Barbara Kadletz
Die zweite Bezirksschreiberin von Mariahilf
Bezirksschreiberin Barbara Kadletz transportiert eine alte Mariahilfer Sage in die heutige Zeit.
WIEN/MARIAHILF. Ein verfluchter Gastwirt, geschlossene Lokale und die Sehnsucht dreier Menschen im Lockdown: Diese Zutaten machen die Kurzgeschichte "Zum Schuster-Michl oder eine Sehnsucht" von Barbara Kadletz aus. Die Buchhändlerin wurde 2021 zur zweiten Bezirksschreiberin gewählt und lieferte am Ende des Jahres ihr Werk ab. Darin rollt sie die alte Sage über den Schuster-Michl aus Mariahilf neu auf.
Von der Reue zum Teufelspakt
"Die Vorgabe für den Wettbewerb lautete Sehnsucht. Für mich war von Anfang an klar, dass es um die Sehnsucht nach dem Fortgehen oder dem Sitzen im Gasthaus bzw. Kaffeehaus gehen muss", erklärt Kadletz. "Da ich alte Sagen im Allgemeinen mag, habe ich ein bisschen recherchiert, was es speziell für Sagen in Mariahilf gibt. Da ist mir die über den Schuster-Michl untergekommen."
Die ursprüngliche Sage erzählt die Geschichte des Mariahilfer Schusters und Gastwirten Michael Sailler, der im 17. Jahrhundert eine Geldspende an die Barnabitenkirche selbst einsteckt und dann am Sterbebett aus schlechtem Gewissen eine goldene Glocke an die Kirche spendet.
Die Geschichte geht weiter
Kadletz geht in ihrer Kurzgeschichte einen Schritt weiter. "Mein Aufhänger war seine Gier. Für mich war klar, mein Schuster-Michl stirbt nicht einfach. Er schließt einen Pakt mit dem Teufel und sitzt immer noch in seinem Gasthaus und wartet auf Gäste und ihr Geld", so die Schriftstellerin.
In ihrer Geschichte sind es gleich drei Personen – ein alter Mann, eine Pflegerin und ein Polizist –, die in ihrer Suche nach Entlastung von dem Stress des ersten österreichweiten Lockdowns in seine Falle zu tappen drohen. Dabei erkundet die Buchhändlerin auch, wie es zwei der wohl vulnerabelsten Personengruppen in der Pandemie mit ihrer sozialen Isolation und der beruflichen Überlastung geht.
Kurzgeschichte online
"Das Schreiben war schon immer ein Teil von mir. Das kommt davon, wenn man viel liest und als Kind viel vorgelesen bekommen hat. Irgendwann denkt man sich seine eigenen Geschichten aus", ist die Buchhändlerin überzeugt. "Ich glaube, es ist auch kein Zufall, dass ich gerne die Geschichten von anderen Menschen verkaufe."
Doch während ihre Geschichten den Großteil ihres Lebens nur für ihre eigenen Augen bestimmt waren, traute sie sich erst vor wenigen Jahren diese mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen. "Ich habe vor vier Jahren bei dem Wortlaut-Wettbewerb bei FM4 mitgemacht und da den zweiten Platz gewonnen. Das war das erste Mal, dass ich öffentliche Anerkennung für mein Schreiben bekommen habe", erinnert sich Kadletz.
Letztes Jahr folgte dann der nächste Erfolg. Neben dem Text für das Literaturstipendium von Mariahilf veröffentlichte Kadletz auch ihren ersten Roman "Im Ruin". Ihre Kurzgeschichte kann man seit kurzem online hier online lesen.
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