Pöttelsdorf
Christine Koblmiller im Interview: Ausprobieren ist sehr wichtig!

Foto: Jennifer Flechl

Christine Koblmiller hat sich in ihrer Jugend für den Weg der Lehre entschieden. In einem Interview erzählte sie wie es dazu kam.

PÖTTELSDORF. In einem Interview erzählt Frau Koblmiller, wieso sie sich für eine Lehre entschieden hat, was ihr die Ausbildung im weiteren Leben gebracht hat und wieso sich auch Mädchen an technischen Berufen versuchen sollten.

Werdegang

Entschieden hat sich Frau Koblmiller damals für eine dreijährige Lehre im Bereich Elektrofachhandel in Graz. Im Unternehmen, welches auch ein Installationsbetrieb war, hat sie nicht nur gelernt Elektronik-Geräte zu verkaufen, sondern teilweise auch Bürotätigkeiten übernommen, sowie organisatorische Aufgaben. Beispielsweise hat sie die anderen Lehrlinge des Betriebes auf Baustellen eingeteilt, Material verwaltet, Rechnungen geschrieben und natürlich Kunden des Geschäfts betreut.

"Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe, weil es eine fundierte Ausbildung ist und man dann eigentlich in jeder Art/Sparte von Verkauf tätig sein kann."

Nach der Lehre im Elektrofachhandel arbeitete sie für kurze Zeit in einer Schneiderei, dort hat sie ihre kreative Ader und die Lust zur handwerklichen Tätigkeit entdeckt. Später wechselte sie in die Altenpflege, weil sie sich bereits seit ihrer Kindheit vermehrt den Kontakt zu Menschen wünschte. Die beiden Berufsfelder sind sehr konträr zueinander, dennoch begleiten sie die Tätigkeiten beider Berufe noch bis heute.

Neben der Ausbildung zur Altenpflegerin machte Frau Koblmiller die Matura in der Abendschule und schloss diese auch erfolgreich ab. Danach hat sie in Graz begonnen Umweltsystemwissenschaften zu studieren. Das Studium hat sie aus privaten Gründen aber nie abgeschlossen. Im Interview verrät sie, dass sie dennoch ab und zu daran denkt was gewesen wäre, wenn sie das Studium nicht abgebrochen hätte.

Zufrieden ist sie aber dennoch mit ihrem Werdegang, weil ihr Leben dadurch um einiges bunter wurde, wie sie es selbst beschrieb im Gespräch. Auch wenn sie die Matura im weiteren Leben nie mehr richtig gebraucht hatte, konnte sie dennoch ab und an einen Nutzen daraus ziehen, wenn es beispielsweise darum ging gemeinnützige Projekte auf die Beine zu stellen. So hat sie 2001 ein Eltern-Kind-Zentrum in Ebreichsdorf gegründet, welches bis heute existiert.
Trotz der vielfältigen Berufe und Tätigkeiten kam sie wieder in die Pflege zurück, wo sie bis heute noch mit großer Freude arbeitet.

Warum die Lehre im Elektrofachhandel?

Wie viele Jugendliche, wusste auch Frau Koblmiller nicht, in welchem Bereich sie die Ausbildung machen möchte, also sah sie sich, offen für alle Berufe, am Arbeitsmarkt um. Bevor sie auf die Lehre im Elektrofachhandel gestoßen ist, hat sie bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft geschnuppert. Schnell hat Frau Koblmiller allerdings gemerkt, dass ihr dieser Beruf nicht liegt. Mit einem Lachen erzählte sie im Interview von den hunderten Wurstsemmerln, die sie dort zubereiten musste für die Jausenzeit. Ab diesem Zeitpunkt wusste sie - Lebensmittel? Nein danke.

Letztendlich entschied sie sich für die Lehre als Elektrofachverkäuferin, weil sie großes Interesse an dem technischen Aspekt hatte. Auch heute noch würde sie sich wieder für diesen Lehrberuf entscheiden.

"Weil dieser total bunt ist. Durch das Einteilen von den Monteuren, Austeilen der Materialien, Telefongespräche führen und so weiter, glaube ich schon, dass das sehr breit und bunt war."

Unterstützung der eigenen Kinder

Auch ihr Sohn entschied sich für den Weg der Lehre als Elektriker. Er hat ebenfalls, vor der endgültigen Entscheidung, in verschiedene Berufe hinein geschnuppert. Ihre Tochter hingegen machte die Matura in einer HTL und studiert jetzt an der Universität Graz etwas mit Management. Frau Koblmiller unterstützt ihre Kinder bei deren Entwicklung und findet es ganz und garnicht schlimm, wenn diese von einem Zweig in den anderen wechseln. So ergibt sich die Möglichkeiten in verschiedensten Bereichen gewissen Grundlagen zu erlernen und auch wirklich das zu finden, was zu einem passt.

"Das Leben ist sehr bunt. Man kann auch ohne Studium etwas erreichen und zufrieden leben."

"Ausprobieren ist sehr wichtig"

Es gibt immer mehr Lehrstellenangebote auf dem Markt, aber welche ist die richtige für einen? Christine Koblmiller sieht dem gelassen entgegen.

"Es kommt eh auf einem zu. Entweder man ergreift dann die Initiative, weil es einem eh so interessiert, oder man probiert mehrere Dinge aus."

Auch ist sie der Meinung, dass man den Mut haben sollte eine Lehre auch wieder abzubrechen, wenn sie einem liegt nicht und dann eben etwas anderes probiert. Außerdem findet sie, dass man die Angebote von Schulen zur Berufsfindung nutzen sollte, wie beispielsweise Schnuppertage oder Eignungstests. Ein Blick in die Kindheit verschafft ebenfalls oft Klarheit über Fähigkeiten und Interessen, daran können Jugendliche, aber auch Eltern, sich festhalten und orientieren.

In der Lehre ist der Prozess des Entstehens einfacher zu erkennen als im Studium, natürlich fängt man klein an. Allerdings entwickelt man sich zunehmend weiter und hat ziemlich schnell einen Erfolg zu verbuchen, so Frau Koblmiller.

Aus der Lehre mitgenommen

Auch heute noch zieht sie einen großen Nutzen aus der Lehre von damals. So war es ihr möglich 2008 den Verein "Weil's Sinn hat" zu gründen und im Zuge dessen den Second-Hand-Shop RESI in Pöttelsdorf auf die Beine zu stellen.

"Man muss irgendwo anfangen. Und dann wird's ziemlich hart, es kann sein, dass es irgendwo nicht aufgeht. Aber am Ende wird immer alles irgendwie fertig."

Sagt Christine Koblmiller über die mitgenommenen Erfahrungen von den vielen zu organisierenden Baustellen in ihrer Lehrzeit. Dieser Gedanke begleitet sie heute noch auf ihrem Lebensweg. So spannt sich der Bogen von früher in die Gegenwart, denn auch ihren Second-Hand-Shop vergleicht sie mit einer Baustelle von früher.

Was sie sich für die Zukunft wünscht

"Es macht mich traurig, dass Frauen das Gleiche leisten wie Männer in gewissen Berufen und dafür weniger bezahlt bekommen. Ich würde mir viel mehr Frauen in den typischen männlichen Berufen wünschen. Es kommt nicht drauf an, ob ich Frau oder Mann bin, es kommt darauf an wie gut das Werkzeug ist und wer es mir mal erklärt hat."

Deshalb appelliert sie an die jungen Frauen und Mädchen, dass sie ein bisschen etwas riskieren und probieren sollen. Auch Frauen sind taff und gehören deswegen mehr beachtet und respektiert.

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