"Ehrliche Porträts von der Straße"

Nach langen Gesprächen hat der junge Fotograf die obdachlosen Linzer porträtiert. | Foto: Florian Schwalsberger
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"50:50" heißt das Projekt, das in den vergangenen eineinhalb Jahren entstanden ist. „Als das Bettelverbot in Linz beschlossen wurde, war ich über die politische Situation sehr verärgert. Ich finde es furchtbar, dass Bettler und Obdachlose von der Straße verdrängt werden, anstatt ihnen zu helfen. Ich dachte, ich kann mich entweder beschweren oder ich tue etwas“, so Schwalsberger. Der Linzer hat sich für das Tun entschieden. Und dafür setzt er jenes Mittel ein, das er am besten beherrscht: die Fotografie. „Ich habe selbst nur wenig Geld und kann keinem Obdachlosen eine Wohnung finanzieren. Aber ich kann fotografieren und ich hatte etwas Zeit.“ Also hat Schwalsberger jene Menschen porträtiert, „bei denen die meisten anderen Österreicher sonst gerne wegsehen“.

Auf Augenhöhe

Die verschiedensten Menschen hat der 25-Jährige dabei kennengelernt. Obdachlose zwischen 20 und 60 Jahren, viele leben schon jahrelang auf der Straße. Die meisten von ihnen sind Männer. Mir war wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ich habe mich zu den Menschen gesetzt, mit ihnen gesprochen, mir ihre Geschichten angehört.“ Dabei ging es Schwalsberger nicht um eine Art „künstliche Verbrüderung“: „Ich möchte die Menschen wirklich kennenlernen, will wissen, wie sie sind, und warum sie auf der Straße leben.“ Diesen Respekt und die Anteilnahme erkennt man auch in den Bildern, die dabei entstanden sind. Es sind „ehrliche Porträts von der Straße“, so Schwalsberger.

Aufeinander zugehen

Der engagierte Fotograf will mit seinem Projekt Bewusstsein schaffen, hinzuschauen. „Man soll die Leute als Menschen sehen und nicht als Opfer. Es kann jedem von uns passieren, dass er auf der Straße landet, ohne dass man selbst viel dafür kann.“ Er selbst hat viel Ignoranz, aber auch Hilfsbereitschaft erlebt, in jenen Stunden, die er mit den Obdachlosen auf den Straßen der Stadt verbracht hat: "Bei Männern Mitte 40 hat man meist keine Chance. Aber es gibt einige Menschen mit großem Herzen, die den Obdachlosen etwa einen Zwanziger zustecken oder ihnen etwas zu Essen geben. Es sind vor allem Pensionisten und Frauen, die helfen." Schwalsberger möchte die Menschen ermutigen, wieder mehr aufeinander zuzugehen. „Natürlich ist nicht jeder verpflichtet, etwas zu tun. Aber manchmal reicht es schon, sich etwas Zeit zu nehmen und zuzuhören. Und wenn man zuviel Geld hat, kann man auch ein bisschen was geben.“

Erlös wird gespendet

Helfen möchte auch Schwalsberger mit seinem Fotoprojekt. Es trägt den Titel "50:50", weil der Fotograf die Hälfte jedes verkauften Bildes spendet. 500 Euro sind so im vergangenen Jahr zusammengekommen. "„Ich habe lange überlegt, ob ich das Geld direkt den Menschen gebe, die ich fotografiere. Aber mir ist wichtig, dass ich strukturell helfe. Deshalb spende ich es an die ARGE für Obdachlose.“ Der Erlös jener Bilder, die bei der Ausstellung verkauft werden, wird sogar zu 100 Prozent gespendet. „Die Arbeit der ARGE ist besonders wichtig. Sie ist eine erste Anlaufstelle und hilft den Menschen, etwa mit dem Verkauf der Kupfermuckn oder die Vermittlung von Wohnungen.“

Bei der "Night & Day" Gallery präsentiert Florian Schwalsberger seine Werke eine Nacht und einen Tag lang. Die Galerie Raumschiff ist am 22. September ab 19 Uhr und am 23. September von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Fotograf wird persönlich anwesend sein. Die Bilder können auch käuflich erworben werden. Mehr zum Projekt "50:50" gibt’s auf facebook.com/photo.project.5050

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