Rosa-Janku Stele enthüllt: Über Widerstand und Geschlechterkampf
Mit dem Rosa-Janku-Park findet sich eine weitere Margaretner Widerstandskämpferin im Straßenbild des 5. Bezirks wieder.
MARGARETEN. Noch immer sind es Frauen, welche im Wiener Straßenbild stark unterrepräsentiert sind. Dabei reicht ein Blick in die Geschichte um zu zeigen, Frauen, deren Geschichten auch für die Nachwelt erhalten bleiben sollen, gab und gibt es in Wien zu genüge. Um diesem Trend entgegen zu wirken entschied man sich in Margareten schon vor längerer Zeit Frauen-Ahnen zu bevorzugen. Das neueste Mitglied im Margaretner Straßenbild: Rosa Janku.
Der bis dato namenlose Park an der Rechten Wienzeile, Ecke Redergasse, trägt nun offiziell den Namen der in Margareten wohnenden Widerstandskämpferin. Am Dienstag, 10. Oktober, erfolgte durch SPÖ-Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery die Enthüllung der Stele. Ebenso trägt bereits der Schütte-Lihotzky-Park nicht nur den Namen einer Margaretner Widerstandskämpferin, sondern auch Österreichs erster Architektin.
"Erinnern statt vergessen"
Insgesamt waren es 47 Margaretner und Margaretnerinnen, welche zur Zeit des NS-Regimes in "politischen Verfahren verurteilt" wurden, erklärt Ursula Schwarz vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). War Margareten einst klassischer Arbeiterbezirk und stellte sich zur Zeit des Bürgerkriegs 1934 klar gegen den diktatorischen Ständestaat, wundert es einem kaum, dass es auch während des Krieges erheblichen Widerstand gegen das Regime gab. Viel stärker organisierte sich dieser aber beispielsweise in Favoriten, in Meidling oder in der Leopoldstadt, so Schwarz.
Die in Böhmen geborene und in der Nikoldsdorfergasse 27/29 wohnhafte Rosa Jankuverurteilte man wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" im November 1944 zum Tode. Am 5. Dezember erfolgte die Vollstreckung des Urteils. Mit der Namensgebung und der Enthüllung einer Stele "soll der beispiellose Mut Jankus hervorgehoben werden. Erinnern statt vergessen ist das Motto, denn nur durch die Sichtbarmachung können auch die dunklen Zeiten in den Köpfen der Menschen verankert werde“, heißt es von Schaefer-Wiery. Dass auch der "namenlose" Wiental-Steg, vulgo "Freundschaftssteg", in den Nachbarbezirk Mariahilf hinüber einmal Jankus Namen trage, kann sich das Margaretner Oberhaupt derzeit nicht vorstellen. Dies sei zwar einmal im Gespräch gewesen, sei aber mittlerweile wohl mehr ein "Mediending".
"Den Widerstand gibt es nicht"
Wenig rühmlich liest sich die Urteilsakte Jankus aus dem Jahre 1944. Der gelernten Schneiderin, die ab 1929 am Bahnhof Wien-Heiligenstadt als Toilettenfrau arbeitete, legte man zur Last, anderen Widerstandskämpfern Verbindungen zu kommunistischen Funktionären zu vermitteln und "kommunistisches Hetzmaterial" zu verbreiten. Ihr "marxistisches Solidaritätsgefühl", so die Anklageschrift, werte man aus "staatsfeindliches Treiben", Janku habe sich der "zielbewussten Förderung der Gewaltbestrebungen des Kommunismus" schuldig gemacht. Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs war Janku übrigens nie.
"Laut Verurteilungen", erklärt Schwarz vom DÖW, waren es "weitaus weniger Frauen als Männer", welche sich am Widerstand gegen das Hitler-Regime beteiligten. Jedoch: "Den Widerstand gibt es nicht", so Schwarz. "Beim Greissler über Hitler schimpfen" konnte in diesen Zeiten schon für eine Verurteilung reichen. Wer sich wirklich aktiv den Nationalsozialisten widersetzte, geht aus den Akten nur schwer hervor, deshalb ist auch eine Geschlechterzuordnung schwierig.
"Kühler Beamtenjargon"
Die Willkürlichkeit der damaligen Justiz findet sich auch im Falle Jankus wieder. Sie sei "dem um seine Zukunft schwer ringenden deutschen Volk in den Rücken gefallen. Die Niedrigkeit ihrer Gesinnung und Handlungen erheischt die Verhängung der schwersten Strafe, die das Gesetz kennt...". In weiterer Folge verurteilte man Janku nicht nur zum Tode, sondern auch zum "Ehrenverlust auf Lebenszeit". Dass die Angeklagte auch noch die Kosten des Verfahrens zu tragen habe, wie es in der letzten Zeile der Anklageschrift heißt, sei "das Tüpfelchen auf dem I", so Bezirksvorsteherin Schaefer-Wiery. Neben der offensichtlichen Unrechtmäßigkeit des Urteils stört sie sich vor allem am "kühlen Beamtenjargon" mit welcher dieser Ausdruck menschenverachtender Ideologie zu Papier gebracht wurde.
"Es war an der Zeit", dass Janku nun Teil des Margaretner Stadtbildes ist, so Schaefer-Wiery. Dass der neubenannte Park nun den Namen einer Frau trägt, stehe dabei jedoch nicht an vorderster Stelle: "Jeden Widerstandskämpfer - egal ob männlich oder weiblich - muss man ehren", so die Bezirksvorsteherin.
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