"Der Kuchen bleibt bestenfalls gleich groß"

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BezirksRundschau: Die Zinsen sind auf niedrigem Niveau. Welche Möglichkeiten kann man da Sparern bieten?
Michael Rockenschaub:
Diese Zinssituation wird immer schwieriger. Da die Zentralbank den Zinssatz aufgrund der hohen Staatsverschuldung praktisch auf null gedrückt hat ist das des einen Leid, des anderen Freud. Die klassischen Häuslbauer hätten vor sechs, sieben, acht Jahren niemals von so einer Zinssituation geträumt. Sparer sind real sicher im Minus. In Österreich ist zudem die Inflation unerklärlich hoch, was nochmals den Sparern wehtut. Für uns ist diese Entwicklung im Grunde neutral. Fakt ist auch, dass dieses niedrige Zinsniveau nicht mehr zur Kreditnachfrage beiträgt.

Nein?
Für eine Firma entscheidet sich nicht, ob der Zinssatz zweieinhalb oder drei Prozent beträgt, ob man nun investiert oder nicht.

Vergeben die Banken derzeit auch weniger Kredite, aufgrund der regulatorischen Vorschriften? Stichwort Basel 3?
Wir sind derzeit völlig ausreichend aufgestellt für Kreditierungen. Ausreichend Eigenkapital, ausreichend Risikopolster.

Die Sparkasse Oberösterreich oder allgemein die Banken in Österreich?
Das trifft auch auf die Hauptmitbewerber in Oberösterreich zu.

Das heißt, eine Kreditklemme gibt es nicht.
Es ist keine Nachfrage da. Das hat jetzt nichts mit den Restriktionen durch Basel 3 zu tun. Die werden uns erst treffen, wenn ein Aufschwung kommt. Und dann könnte es knapp werden, weil dann die Restriktionen greifen. Aber ein Aufschwung ist derzeit nicht in Sicht.

Und wie schaut die Kreditnachfrage von Privaten aus?
Da ist die Lage einigermaßen stabil, im Konsumbereich oder im Eigenheimbereich etwa. Im Kreditbereich ist der große Einbruch bei den großen Konzernen, die teils so gut verdienen, dass sie gar keine Kredite brauchen. Und bei den Klein- und Mittelbetrieben ist das Vertrauen in ein künftiges Wachstum nicht da. Die Vorsicht regiert. Daher sagt jeder Unternehmer: ,Bitte abwarten'. Und Vertrauen kann man nicht befehlen.

Warum ist das Vertrauen nicht da?
Vorhersagen haben sich immer wieder zerschlagen oder auch, dass die Rechtssicherheit auch nicht immer gegeben war. Beispielsweise Ungarn. Das nimmt den guten Glauben. Und das wird von der Politik unterschätzt. Die Praxis hat gezeigt, beispielsweise bei der Hypo Alpe Adria, dass die Versprechungen nicht gehalten wurden. Oder auch die viel höhere Staatsverschuldung, wie sich jetzt bei der neuen Berechnungsmethode zeigt. Oder, dass die Prognosen regelmäßig zurückgenommen werden mussten. Und dann haben wir die nicht enden wollende Debatte um die Steuerreform. Letzteres ist hausgemacht. Ewig diskutieren und nichts entscheiden ist für das Vertrauensklima natürlich schlecht.

Wie schaut die Wirtschaftssituation in Oberösterreich aus?
Wir haben einige sehr bekannte große Betriebe, die auch weltweit gut aufgestellt sind. Wir haben aber zum Glück auch kleinere Unternehmen, die in Nischen tätig sind und ebenfalls weltweit reüssieren. Und diese Schicht der Unternehmen treibt Oberösterreich voran. Das unterscheidet uns auch von anderen Bundesländern und wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt oder im Innovationsbereich aus. Diesee Betriebe haben auch Geld, um in Innovationen zu stecken. Solche Unternehmen sind auch für Banken ganz wichtig.

