StoP Partnergewalt
Mariahilfer Verein kümmert sich um Gewaltopfer
Der Verein Footprint startet in Mariahilf das Programm StoP Partnergewalt. Ziel ist es das Thema zu enttabuisieren und Frauen in Notsituationen die passende Hilfe anzubieten.
WIEN/MARIAHILF. In der Gumpendorfer Straße 65 im 3. Stock liegt der Verein Footprint. Vom Fenster aus kann man bereits über die umliegenden Dächer hinwegschauen. Es ist ein schöner Ausblick den sich auch viele Frauen für ihre Zukunft erhoffen, wenn sie die Räumlichkeiten betreten.
Hannah Gasser ist die Leiterin des Vereins Footprint. Bis zu 25 Kollegen arbeiten mit ihr an unterschiedlichsten Projekten. In Mariahilf ist der Verein für das Projekt StoP (Stadtteile ohne Partnergewalt) zuständig. "Ursprünglich stammt das Programm aus Deutschland. Aber als es nah Österreich geholt wurde, war für uns klar, dass wir es in Mariahilf gerne unterstützen wollen", erzählt Gasser.
Lockdown fördert häusliche Gewalt
Besonders die Lockdowns, der ständige Kontakt und wenige Möglichkeiten auf Distanz zu gehen, haben zu immer mehr häuslicher Gewalt geführt. Drei Viertel der Betroffenen, die Gewalt in ihren eigenen vier Wänden erfahren haben, sind Frauen. "Wir sind ein Safe Space", sagt Gasser und ergänzt: "Zu uns kommen Betroffene von Frauenhandel, Gewalt oder auch Zwangsprostitution. Wir fungieren dann als Tageszentrum und beraten die Frauen."
Die Angebote sind dabei besonders vielfältig. Workshops, soziale und rechtliche Beratung aber auch Deutsch- und Sportkurse sowie Mutter-Kind Programme können besucht werden. "Wir versuchen möglichst viele Frauen in Workshops zu betreuen und eine Community zu bilden, die sich dann gegenseitig auffängt", erklärt Gasser.
Besonders wichtig ist die Anonymität. Die Frauen müssen ihre Geschichte nicht erzählen, wenn sie zu Footprint kommen. "Wir schauen zu allererst ob die Grundbedürfnisse der Frau abgedeckt sind. Also eine sichere Unterkunft und ausreichend finanzielle Mittel. Dann unterstützen wir natürlich bei der Jobsuche und bieten auch psychische Unterstützung an", erklärt Gasser.
Großer Zulauf
Durchschnittlich 20 Frauen pro Tag nützen die Angebote von Footprint. Für Notfälle kann man während der Öffnungszeiten immer vorbei kommen und auch über Social Media ist der Verein beinahe rund um die Uhr erreichbar. Benötigt eine Frau jedoch soziale oder rechtliche Beratung so muss ein Termin ausgemacht werden.
Jeden Mittwoch bietet Footprint auch eine Lebensmittelausgabe in Kooperation mit dem Verein Muth an. "Zuletzt waren über 40 Frauen bei der Lebensmittelausgabe", erzählt Gasser. "Ziel von StoP ist natürlich auch die Enttabuisierung des Themas. Wir wollen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen." Das soll auch durch eigene Frauentische gelingen bei denen über häusliche Gewalt gesprochen wird. "Da kann jeder kommen. Auch all jene die nicht Opfer häuslicher Gewalt wurden, sind eingeladen", sagt Gasser. Künftig sollen auch noch Jugend, Männer und LGBTIQ Tische folgen.
Im Falle von häuslicher Gewalt ist es wichtig, dass auch Nachbarn handeln. Welche Initiativen man im Notfall ergreifen kann, wird in Flyer von StoP erklärt. "Wenn man wirklich mitbekommt, dass in der Nachbarwohnung Schreie oder Schläge zu hören sind, dann kann man natürlich immer die Polizei rufen. Je nachdem wie wohl man sich mit der Situation fühlt, gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten. Man kann beispielsweise anläuten und nach ganz banalen Sachen wie Zucker, Milch oder der Uhrzeit fragen. Das signalisiert dem Täter 'Ich bin da und beobachte dich' und der Betroffenen zeigt man, dass sie nicht alleine ist", erklärt Gasser.
Tipps für den Notfall
StoP Partnergewalt empfiehlt zudem Betroffenen einen Notfallkoffer mit den wichtigsten Dokumenten und Kleidung, die für ein paar Tage ausreicht, zu packen. Auch mit Freundinnen über das Problem der häuslichen Gewalt zu besprechen hilft. "Gemeinsam kann man auch die Frauenhelpline anrufen", empfiehlt Gasser
Der Verein Footprint ist gänzlich durch Spenden finanziert, da der Bezirk kaum Geld für soziale Projekte zur Verfügung hat. Gasser persönlich kommt mit den Schicksalen heute gut zurecht: "Viele stellen sich vor, dass zu uns nur weinende und komplett verzweifelte Frauen kommen. Aber so ist es ja nicht. Viele suchen einfach nur eine Möglichkeit mit jemanden zu reden und freuen sich über unser Angebot hier." Denn die Räumlichkeiten in der Gumpendorfer Straße sind keineswegs Orte der Trauer, sondern der Hoffnung, wo Frauen niederschwellige und anonyme Angebote annehmen können, die ihnen aus schwierigen Lebenssituationen helfen.
Wichtige Informationen
Polizei:
- Telefon 133
Stop Mariahilf:
- Telefon +43 1 920 85 86
- Mail mariahilf@stop-partnergewalt.at
- Adresse Gumpendorferstraße 65, 9+10, 3. Stock
Frauenhelpline gegen Gewalt:
- Telefon 0800/222 555 - kostenlos, rund um die Uhr, anonym
Frauenhausnotruf:
- Telefon 05 77 22
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie:
- Telefon +43 1 585 32 88
Männerberatungsstelle Wien:
- Telefon +43 1 603 28 28
StoP Partnergewalt Frauentische in Mariahilf:
- Adresse Bürgerspitalgasse 4-6
- Termine 19. August (10 bis 12 Uhr)/ 31. August (12 bis 14 Uhr)/ 14. September (12 bis 14 Uhr)/ 28. September (12 bis 14 Uhr)
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