Die Esche wird aus Linz verschwinden
Zum Eindämmen des Eschensterbens muss die Stadt unbeliebte Baumschlägerungen vorantreiben.
Linz wird vom Eschentriebsterben heimgesucht. Verantwortlich dafür ist ein Mikropilz. Seit gut zwanzig Jahren befällt das sogenannte „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ Blätter und Wurzeln der Eschen. 2005 wurde die Baumseuche erstmals in Österreich nachgewiesen. Bereits 2017 wurden 200 abgestorbene Bäume im Wasserwald gefällt. Auch am Schiltenberg, im Gebiet Traun-Donauauen oder im Haselgraben mussten bereits Eschen geschlägert werden. Die Eindämmung des Erregers erfordert in Linz radikale Maßnahmen. Von infizierten Eschen geht ein hohes Ansteckungsrisiko aus.
Großflächige Durchforstungen bilden dabei keine Ausnahme. Die Bäume sterben innerhalb eines Jahres ab und stellen ein Sicherheitsrisiko dar. „Leider gibt es keine andere Alternative. Es müssen alle kranken Bäume gefällt werden, denn die Sicherheit der Bevölkerung hat oberste Priorität“, sagt der für Stadtgrün zuständige Vizebürgermeister Bernhard Baier.
Winklerwald stark betroffen
Im Jänner begannen die Forstarbeiter des Magistrats mit dem Entfernen kranker Eschen im Winklerwald am Froschberg. Die Anwohner wurden über die geplanten Forstarbeiten vorab per Flugblatt informiert. Angesichts der Forstarbeiten mit schwerem Gerät ist die Verunsicherung bei Anrainern groß. Es gibt Befürchtungen, dass der Wald gänzlich gerodet werden könnte und nicht mehr zurückkehren wird. Am Froschberg ist der Pilzbefall so weit fortgeschritten, dass auf zwei unzugänglichen Flächen fast der gesamte Eschenbestand entfernt werden muss (siehe Grafik, Flächen 1 und 2). Im begehbaren Erholungsgebiet steht ein Mischwald (siehe Grafik, Fläche 3). Hier sollen bloß einzelne Eschen aus dem Wald entfernt werden. Derzeit stehen die Kettensägen aufgrund fehlenden Bodenfrosts wieder still. „Der matschige Waldboden macht einen Abtransport der Bäume unmöglich“, sagt der zuständige Abteilungsleiter von Gärtnereien und Baumschulen beim Magistrat, Günther Haderer. Bisher wurden nur die abgestorbenen Eschen, die an die Waldeggstraße grenzen, abgeholzt. Am Waldrand bestand die akute Gefahr, dass Totholz auf die Straße stürzt.
„Gesunde Eschen werden zunächst stehen bleiben. Wir beobachten die Bäume jedoch genau. Sobald ein Sicherheitsrisiko besteht, wird gefällt. Um der Verkehrssicherheitspflicht nachzukommen, werden im Winklerwald auch morsche Birken geschlägert“, versucht Haderer auf die Sorgen der Anrainer einzugehen. Die Wiederaufforstung mit Hainbuchen, Ahornbäumen, Lärchen und Eichen wurde im Vorfeld geplant. „Die vorgesehenen Baumarten sind aus heutiger Sicht widerstandsfähig und gegen Krankheiten resistent“, so Vizebürgermeister Baier.
Resistente Eschen gesucht
Haderer befürchtet, dass die Esche in den nächsten zwanzig Jahren aus dem Stadtgebiet verschwinden wird. Andere Baumarten werden in Parks und Stadtwäldern an ihre Stelle treten müssen. Hoffnung wird in die Suche nach resistenten Eschen gesetzt. In Österreich wird das Projekt „Esche in Not“ vom Bundesforschungszentrum für Wald in Wien koordiniert. Die Bürger sind dazu aufgerufen, gesunde und robuste Eschen an das Forschungszentrum zu melden. Vielleicht versteckt sich das entscheidende Puzzleteil in Linz.
Die Hauptgründe für das Baumsterben
• Eschentriebsterben
Die Baumseuche breitet sich rasant in ganz Europa aus. Das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“, ein Mikropilz, ist dafür verantwortlich. Sporen fliegen bis zu 30 Kilometer weit und befallen Blätter und Wurzeln. Kranke Eschen sterben innerhalb eines Jahres ab.
• Grundwasserabsenkung
Bautätigkeiten im Stadtgebiet senken den Grundwasserspiegel ab. Bäume verlieren dadurch ihre Standfestigkeit. In Kleinmünchen wurde daher der Park in der Dallingerstraße gesperrt. 40 im Erdreich unsicher verankerte Bäume müssen daher weichen.
• Borkenkäfer
Der Borkenkäfer macht den Fichten, etwa im Haselgraben (Urfahr), zu schaffen. Milde Winter und Trockenheit begünstigen die Ausbreitung des Schädlings. Befallene Bäume stellen eine Gefahr dar, da sie leicht umfallen können.
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