Ein-Mann-Selbsthilfegruppe
Simon Ujvary lebt mit einem Stoma und berät ebenfalls Betroffene
(siv). Die Junge Volkspartei (JVP) Margareten hat dieses Mal im großen Teich der Selbsthilfegruppen gefischt und fand einen besonders engagierten Kämpfer.
Seit etwa 25 Jahren lebt Simon Ujvary mit einem künstlichen Darmausgang, einem Stoma. Seit zehn Jahren ist er Leiter der Stoma-Selbsthilfegruppe. „Ich bin da eher zufällig reingeraten. Es wurde ein neuer Leiter gesucht, und mich haben die anderen Mitglieder überredet, es zu machen. Sie haben mir zugesagt, dass sie mich unterstützen, leider war das dann doch nicht der Fall.“ Und so ist er im Moment die einzige Ansprechperson für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung. „Das ist schon ein Fulltime-Job“. Über Unterstützung würde er sich sehr freuen!
Absolutes Tabuthema
Für Simon Ujvary ist es zur Lebensaufgabe geworden, anderen Betroffenen zu helfen. „Das Thema ist leider in der Gesellschaft immer noch absolut tabu. Sogar die Betroffenen verschweigen, dass sie einen Stoma haben. Dabei ist dabei nichts Grausliches. Auch in der Lebensqualität sind Stoma-Patienten kaum eingeschränkt, beinahe jede Sportart ist möglich, nur Boxen sollte man halt nicht.“ Er erzählt, dass die Säckchen, genannt Versorgung, heutzutage besonders flach sind. „Bei Damen zeichnen sie sich unter dem Badeanzug oder bei enger Kleidung nicht ab.“
Auch Sex ist kein Problem
Ujvary erzählt, dass Frauen und ihre Partner eher Probleme haben mit ihrem Stoma. „Wenn Männer davon betroffen sind, können ihre Ehefrauen besser damit umgehen.“ Dabei ist das Intimleben kein Problem: „Stomaträger können von der körperlichen Voraussetzung her in den meisten Fällen ein normales Sexualleben führen.“
Auch er konnte sich vor 35 Jahren nicht so ohne Weiteres mit dem Gedanken anfreunden, einen künstlichen Darmausgang zu bekommen: „Die Entscheidung war aber schnell gefallen – ohne Stoma hätte ich nur noch zwei, drei Jahre gelebt, mit lebe ich ein erfülltes Leben.“ Dies möchte er auch den anderen Betroffenen mitgeben und sie mit Informationen versorgen sowie bei Problemen zur Seite stehen.
Dagmar Endl ist im Hartmannspital die Nahtstelle zwischen Krankenhaus und Selbsthilfegruppen. Sie schätzt Simon Ujvary und seine ehrenamtliche Tätigkeit sehr: „Es ist wichtig, dass es diese Selbsthilfegruppe gibt. Denn im Spital ist einfach nicht die Zeit, so auf die Patienten einzugehen, wie es Herr Ujvary kann und auch tut.“
Infos zur Stoma Selbsthilfe Wien sowie zu den regelmäßigen Treffen finden Sie unter: www.ilco.at
Wenn auch Sie solche rekordverdächtigen „stillen Helden“ kennen oder selbst in einem Verein oder einer Organisation ehrenamtlich tätig sind, dann schreiben Sie entweder per Post an die WIENER BEZIRKSZEITUNG Margareten, Neutorgasse 7, 1010 Wien, oder ein Mail an: margareten.red@
bezirkszeitung.at
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