etwa beim Verbrauchsmanagement eines Traktors, der dem Fahrer die Info gibt, wann er schalten oder ihn weniger belasten soll. Eine Innovation ist auch das Stufenlosgetriebe, das den Steyr Traktor in Österreich auszeichnet und bei dem andere nicht mitkommen.

Österreich bleibt ein "Steyr-Land"

Obwohl das Lagerhaus John Deere verkauft, ist Österreich immer noch ein Steyr Traktoren-Land.
Wir haben die Marktführerschaft wieder deutlich ausgebaut, sind mit unseren beiden Marken Case IH über 24 Prozent Marktanteil – weil die Effizienz und das zuverlässige Händlernetz das Produkt unterstützen. Wir haben viele starke private Händler, arbeiten aber auch mit starken regionalen Lagerhaus-Organisationen zusammen. Das Händlernetz ist in Österreich zu 85 Prozent abgeschlossen, es gibt vielleicht ein paar Bereiche in der Steiermark, wo man noch ansetzen kann. Als Traktorhersteller freuen wir uns natürlich darüber, dass die Landmaschinen in Österreich sehr oft nicht bis zum letzten Tag genutzt werden und die Landwirte großen Wert darauf legen, effiziente Maschinen zu betreiben, die am letzten Stand der Technik sind.

Wie viele Traktoren werden die 600 Mitarbeiter am Standort St. Valentin heuer produzieren?
Wir werden uns ungefähr bei 10.000 Traktoren einpendeln, etwas weniger als in der Vergangenheit, weil wir vom ersten Tag die Produktionsrate runtergefahren sind, da wir seit Oktober, November sehen, dass es etwas verhaltener läuft und wir als Mitglied eines großen Konzerns in der Lage sind, uns flexibel darauf einzustellen. Sollte es Mitte des Jahres einen Aufschwung geben, können wir auch ansteigende Produktionszahlen ohne weiteres mit unserer Stammmannschaft bewerkstelligen.

2015 dürfte für den gesamten Fahrzeugbereich ein schwieriges Jahr werden ...

Wir versuchen, mögliche Reduktionen bereits vorwegzunehmen und die Struktur anzupassen, können auch Varianten mit einem Gesamtmarktrückgang von 15 Prozent durchaus abfedern, ohne in eine Krise zu schlittern. Das fehlt ja in der Politik, dass sie so einen stabilen Kurs vorgibt. Jeder hat hunderttausend Ideen, aber die verunsichern die Bevölkerung nur noch mehr. Wir müssen uns natürlich auch im Unternehmen auf schwierige Zeiten einstellen, aber wir haben die Mittel und Möglichkeiten dafür. Wir haben eine Produktpalette, die noch nie so groß und umfangreich war wie jetzt. Wir sind bei den Feuerlöschfahrzeugen mit Magirus am Vormarsch, als einzige internationale Alternative zum oberösterreichischen Mitbewerber. Und die Feuerwehren wollen eine Alternative. Zudem werden ja immer mehr Aufgaben vom Heer Richtung Feuerwehr verlagert – und wir sind für all die Formen von Katastrophenschutz bestens aufgestellt, profitieren auch davon, dass wir 80 bis 85 Prozent der Komponenten eines Fahrzeugs im Konzern erzeugen. Gleichzeitig sind wir gerade dabei, Case Baumaschinen neu aufzustellen. In diesem Bereich sind die Volumina stark zurückgegangen, die Mitbewerber haben ihre Kostenstrukturen aber nicht an die geringeren Stückzahlen angepasst, schwächeln jetzt extrem und müssen Leute freisetzen. Und was uns bei den Landmaschinen hilft, ist natürlich das Bevölkerungswachstum, durch das immer mehr Menschen ernährt werden müssen.

Landmaschinen sind Mercedes, Audi & Co. voraus


Gleichzeitig gibt es immer weniger Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten.

Deshalb sind wir schon seit zwei Jahren soweit, dass nur für den Mähdrescher ein Fahrer notwendig ist – der Traktor, der ihn rechts davon mit dem Anhänger begleitet, kommt ohne Fahrer aus. Das ist nicht nur eine Spielerei, viele Großbetriebe haben oft gar nicht mehr die notwendige Ressource Mensch, sprich den Traktorfahrer. Da ist die Landmaschine auch den Autos voraus, zum Beispiel in Sachen Genauigkeit. Selbst steuernde Pkw, wie sie derzeit präsentiert werden, fahren auf 25 Zentimeter genau, wenn es gut geht. Mit den Korrektursignalen, die wir selbst unseren Kunden zur Verfügung stellen, kommen wir auf 2,5 Zentimeter Genauigkeit. Die Kerntechnologie dafür haben wir im Unternehmen. Es ist ein Vorteil, dass wir natürlich auch mit Fiat Chrysler Automobil daran arbeiten, zwei Unternehmen mit gemeinsam mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz. Da ist eine andere Innovationskraft dahinter, als wenn das ein lokaler Traktorhersteller alleine machen muss.

