"Gekommen und geblieben": Ausstellung zur Arbeitsmigration

Gastarbeiter reisten in den 1960er Jahren in Zügen nach Österreich. | Foto: Foto: Sefa Yetkin
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Zwei Jahre lang ist die Wanderausstellung "Gekommen und geblieben – 50 Jahre Arbeitsmigration" durch Oberösterreich getourt. In elf Städten wurde sie von tausenden interessierten Menschen besucht. Endstation ist nun in der Tabakfabrik, wo die Ausstellung von 7. bis 28. Oktober zu sehen sein wird.

Arbeitskräftemangel ausgleichen

Anfang der 1960er Jahre gab es in Österreich in arbeitsintensiven Branchen zu wenige Arbeitskräfte. In der Türkei wiederum war die Arbeitslosigkeit hoch. Am 15. Mai 1964 wurde das Anwerbe-Abkommen zwischen Österreich und der Türkei unterzeichnet, zwei Jahre darauf 1966 jenes mit Jugoslawien. Diese Abkommen regelten die Anwerbung türkischer bzw. jugoslawischer Arbeitskräfte und deren Beschäftigung in Österreich. In der Folge wurden unter anderem in Istanbul und Zagreb eine „Anwerbestelle für Gastarbeiter" errichtet. Die Arbeitskräfte, die Männer mit dem Schnurrbart, wurden in den Anwerbestellen von österreichischen Ärzten untersucht und sie mussten Prüfungen zum Nachweis ihrer Qualifikation ablegen. Nur wer jung, gesund, kräftig und qualifiziert war, durfte in den Westen fahren. Wer diese Voraussetzungen erfüllen konnte, unterzeichnete einen Vertrag mit dem jeweiligen österreichischen Unternehmen. Die Fahrkarte für den „Gastarbeiterzug“ wurde sofort ausgehändigt. Die angeworbenen Arbeitskräfte sollten Österreich beim Wirtschaftsaufschwung helfen und glichen Arbeitskräftemangel aus. Sie sollten nach einigen Jahren wieder in ihre Heimatländer zurückkehren, so die Idee, die hinter dem Abkommen stand. Doch viele von ihnen sind geblieben.

Zwei Schwerpunkte

Volkshilfe und migrare haben diesem Phänomen eine Ausstellung gewidmet und gemeinsam mit dem Sozialhistoriker Michael John das Konzept erstellt. Die Ausstellung beinhaltet zwei Schwerpunkte. Zum einen bezieht sie sich auf die Anwerbeabkommen mit der Türkei und Ex-Jugoslawien und den dahinterstehenden Lebensgeschichten der hier lebenden Gastarbeiter, zum anderen auf die Migrationsgeschichte speziell in Oberösterreich.
Der zweite Schwerpunkt ist aus Sicht der Veranstalter von besonderer Bedeutung, da die österreichische Migrationsgeschichte mit der Anwerbung der Gastarbeiter ihre Anfänge genommen hat. Ein Beispiel für eine etwas spätere Phase der Migration nach Österreich und für die Ausstellung „Gekommen und geblieben“ ist der Künstler Nebojša Krulanović, der bei der Eröffnung am 7. Oktober anwesend sein wird.

Begriff Heimat

Nebojša Krulanović wurde in Bosnien geboren, er ist in Sarajevo aufgewachsen. Dort studierte er Klavier – Johann Sebastian Bach, Chopin, Beethoven und Prokofjew waren vorerst sein Metier, später spielte und komponierte er auch für verschiedene Jazz- und Popformationen, absolvierte Auftritte in Fernsehen und Radio. Seit 1986 lebt er in Österreich, 1992 kam er an das Landestheater Linz, wo er als Leiter der Schauspielmusik und als Komponist arbeitet. Über den Begriff Heimat, der in vielen Gastarbeiterbiografien immer wieder thematisiert wird, sagt Nebojša Krulanović: „Als Heimat würde ich Linz nicht bezeichnen, obwohl meine Heimat da ist, wo meine Familie ist, und die ist nun mal hier. Egal, ob ich in Norwegen oder Spanien leben würde, meine Insel ist das Theater.“

Die Vernissage findet am 7. Oktober um 17 Uhr in der Tabakfabrik statt. Die Ausstellung ist bis 28. Oktober immer von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und freitags bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Gastarbeiter reisten in den 1960er Jahren in Zügen nach Österreich. | Foto: Foto: Sefa Yetkin
Künstler als Gastarbeiter: Nebojša Krulanović wurde in Foca in Ostbosnien geboren und ist in Sarajevo aufgewachsen. Seit 1986 lebt er in Österreich, seit 1992 ist er am Linzer Landestheater engagiert. | Foto: Landestheater
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