Auf Mission
Ukrainische Beamte lernten von Lungaus höchstem Polizisten

Major Felix Gautsch (Bezirkspolizeikommandant Tamsweg/Lungau) bei der Staatsanwaltschaft in Uschgorod (Ukraine) in einer Unterredung während seines Auslandseinsatzes im Rahmen der "EU Advisory Mission-Ukraine". | Foto: Felix Gautsch
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  • Major Felix Gautsch (Bezirkspolizeikommandant Tamsweg/Lungau) bei der Staatsanwaltschaft in Uschgorod (Ukraine) in einer Unterredung während seines Auslandseinsatzes im Rahmen der "EU Advisory Mission-Ukraine".
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Im Rahmen der 'EU Advisory Mission-Ukraine' (EUAM) beriet und schulte Major Felix Gautsch die letzten zwölf Monate Polizeikollegen in der Ukraine. Im Interview erzählte er uns ein wenig darüber.

TAMSWEG, UKRAINE. Ein Jahr lang dauerte sein jüngster Einsatz in der Ukraine. Seit Anfang August ist er wieder zurück in Österreich: Felix Gautsch. Der Major ist der Bezirkspolizeikommandant im Lungau hat in in seiner Laufbahn bereits vieles an Wissen und Erfahrungen ins Ausland mitgenommen, aber auch vieles von ebendem aus dem Ausland mit nach Hause genommen. Es war für Major Gautsch nämlich bereits sein siebter Einsatz dieser Art; und es war sein letzter, wie er uns sagt. Im Interview gibt er uns Einblick in sein Aufgabengebiet in der Ferne; was ihn in die Ferne zieht, welcher Erfahrungen er mit nach Hause brachte und vieles mehr.

"Mir ist ein positives Miteinander von Bevölkerung und Polizei ein wirkliches Anliegen. Selbstverständlich ist dies nicht immer friktionsfrei möglich, da wir natürlich auch mit strafenden Maßnahmen im Zuge unserer Polizeiarbeit vorgehen müssen. Es sollte jedoch im Interesse jedes Einzelnen sein, dass wir uns gemeinsam um unsere Sicherheit kümmern."
Felix Gautsch, Major, Bezirkspolizeikommandant Lungau

Welches war Ihr Aufgabengebiet im Ukraine-Auslandseinsatz?
FELIX GAUTSCH:
"Die 'EU Advisory Mission-Ukraine' (EUAM) wurde bereits im Jahr 2014 gestartet und konzentriert sich in erster Linie auf die Beratung des öffentlichen Sicherheitssektors in Angelegenheit moderner Verwaltung beziehungsweise Modernisierung des Behördenapparats – 'European Best Practice'. Meine Aufgabe diesmal lag in der Beratung und Schulung von Polizisten im Bereich des ‚Community Policing‘."

Community Policing: was ist das?
GAUTSCH:
"Dabei handelt es sich um bürgernahe Polizeiarbeit. Dies ist vergleichbar mit dem österreichischen Polizeiprojekt 'Gemeinsam Sicher in Österreich'. Wir, die Polizei in Österreich, sind überzeugt, dass effektive Polizeiarbeit zur Schaffung von Sicherheit nur in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung funktioniert. In der Ukraine dominiert jedoch nach wie vor die Auffassung, dass die Polizei nicht vordringlich für die Bevölkerung da ist. Im Englischen lässt sich dieser Unterschied sehr gut an zwei Begriffen festmachen: 'Police Force' versus 'Police Service'. Es ist uns gelungen, in den vergangenen Jahren ein entsprechendes Umdenken in einigen Bereichen der ukrainischen Polizei zu bewirken."

Felix Gautsch (li.) im Rahmen seines Auslandseinsatzes bei einer Unterredung mit dem General der Nationalgarde der Direktion West bezüglich einer Zusammenarbeit mit dem Field Office Lviv. | Foto: Felix Gautsch
  • Felix Gautsch (li.) im Rahmen seines Auslandseinsatzes bei einer Unterredung mit dem General der Nationalgarde der Direktion West bezüglich einer Zusammenarbeit mit dem Field Office Lviv.
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Was nehmen Sie aus der Ukraine an Erfahrungen und Erkenntnissen mit in die Heimat?
GAUTSCH:
"Vor mir waren auf meinem Arbeitsplatz schon Skandinavier, Deutsche und Slowaken tätig. Sie brachten ihre Erfahrungswerte bezüglich 'Community Policing' ein und zeigten Wege, wie die Bevölkerung in das ‚Produkt‘ Sicherheit ideal eingebunden werden kann. Als Beispiel kann ich hier die ‚Community Safety Strategy‘ anführen: ein Instrumentarium zum Zusammenschluss ziviler Organisationen in ein Netzwerk mit dem Ziel das Gefühl der Sicherheit zu steigern und Wege sowie Lösungen zu erarbeiten und aufzuzeigen. Interessante Ansätze zeigten Kollegen im Bereich der Verhinderung von Hasskriminalität (Hassreden, Hassposts etc.) auf, wobei ich hier erkennen konnte, dass auch unser Innenministerium intensiv an Lösungsansätzen arbeitet. Für einen von mir organisierten Workshop mit den Zielgruppen Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichte und NGOs zum Thema ‚Hate Crime‘ konnte ich als Vortragende unter anderen eine führende Mitarbeiterin des österreichischen BM.I (Bundesministerium für Inneres) sowie interessante Vortragende des Europarates und einer Roma-NGO gewinnen. Diese Projekte werden nun von meinem Nachfolger fortgesetzt."

