Einkaufsstraße kämpft
Leerstand versus Optimismus auf der Mariahilfer Straße
Auf der Mariahilfer Straße gibt es zunehmenden Leerstand. Doch die Kaufleute schauen nach vorn.
MARIAHILF/NEUBAU. Vor allem am unteren Ende der "Mahü" fällt auf: In vielen Geschäftslokalen ist nichts mehr los. Ein Kleidergeschäft in der Passage der U3-Station Neubaugasse verkündet: "Wir schließen". Das "City Outlet" hat bereits geschlossen, auf einem Plakat steht "Bye Bye Vienna". Die Schaufenster des Modegeschäfts "Bershka" sind mit Papier verhüllt und ein Schild verkündet, man sei nun im Donau Zentrum oder der Shopping City Süd in Vösendorf zu finden.
Einer, der sich die Mariahilfer Straße trotz dieser Optik nicht schlecht reden lassen möchte ist Rainer Newald, der Bezirks-obmann der Wirtschaftskammer. Er findet: "Die Mariahilfer Straße hat viel Potential. Es muss aber auch genutzt werden." Von Problemen möchte er nicht reden, eher von "Herausforderungen", die es zu bewältigen gibt.
Dem pflichtet Caroline Freitas, die Geschäftsführerin des Schmuckgeschäfts Böhnel bei. Sie erinnert sich noch an die Zeit, als die U3 entlang der Mahü gebaut wurde. "Das war damals eine Katastrophe. Doch dann hat man begonnen, die Straße hochzuschreiben. Das hat auch gefruchtet. Jetzt wird die Straße leider immer runtergeschrieben. Das hat dann einen negativen Effekt." So brauche es eine bessere Informationspolitik: "Man kann mein Geschäft jetzt besser mit dem Auto erreichen als früher. Nur weiß das keiner, weil dauernd gesagt wird, man kommt hier mit dem Auto nicht mehr hin."
Außenwirkung fördern
Dieser Punkt liegt auch Rainer Newald am Herzen. Seine These: Die Darstellung einer Einkaufsstraße beeinflusst, welche Kundschaft dort hinkommt und in Folge, welche Geschäfte sich ansiedeln oder absiedeln: "Wenn gesagt wird, man kann hier keine Großeinkäufe mehr machen, weil die Geschäfte mit dem Auto schlecht zu erreichen sind, siedeln sich Unternehmen, die eher große Produkte verkaufen, ab. Die gehen dann in die Einkaufszentren in den Außenbezirken." Es seien Geschäfte, die sich auf kleinere, besser transportierbare Produkte spezialisieren, die übrig bleiben. Insgesamt seien die Perspektiven aber gut.
Caroline Freitas pflichtet dem bei: "Es soll eine große Renovierung des Hotel Kummer an der Neubaugasse geben. Das würde nicht passieren, wenn Unternehmer nicht an die Mariahilfer Straße glauben würden."
Wichtig sei aber ein besserer Dialog zwischen den Kaufleuten und Interessensgruppen, wie etwa der Stadt Wien: "Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die Straße. Eine Art runder Tisch wäre eine gute Idee", so Newald.
Dieser Idee kann die "Agentur Kreative Räume" der Stadt Wien einiges abgewinnen. "Ein runder Tisch wäre sicherlich sehr sinnvoll", so eine Sprecherin. "Jede Initiative zum Zusammenbringen der verschiedenen Akteure in diese Richtung wäre begrüßenswert."
Kampf dem Online-Handel
Anpacken wollen auch die Bezirke Mariahilf und Neubau in Sachen Mahü – etwa mit einem neuen Sanierungskonzept samt kleineren Veränderungen wie fixen Schanigärten sowie Sitzmöbeln als Terrorschutz.
Von "Leerstand" will Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) nicht sprechen, vielmehr von "normaler Fluktuation". Dennoch gerate die Einkaufsstraße – nicht zuletzt durch den Online-Handel – zusehends unter Druck: "Hier wollen wir gemeinsam mit der Wirtschaftskammer im Frühjahr ein Zeichen setzen." Details, wie dieses Projekt genau aussehen soll, gibt es noch nicht.
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