Wie entwickelt sich das Privatkundengeschäft?
Im wesentlichen stabil. Die Sparer halten ihr Geld. Die niedrigen Zinsen helfen übrigens auch den Kreditnehmern bei der Kaufkraft. Wenn man sich monatlich 200 bis 300 Euro Zinsen erspart, ist das ja nicht so schlecht. Diese haben einen echten Netto-Einkommenseffekt.

Würden Sie denen nicht raten, dieses Geld anzulegen?
Einen Langfrist-Veranlagungs-Effekt muss sich sowieso jeder überlegen. Sparen für Investitionen – Auto, Haushaltsgeräte oder dergleichen – sollte man immer. Weil solche Investitionen tätigt man nicht von seinem Gehaltskonto.

Die Sparquote sinkt aber dennoch.
Allgemein ja. 2012 lag sie bei 7, 7 Prozent heuer bei 6,1 Prozent. Bei uns gibt es ein Mini-Minus. Es gibt sicher kein Geldinstitut, das einen Spareinlagenzuwachs hat.

Ist das, weil die Privaten auch viel investiert haben?
Definitiv. Bei jeder Renovierung ist auch eine Eigenmitteltangente dabei. Ein Teil ist aber auch, dass Reserven mobilisiert werden. Beispielsweise aufgrund der höheren Arbeitslosenrate.

Die Direktbanken sind Ihnen ein Dorn im Auge.
Ja. Die gehen mit unserer Spareinlagensicherung hausieren. Die kommen aus dem Ausland, gründen hier eine Tochterfirma, sammeln Geld ein, dass sie zu diesen Preisen nie zuhause bekämen mit der Bonität. Das ist ja ein Irrwitz.

Österreich gilt als "overbanked". Sehen Sie das auch so? Und welche Auswirkungen hat das auf die Sparkasse Oberösterreich?
Österreich ist stark overbanked. Das ist schon offensichtlich. Es ist auch ärgerlich, dass zwei Sektoren durch Milliardenzahlungen am Leben gehalten werden, weil bei der Volksbank muss man die kommunalen Institute mitrechnen und ähnlich ist es bei den Hypos. Bei der Hypo Alpe Adria muss man in Wahrheit den Sektor erwähnen, weil über den Haftungsverbund im Pleitefall alle Hypos betroffen gewesen wären. Diese zwei Sektoren sind zwar nicht die stärksten Mitbewerber, aber es wäre nahegelegen, hier eine ernsthafte Marktbereinigung zu versuchen.

Wie schaut es mit dem Filialnetz aus?
Wir schauen auf eine flächenmäßige Abdeckung. Schließungen, wie es Mitarbeiter machen, ist nicht unser Thema. Wenn man Retail-Geschäft richtig macht, kann man das auch gut betreiben. Zudem entspricht eine hohe Filialdichte auch unserer Mission. Wir sind ein Dienstleister in der Fläche. Effizienz ist in der Branche generell ein Thema. Der Kuchen bleibt bestenfalls gleich groß. Ich befürchte aber, dass er auch in einigen Bereichen, etwa im kapitalmarktorientierten Geschäft, kleiner wird. Europaweit wurden in den vergangenen Jahren hunderttausende Bank-Jobs gestrichen.

Sie haben gesagt, beim EGT soll heuer ein Fünfer davorstehen.
Ja, und aus heutiger Sicht wird es auch so sein. Wir hatten in den vergangenen Jahren hier meist um die 45 Millionen Euro EGT. Das ist die übliche Ertragslage, die wir für möglich erachten.

Bei den Volksbanken gibt es nun Fusionsprozesse. Wie sieht es hier am Sparkassensektor in Oberösterreich?
Wir werden nicht aktiv. Es gibt in Oberösterreich noch eine Handvoll Gemeindesparkassen, die gut dazupassen würden. Wir sind prinzipiell gesprächsbereit. Da hat die Erste Bank aber sicherlich auch einen Einfluss. Im Gemeinderatswahljahr 2015 wird aber sicher kein Bürgermeister eine solche Diskussion führen wollen. Nachher vielleicht schon. Wir haben in Oberösterreich die strategisch entscheidenden Positionen besetzt. An der Hausstrategie ändert sich nichts, käme noch die eine oder andere Gemeindesparkasse dazu.

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Foto: Cityfoto
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