Von E-Mails an die NSA bis zum DIY-Operations-Set

Für sein Computerspiel "Die Entscheidung" erhält Jonas Bodingbauer die Goldene Nica in der Kategorie u19. | Foto: Jonas Bodingbauer
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  • Für sein Computerspiel "Die Entscheidung" erhält Jonas Bodingbauer die Goldene Nica in der Kategorie u19.
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Die diesjährigen Preisträger der Ars Electronica stehen fest. Die Goldenen Nicas gehen heuer an Künstler aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Großbritannien. Bei genau 3159 Einreichungen hatte die Jury heuer die Qual der Wahl. "Die Teilnehmerzahl steigt von Jahr zu Jahr. Das unterstreicht die internationale Bedeutung und den Stellenwert der Ars Electronica", so Vizebürgermeister Bernhard Baier. Die meisten Einreichungen gab es in der Kategorie "Computer Animation/Film/VFX". Hier setzte sich Boris Labbé mit "Rhizome" gegen die große Konkurrenz durch. In seiner in Schwarz-Weiß gehaltenen Animation kreiert der Franzose ein sich ständig veränderndes Universum von dynamischen Figuren. Eine Auszeichnung gab es auch für das Musikvideo "Cold Stares" von Nosaj Thing für Chance The Rapper – "eine Gratwanderung zwischen realer und virtueller Welt, die ein gutes Beispiel für expanded animation ist", so Kuratorin Christine Schöpf.

Kommunikation mit der NSA

Eine enorme Bandbreite der Einreichungen zeigte sich auch in der Kategorie "Interactive Art +". Über die Goldene Nica können sich Christoph Wachter und Mathias Jud freuen. Ihre Installation "Can you hear me" ist eine Reaktion auf die Geheimdienstüberwachung, die durch Edward Snowdens Enthüllungen bekannt wurden. Die Schweizer installierten auf dem Dach der Akademie der Künste im Berliner Regierungsviertel ein unabhängiges Wifi-Kommunikations-Netzwerk. Dieses ermöglichte es jedem, Teil des Netzwerks zu werden, zu chatten, oder auch Nachrichten an die amerikanischen und britischen Geheimdienste zu schicken. "Wenn uns jemand ausspioniert, muss er sich auch anhören, was wir zu sagen haben, war der Grundgedanke der Künstler", erläutert Emiko Ogawa, Projektorganisatorin des Prix Ars Electronica. In 33 Tagen wurden mehr als 15.000 Nachrichten übermittelt.

Chirurgie-Set für Zuhause

Ausgezeichnet wurde auch der Niederländer Frank Kolkman. Mit seiner "OpenSurgery Initiative" geht er der Frage nach, ob sich chirurgische Do-it-yourself-Werkzeuge als Alternative zu den oft zu teuren Gesundheitsdiensten eignen. Anlass für seine Idee waren Youtube-Videos, in denen sich Amerikaner ohne Krankenversicherung selbst verarzten. Kolkman entwarf daraufhin ein chirurgisches System für den Hausgebrauch. "Sein Ziel ist es, Diskussionen über die Gesundheitsversorgung anzuregen", so Ogawa.

Gleichberechtigte Kommunikation

Die Goldenen Nica in der Kategorie "Digital Communities" geht heuer an die P2P-Foundation, die sich dem gesellschaftlichen Potenzial von Peer-to-Peer-Technologien widmet. Die Non-Profit-Organisation bündelt auf ihrer Plattform in mehr als 30.000 Einträgen weltweit das meiste Wissen über P2P. Ebenfalls unter den ausgezeichneten Projekten befindet sich das "Refugee Phrasebook". Hier werden relevante Infos gesammelt, die die Kommunikation zwischen Flüchtlingen und Helfern fördern sollen.

u19-Gewinner aus Linz

Besonders freuen kann sich heuer Jonas Bodingbauer. Der 17-jährige Linzer gewann den u19-Award, mit dem junge Talente ausgezeichnet werden. Der HTL-Schüler entwickelte das Computerspiel "Die Entscheidung". Zwei SpielerInnen treten dabei gegeneinander an: Eine Person widmet sich dem Leben eines an Krebs erkrankten Menschen, die andere Person kümmert sich um einen Tumor und sorgt mittels gesammelter Credits für dessen Wachstum. Erst im Verlauf des Spiels erfährt der Tumor-Spieler, dass der an Krebs erkrankte Patient gute Heilungschancen hätte, wenn sich die Krankheit – sprich der Tumor – nicht weiterentwickeln würde. Abhängig davon, wie sich der Tumor-Spieler nun entscheidet, überlebt der Patient – oder stirbt. Inspiriert wurde der 17-Jährige vom berühmten Milgram-Experiment. "Ich spiele selbst gerne Computerspiele. Manche Aufträge, wie jemanden zu töten, fand ich jedoch eigenartig. Viele spielen, ohne darüber nachzudenken. Man sollte mehr darüber reflektieren und sich im Klaren darüber sein, dass es eigentlich abartig ist, was man tut." Diese nachdenkliche Komponente des Spiels hat auch die Jury überzeugt: "Games haben die Kraft, solche schwierigen Themen zu vermitteln", sagt u19-Projektmanagerin Marion Friedl.

T-Shirt-Unikate

Erstmals wurde heuer auch der Spezialpreis "netidee" vergeben. Damit werden Arbeiten gewürdigt, die sich auf innovative Weise mit dem Internet der Zukunft auseinandersetzen oder das Internet als Impulsgeber für regionale Entwicklungen nutzen. Der Preis ging an "kameleon.ws" von Ulrich Formann, Kilian Hanappi und Simon Wesp. Die drei Wiener entwickelten einen völlig autonom funktionierenden Webshop, über den T-Shirts mit individuellem Aufdruck erworben werden können. Die Motive werden von einem lernfähigen Computerprogramm generiert und basieren auf Daten des aktuellen Tagesgeschehens. Nach dem Kauf eines T-Shirts wird ein neues Design erstellt, das vorherige hingegen ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verfügbar. Dank des Generative Designs stellt jedes Kleidungsstück ein Unikat dar, das seine eigene Geschichte erzählt. Neben der Verwendung von nachhaltig produzierten Stoffen setzt die On-Demand-Produktion auch ein Zeichen gegen die im Überfluss produzierte Stangenware. Am 15. Juni 2016 wird der Webshop von Ulrich Formann, Kilian Hanappi und Simon Wesp gelauncht.

Pionierin der Medienkunst

Als Visionary Pioneer of Media Art wird heuer Jasia Reichardt geehrt. Die 1933 geborene Polin organisierte eine bahnbrechenden Ausstellung, die 1968 am Londoner Institute of Contemporary Arts und danach in der Corcoran Gallery of Art in Washington, D.C. sowie im Exploratorium in San Francisco gezeigt wurde. „Cybernetic Serendipity“ lautete der Titel dieser aufsehenerregenden Schau, die an Stelle von Menschen plötzlich Computer, Maschinen und Algorithmen als „Künstler“ in Szene setze. Das wegweisende Werk und die zahlreichen Verdienste um die Medienkunst der Kunstkritikerin und Ausstellungsmacherin werden in Form einer Goldenen Nica gewürdigt.

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