"Wenn ich in solche Missionen gehe, bringe ja nicht nur ich Wissen und Erfahrungen ein, sondern auch viele andere Kolleginnen und Kollegen und davon profitiere ich natürlich auch."
Major Felix Gautsch, Polizei Lungau

Felix Gautsch (hinten Mitte) bei einer Besprechung bei der Staatsanwaltschaft in Uschgorod (Ukraine). | Foto: Felix Gautsch
  • Felix Gautsch (hinten Mitte) bei einer Besprechung bei der Staatsanwaltschaft in Uschgorod (Ukraine).
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Seit wann waren Sie dort – in der Ukraine –, wie lange dauerte der Einsatz?
GAUTSCH:
"Ich startete meinen Einsatz am 7. August 2020 und beendete ihn am 6. August 2021. Ich bin also gerade eben heimgekehrt und habe zwischenzeitlich meine medizinischen Abschlussuntersuchungen absolviert. Seit Mitte August nehme ich mir erstmal Urlaub, um mich wieder einzugliedern, zu akklimatisieren und noch die restliche Ferienzeit mit meiner Familie verbringen zu können."

"Das Thema Auslandseinsatz ist für mich abgeschlossen. Ich verbrachte sieben Jahre meines dienstlichen Lebens im Ausland und es ist trotz einiger sehr haariger Situationen für mich immer gut ausgegangen."
Major Felix Gautsch, Polizist in Österreich

Sie waren nun ja schon öfters im Ausland eingesetzt – wie oft schon?
GAUTSCH:
"Insgesamt war dies nun mein siebter Auslandseinsatz. Begonnen habe ich im Jahr 1995 mit einem Beobachtereinsatz in der Westsahara. Dazwischen war ich in Tadschikistan, zwei Mal Kosovo, Palästina und zwei Mal Ukraine."

Im Kosovo: Eine Impression im Rahmen einer Übung von KFOR, EU-Mission und Kosovo Police Service. | Foto: Felix Gautsch
  • Im Kosovo: Eine Impression im Rahmen einer Übung von KFOR, EU-Mission und Kosovo Police Service.
  • Foto: Felix Gautsch
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Was zieht Sie beruflich sowie persönlich immer wieder in die Ferne?
GAUTSCH:
"Auslandseinsätze erfüllen für mich mehrere Zwecke: Erstens: Ich kann meinen dienstlichen Horizont erweitern. Wenn ich in solche Missionen gehe, bringe ja nicht nur ich Wissen und Erfahrungen ein, sondern auch viele andere Kolleginnen und Kollegen und davon profitiere ich natürlich auch. Zweitens: Durch mein Engagement bei solchen Einsätzen – und das vieler anderer Kolleginnen und Kollegen – ist es mir möglich und sehr wichtig, Sicherheit in dieses Land zu bringen, wodurch die Menschen in Krisenländern nicht den Wunsch oder Zwang verspüren, ihr Heimatland zu verlassen und in die EU flüchten zu wollen/zu müssen. Drittens: Darüber hinaus kann ich sowohl meine dienstlichen als auch meinen privaten Interessen in Einklang bringen und reisen. Auslandseinsätze ermöglichen mir Länder kennenzulernen, die ich vermutlich als Privatperson nur mit Problemen und Einschränkungen bereisen könnte. Gleichzeitig dient mir ein solches Land auch als Ausgangspunkt für das Bereisen anderer meist benachbarter Länder. Ich habe dadurch bereits 65 Länder dieser Erde besuchen können und bekam immer wieder die Möglichkeit, über 'den Tellerrand hinauszublicken'."

Ein Blick ins Apothekencafé mit Kaiser Franz Josef I. Ein Stück lebendige Österreich-Atmosphäre in der Ukraine. | Foto: Felix Gautsch
  • Ein Blick ins Apothekencafé mit Kaiser Franz Josef I. Ein Stück lebendige Österreich-Atmosphäre in der Ukraine.
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Welchen Auslandseinsatz fassen Sie in Zukunft ins Auge, womit liebäugeln Sie vielleicht heute schon?
GAUTSCH:
"Das Thema Auslandseinsatz ist für mich abgeschlossen. Ich verbrachte sieben Jahre meines dienstlichen Lebens im Ausland und es ist trotz einiger sehr haariger Situationen für mich immer gut ausgegangen. Vielleicht braucht mein Dienstgeber Mitarbeiter mit Auslandserfahrung auch für andere kurzzeitige Projekte, wo ich mir vorstellen könnte, mich auch weiterhin einzubringen. Grundsätzlich dauert ein Auslandseinsatz ein Jahr, es gibt jedoch EU-Projekte, welche den Einsatz auf meist ein bis zwei Monate beschränken."

Wenn Sie den Bezirksblätter-LeserInnen noch etwas sagen wollen, dann bitte sehr gerne?!
GAUTSCH:
"Mir ist ein positives Miteinander von Bevölkerung und Polizei ein wirkliches Anliegen. Selbstverständlich ist dies nicht immer friktionsfrei möglich, da wir natürlich auch mit strafenden Maßnahmen im Zuge unserer Polizeiarbeit vorgehen müssen. Es sollte jedoch im Interesse jedes Einzelnen sein, dass wir uns gemeinsam um unsere Sicherheit kümmern. Dazu benötigen wir jeden einzelnen Bürger beziehungsweise jede Bürgerin, denn es ist unmöglich vor jede Haustür und zu jedem PC bewachende und warnende PolizistInnen zu stellen. Viele Dinge lassen sich mit Hausverstand vermeiden, speziell wenn es um die stark wachsende Internetkriminalität geht. Bei Zweifeln und Fragen wenden Sie sich bitte gerne an die Polizei, wir werden versuchen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen."

Würden Sie auch gerne mal im Ausland arbeiten?

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