Jugendliche müssen Eigenverantwortung haben

Entscheidend für die Innovationskraft sind die Mitarbeiter – bekommt Ihr Unternehmen in Österreich genug gute Fachkräfte?
Derzeit auf jeden Fall, es darf nur nicht schlechter werden. Wir müssen nicht alles neu machen, aber wir müssen diesen Standard halten. Das ist die Forderung an die Bildungspolitik. Wichtig ist, dass Jugendliche Eigenverantwortung haben, dass sie Verantwortung dafür übernehmen, was sie tun – dafür müssen sich auch Eltern und Lehrer bei der Nase nehmen. Zur Eigenverantwortung gehört, den Arbeitsplatz sauber zu halten, ordentliche Umgangsformen zu haben oder eben auch die Verantwortung zu übernehmen, wenn man etwas falsch macht. Bei dieser Aufgabe hat sich das österreichische Bildungssystem in der Vergangenheit durchaus ausgezeichnet. Mitarbeiter, die das beherrschen, die loyal sind und Innovationen bringen, finden wir hier im Großraum Enns-Steyr-Linz. Viele haben einen bäuerlichen Hintergrund, sind sich also dessen sehr stark bewusst, was sie bei uns tun. Diese Fachkräfte sind für Österreich der große Standortvorteil, weil sie dafür sorgen, dass wir bei den Garantie und Nacharbeitskosten sicher vier, fünf Prozent billiger als vergleichbare andere Werke in Europa sind. Diesen Standard müssen wir halten.
Wir tun derzeit im Unternehmen insgesamt sehr viel, was die Qualität betrifft, werden das Qualitätsbewusstsein intern noch weiter steigern, speziell was Nutzfahrzeuge betrifft.

Wie versucht CNH Industrial junge Fachkräfte zu gewinnen oder zu halten?
Der Automobilbereich war immer attraktiver als die Nutzfahrzeug- oder gar die Landmaschinenbranche. Aber weil wir als Unternehmen sehr stabil sind und nicht kurzfristig mal 300, 400 Mitarbeiter ins Unternehmen holen und morgen 500 wieder rauswerfen, sind wir als zuverlässiger Arbeitgeber wieder interessanter geworden. Es hat Zeiten gegeben, da ist ein Arbeiter halt für zehn Euro mehr am Tag nach Steyr abgewandert, ganz stark bis 2009, 2010. Das gibt es jetzt nicht mehr, weil die Mitarbeiter Stabilität und Krisensicherheit mehr schätzen als in der Vergangenheit. Wir motivieren unsere Mitarbeiter auch dadurch, dass sie genau wissen, wohin die Reise geht und nicht alles aus den Medien erfahren, was sich im Unternehmen tut.

"Schuster bleib bei deinem Leisten"

Sie werden heuer 50 Jahre alt. Sind Sie mit der Aufgabe bei CNH Industrial am Ziel ihrer Karriereplanung – in nächster Zeit würden ja einige interessante Posten frei, etwa 2018 der ihres Chefs, Sergio Marchionne.
Man muss zuerst einmal immer wieder daran arbeiten, dass die persönliche Effizienz gesteigert wird, da ist sicher noch Potenzial. Und in einem Konzern wie CNH Industrial gibt es auch immer wieder Bereiche, wo man sich stärker einbringen kann. Bei den Baumaschinen gibt es noch einiges zu tun, auch beim Thema Feuerwehrfahrzeuge wird mir nicht langweilig. Das ist auch das Metier, wo ich mich auskenne und im Prinzip gilt immer noch: Schuster bleib bei deinem Leisten.

Die Basis für Ihre berufliche Karriere haben Sie sich ja in der HTL Steyr geholt, die viele andere prominente Absolventen vorzuweisen hat ...
Ja, Verbund-Chef Anzengruber, der Lufthansa-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Mayrhuber oder Paul Rübig. Die HTL Steyr hat den großen Vorteil, dass man lernt, Probleme systematisch anzugehen. Und die Alumni-Plattform forciert nach wie vor einen sehr regen Gedankenaustausch einmal im Jahr. Direktor Franz Reithuber betreibt das so, wie man es von amerikanischen Universitäten kennt. Da trifft man sich in einem guten Netzwerk, kann sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Die HTL und das, was dort unterrichtet wird, sind durch aus in.

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