Zukunft auf dem Teller
Astronautennahrung oder Insekten, Gentechnik oder Bio-Gemüse – wir haben mit Experte Otmar Höglinger, Leiter des Studiengangs Lebensmitteltechnologie und Ernährung an der FH Oberösterreich, über die Zukunft des Essens gesprochen.
"Die größte Angst des Konsumenten ist, dass alles künstlich wird", weiß Otmar Höglinger, und warnt gleichzeitig: "Diese Angst ist so lange berechtigt, so lange der Konsument nur nach dem Billigsten greift." In diesem Fall landet oft Käse- oder Fleischersatz auf dem Teller. Mit unseren Kaufentscheidungen entscheiden wir täglich mit, wie wir uns in der Zukunft ernähren werden. Statt Gesundheit und Regionalität spielen jedoch meist vor allem die Kosten eine wesentliche Rolle. "Der Konsument wünscht sich höchste Qualität zum niedrigsten Preis, etwas, das nicht umsetzbar ist. Man gibt heute nur mehr 12 Prozent des Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus. Dem Konsumenten muss bewusst werden, dass hochwertige Lebensmittel auch ihren Preis haben", so der FH-Professor. Eine kleine Trendwende ist bereits erkennbar: "Der Trend geht wieder klar in die Richtung, verstärkt selbst zu kochen. Die Menschen wollen wissen, wo sie kaufen und was sie essen."
Neue Formen der Lebensmittelproduktion
Dass sich unsere Ernährungsweise verändern wird, darin besteht kein Zweifel. "Die Landressourcen werden nicht mehr reichen für die ständig wachsende Bevölkerung. Diese Situation wird neue Formen der Lebensmittelproduktion fordern, wie die Züchtung von Fleisch im Labor oder Vertical Farming in Großstädten", weiß Höglinger. Bedingt durch die großen Lebensmittelkonzerne wird sich die Ernährungsweise zudem weltweit vereinheitlichen. Vegane oder vegetarische Ernährung wird sich laut Höglinger schrittweise erweitern, "global gesehen ist jedoch nicht abzusehen, dass der Fleischkonsum zurückgeht". Der Hunger nach Fleisch wird auch über Insekten gestillt werden, die "sicherlich eine wichtige Proteinquelle für die Zukunft sind". Flüssige Astronautennahrung hingegen wird laut Höglinger eher ein Nischenmarkt sein. Dafür wird die Nachfrage nach Fertigprodukten steigen. Diese werden künftig, portioniert auf Personenhaushaltsgrößen, direkt geliefert. Die Ernährung wird außerdem spezifischer auf einzelne Gruppen zugeschnitten. "Prinzipiell besteht die Anstrengung, Zucker, Fett und Salz in den Lebensmitteln zu reduzieren. Man wird immer funktionelle Lebensmittel entwickeln, die sich unseren physiologischen Bedingungen anpassen, das heißt mit geringer Energie- und hoher Nährstoffdichte."
Spannende Forschungsprojekte
Im Studiengang Lebensmitteltechnologie und Ernährung der FH OÖ wird bereits an der Ernährung der Zukunft gearbeitet. "Wir beschäftigen uns vorwiegend damit, die molekularen Mechanismen zu verstehen, warum Obst und Gemüse eine vorbeugende Wirkung von verschiedenen Zivilisationskrankheiten haben", erklärt Höglinger. So entwickeln die Studierenden etwa Produkte, die vorbeugend für Karies sind oder die man zur Reduktion des Blutdrucks oder des Blutdrucks einsetzen kann. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Obst- und Gemüsesorten, die besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen sind. "Wir beschäftigen uns etwa intensiv mit Roten Rüben, charakterisieren diese Sorten und entwickeln Produkte zur Stressreduktion daraus."
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