Mehr als Körperkunst
Ludwig Decarli aus Wagrain gestaltet fabelhafte Wesen mittels Bodypainting
Wer glaubt, Bodypainting sei anrüchig und erotisch, der irrt. „Für mich ist Bodypainting mehr als nur das Anmalen von Körpern, für mich ist das ganz klar eine Kunstform“, betont der Vize-Weltmeister des Jahres 2010 in der Kategorie Special Effects Bodypainting, Ludwig Decarli. Von klein auf stets der Kreativität verbunden hat der Wagrainer im Alter von 12 Jahren erstmals das Airbrushing ausprobiert. „Am Anfang hat es mich nicht wirklich vom Hocker gehaut“, erzählt Decarli. Nach der Hauptschule wollte der heute 27-Jährige eigentlich eine Werbegrafikschule in Imst besuchen, lehnte dies aber schließlich ab, da sein Level damals bereits zu hoch war.
Talent von Lehrerin entdeckt
Ludwig absolvierte eine Friseurlehre in Flachau und schloss diese auch ab. Bereits in der Berufsschule entdeckte eine Lehrerin, dass die Zeichnungen in Ludwigs Heften nicht bloß reiner Zeitvertreib sondern Kunst sind. „Meine Lehrerin hat damals mein Talent entdeckt und mir meine ersten Bodypainting-Farben für einen Messeauftritt geschenkt. Schon hier merkte ich, dass mehr in mir steckt als ein normaler Friseur.“ Nach dem Ableisten des Bundesheerdienstes – es war Wintersaison – war im Pongau keine Friseurstelle mehr frei. Daher entschied sich Decarli im Jahr 2006 nach dem Rat seiner AMS-Beraterin, sich selbstständig zu machen. „Damals sagte ich zu meiner Beraterin, dass ich nicht glaube, dass in meinem bevorzugten Berufsbereich in unserer Region überhaupt etwas angeboten wird“, erklärt der Wagrainer mit einem Schmunzeln. „Am Anfang konnte ich mir die Selbstständigkeit nur schwer vorstellen. Durch ein Programm für Jungunternehmer habe ich mir aber in kurzer Zeit das notwendige Know-how schnell aneignen können und war schließlich nach rund zwei Monaten selbstständig tätig.“
Körperkontakt kein Problem
„Durch den Friseurberuf hatte ich eigentlich keine Scheu, andere Menschen anzufassen. Mich hat das Bodypainting und hier speziell die Special Effects immer schon fasziniert. Für mich ist es fast unbeschreiblich, wie man durch die Malerei eine Person verändern kann und die Figur zum Leben erweckt“, so Decarli. Der Gedanke, dass seine Kunstwerke nur sehr kurzlebig sind und beim ersten Waschen nicht mehr zu sehen sein werden, war für dem Pongauer am Anfang seiner Karriere schwer zu akzeptieren: „Zu Beginn habe ich riesige Probleme damit gehabt, die sich mittlerweile aber gelegt haben. Die Kunst lebt eben von Fotos und dem Augenblick. Die Faszination der Menschen und der verwunderte Blick auf meine lebenden Kunstwerke sind das größe Dankeschön für mich persönlich.“
Vize-Weltmeistertitel 2010
„Seit ich 2006 selbstständig bin, war ich einer der jüngsten in der Branche. Mittlerweile sind die Vorbilder und Konkurrenten von damals aber eine Art Familie für mich geworden.“ Bei der Weltmeisterschaft 2010 konnte sich der Wagrainer den Vize-Weltmeistertitel sichern. Nachdem 2011 nicht ganz nach Wunsch verlaufen ist, will der 27-Jährige bei der WM 2012 mit seiner Kunst Jury und Publikum beeindrucken. „Jeder Einzelne, der den Mut und die Kreativität hat, bei der WM mitzumachen, hat schon gewonnen“, betont Decarli abschließend.
Während der ganzen Wintersaison kann die Kunst des Pongauers in der „Point“ in Wagrain jeden Mittwoch live erlebt werden.
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