Zivilcourage in Wien
Alle Nachbarn sind gegen Gewalt - mit Video!

- Für Zivilcourage: Alena Baich, Fiffi Pissecker, Maria Rösslhumer, Susanne Schaefer-Wiery, Nikola Furtenbach, Markus Riedl (v.r.)
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Eine neue Bewusstseinskampagne ruft zu Zivilcourage bei Partnergewalt auf.
WIEN. "Bei Gewalt muss man hinschauen und der Verrohung Einhalt gebieten", sagt Kabarettist Wolfgang „Fifi“ Pissecker. Was soll man tun, wenn man als Nachbar Zeuge von Partnergewalt wird? "Viele Leute sind verunsichert", sagt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser im Filmcasino in der Margaretenstraße 78, wo die Bewusstseinskampagne zu Zivilcourage bei Partnergewalt vorgestellt wurde.
Rösslhumer koordiniert das Nachbarschaftsprojekt "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt", dass es sich zur Aufgabe gemacht hat, Nachbarn zu ermutigen, bei häuslicher (Partner-)Gewalt etwas zu unternehmen. Warum das nicht selbstverständlich ist? "Viele glauben, dass es zu gefährlich ist, sich einzumischen, oder haben Angst, die Polizei zu rufen, weil sie nicht wissen, was dann passiert", so Rösslhumer. "Andere sind wiederum verunsichert über die Reaktion der Opfer, weil sie ihre Hilfe nicht oder nicht wie erwartet angenommen haben."
Das Projekt "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt" richtet sich explizit gegen alle Formen der Gewalt, also physische, psychische, sexuelle und strukturelle Gewalt durch Männer oder Frauen als Täter oder Täterinnen.
Zivilcourage unterbricht Gewalt
Was soll man als Nachbar nun unternehmen, wenn man Augen- oder Ohrenzeuge von Gewalt wird? "Die Gewalt unterbrechen: Läuten Sie an der Wohnungstür und sagen oder fragen Sie einfach etwas", rät die Expertin. Dabei muss man nicht zwingend die Gewalt ansprechen, sondern kann etwa nach Zucker oder nach der Uhrzeit fragen. "Man nennt das 'Paradoxe Intervention', weil man mit einer scheinbar sinnlosen Frage die Gewalt unterbrechen kann." Wie das genau funktioniert, kann man sich im neuen StoP-Videospot ansehen, der nun in vielen Medien läuft - Pissecker spielt darin die Hauptrolle. Natürlich seien auch der Polizeinotruf 133 oder die Frauenhelpline 0800/222 555 Optionen.
Margaretens Bezirkschefin Susanne Schaefer-Wiery (SPÖ) ist stolz auf das Projekt StoP: "Mir ist Empowerment für die Gesellschaft sehr wichtig. Wir waren beim Projekt StoP von Anfang an dabei, schließlich setzen wir im Bezirk stark auf Bürgerbeteiligung. Bei uns im 5. Bezirk leben rund 60.000 Menschen auf zwei Quadratkilometern, daher sind wir Margaretner Vernetzungsweltmeister!" Ihre Stellvertreterin Nikola Furtenbach (Grüne): "Letztes Jahr hatten wir 2.710 Betretungsverbote in Wien. Zivilcourage kann Gewalt verhindern: Es übt enormen psychischen Druck auf Täter und Täterinnen aus, wenn sie mitbekommen, dass die Nachbarn mit Gewalt nicht einverstanden sind."
Nachbarn sind Verbündete
So möchte StoP die Nachbarn zu Verbündeten der Gewaltopfer machen: Zur Vernetzung der Nachbarn organisiert man im 5. Bezirk sogenannte Männertische: "Es geht um alle Formen von Gewalt, auch um psychische Gewalt. Männer sind nicht immer nur Täter", sagt Gerd Sandrieser, der die Männertische leitet. "Gefühle zu zeigen gilt oft als unmännlich. Bei unseren Männertischen ist das oft Thema." Sandrieser ruft alle Margaretner Männer auf, einmal bei den Männertischen vorbeizuschauen: "Nicht jeder Mann ist Gewalttäter oder -opfer, aber jeder ist ein Nachbar." Pissecker nickt: "Zivilcourage ist Menschenpflicht, die gehört aber vorgelebt."
Die Männertische
Männertische finden jeden 2. Donnerstag im Monat von 17-20 Uhr im "Neunerhaus Cafe" (1050, Margaretenstraße 166) statt, das nächste Mal am 28. November 2019. Infos unter 0699/198 823 63 oder Margareten@stop-partnergewalt.at
StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt
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