"Als Schiri lernst du leider nur aus Fehlern"
Der Linzer Manuel Schüttengruber (33) feiert dieser Tage sein 20-jähriges Schiedsrichter-Jubiläum.
Wie ist es gelaufen?
Es war eine absolute Katastrophe. Ich war einfach überfordert und hab so manche Spielsituation gar nicht mitbekommen. Wir haben dann Step-by-Step einen Verbesserungsplan erstellt. Bei einem Spiel ist mein Vater sogar mitgelaufen, da du als junger Schiedsrichter nicht weißt, wo du die beste Position am Spielfeld findest.
Als Junge hab ich bei Westbahn Linz gekickt, war aber nicht sonderlich mit Talent gesegnet. Ich hab in meiner Karriere, glaube ich, ein einziges Tor geschossen, aber das auch nur, weil ich angeschossen wurde (lacht). Bis zur U16 hab ich noch parallel gespielt und gepfiffen.
Natürlich, das geht heute nicht mehr anders. Ich briefe mein Team, welche Taktik ich von beiden Mannschaften erwarte. Man verbringt viel Zeit mit Videoanalyse. Ich sehe mir etwa an, mit welchem Fuß Freistöße geschossen werden, oder ob es spezielle Taktiken bei Eckbällen gibt. Es gibt Spieler die arbeiten viel im Rücken des Schiris, auch da muss man als Team gut funktionieren und zusammenarbeiten.
Unrichtige Entscheidungen beschäftigen einen auch noch Tage danach. Man lernt als Schiedsrichter leider nur aus Fehlern. Ich arbeite akribisch daran, dass mir dieselben Fehler nicht zweimal passieren.
Negativ in Erinnerung bleibt mir der Ausschluss von Martin Hinteregger bei Altach gegen Salzburg, der nicht richtig war. Da hatten sowohl meine Assistenten die selbe, aber in dem Fall verkehrte Wahrnehmung wie ich. Das knabbert schon lange. Ich hab mir diese Szene sicherlich 100 mal angesehen und mich immer wieder gefragt, wie ich das so wahrnehmen konnte.
Man muss heute extrem fit sein. Ohne täglichem Training hast du keine Chance mehr. Natürlich gehören auch regelmäßige Videoanalysen und Regelschulungen dazu. Es gibt heute keinen übergewichtigen Schiedsrichter mehr in den höchsten Ligen. Pro Spiel läuft man zwischen acht und 13 Kilometern mit vielen Sprints und Start-Stopp-Bewegungen. Du bist mittlerweile ein Sportler unter Sportlern, auch wenn das leider oft nicht so gesehen wird.
Wie halten Sie aufgeheizte Spiele unter Kontrolle?
Ich versuche immer einen höflichen, korrekten Umgang mit allen Spielern zu pflegen. Man hat aber in jeder Mannschaft gewisse Ansprechpartner, meist Führungsspieler, wenn es mal nicht so läuft. Die brauchst du, um ein hitziges Spiel wieder abzukühlen.
Wieviel muss man sich als Schiedsrichter gefallen lassen?
Prinzipiell muss sich ein Schiedsrichter gar nichts gefallen lassen. Das größere Problem ist, dass in den niedrigeren Ligen oft Spieler die Regeln nicht genau kennen. Stichwort: absichtliches Handspiel. Man könnte sich sicher entscheidende Vorteile rausholen, wenn man die Regeln kennen würde.
Wie stehen Sie zu neuen technischen Hilfsmitteln für Schiedsrichter?
Torlinientechnik ist absolut fair und sinnvoll. Wenn ein Ball hinter der Torlinen war, muss es auch so gegeben werden. Ein möglicher Videoschiedsrichter hat seine guten Seiten, aber es ist natürlich komisch, wenn erst 30 Sekunden später das Spiel unterbrochen wird und zum Beispiel mit Strafstoß fortgesetzt wird.
Alle Infos zu Manuel Schüttengruber unter: www.manuelschuettengruber.com
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