"Eachtling, des is a echte Todsünde!"
"Ächtleng" schreibt man's richtig, sagt der Volkskultur-Mundartreferent.
LUNGAU. Es gibt viele Lungauer Mundart-AutorInnen, doch nur die wenigsten wissen genau, wie die Dialekt-Orthografie wirklich funktioniert. "Zum Beispiel die Schreibweise 'Eachtling': die-se 'Todsünde' an der Lungauer Mundart wurde leider vor einigen Jahrzehnten von mit der Lungauer Mundart nicht Vertrauten begangen", bedauert Othmar Purkrabek, der Mundartreferent im Vorstand der Servicestelle "Lungauer Volkskultur". "Gerade die typische Lungauer Feldfrucht, der 'Ächtleng' – so die korrekte Schreibweise – ist in der Werbung stark vertreten und hätte die Besonderheit unseres ä-Lautes hervorgehoben", fährt er fort.
Das Lungau-typische "ä"
Das "ea" komme zwar auch im Lungauerischen, etwa in steah (stehen), vor, sei aber nicht gleichbedeutend mit dem "ä". Das "ä" unterscheide uns nämlich etwa vom Pinzgauerischen, wo stattdessen gerne "ea" verwendet werde. Das hochdeutsche Wort "werden" wäre ein Beispiel dafür: wächt (Lungauerisch), weascht (Pinzgauerisch). Das "ä" komme im Lungauer Dialekt in vielen Wörtern vor, zum Beispiel in Hächz (Herz), Käschtn (Kirschen), fächtn (voriges Jahr), fiwächts und hintawächts (vor- und rückwärts), wächt (wird), Bää (Bär), Käo (Bub) usw.
Verwendung von "ò" und "å"
Seien die etwas eindeutigeren Laute, das dunkle "o" und das offene "a" (z. B. Lotta (Mann) bzw. Blattl (Blatt) noch recht einfach als solche erkenn- und schreibbar, so sei die Schreibung der Laute zwischen dem "a" und dem "o" ein Schwachpunkt bei der Verschriftlichung des Lungauer Dialektes. Purkrabek erklärt: "Der am häufigsten gesprochene Laut ist bei uns das offene 'o'. Dieser lässt sich orthografisch als 'ò' – mit Gravis – darstellen. Wortbeispiele wären Tòg (Tag), amòi (einmal) oder Wòid (Wald). Darüber hinaus gebe es das dunkle "a", das mit "å" – mit Kroužek – dargestellt wird. Pur-krabek führt beispielhaft "Pfåch" (Mariapfarr), ståaßn (stoßen) oder Gåchtn (Garten) an.
"ö" sorgt für Unsicherheit
Ein Laut der fälschlicherweise oft als "e" dargestellt wird, ist das helle "ö". Dieses kommt beispielsweise in Toifö (Teufel) oder in Söchta (Dummkopf, Holzgefäß) vor. "Ö" wird allerdings auch in dunklerer Aussprache als solches geschrieben, etwa in Hörwöst (Herbst).
Nasale Laute im Lungau
Alle Laute können an dieser Stelle zwar nicht behandelt werden, erwähnenswert wären aber noch die nasalen Laute im Lungauerischen, die mit Tilde (nicht in allen digitalen Sonderzeichentabellen verfügbar, z. B. "ã") oder mit Zirkumflex ("â") versehen werden. Wortbeispiele: Kêdl (Rinne) – nicht zu verwechseln mit Kedl (Bub); drâi (drinnen). "Die allgemeine Verwendung dieser Zeichen für die Nasallaute würde aber die Lesbarkeit der Texte zu sehr verkomplizieren", räumt Purkrabek ein.
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