Ausgrabungen Mattersburg
Die alten Awaren liebten den Wein

Grab eines awarischen Kriegers. 8. Jh. n. Chr.  | Foto: D. Talaa
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  • Grab eines awarischen Kriegers. 8. Jh. n. Chr.
  • Foto: D. Talaa
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Seit 2008 forscht die Archäologin Dr. Dorothea Talaa mit ihrem wissenschaftlichen Team an der prähistorischen Siedlungsstelle von Riede Stückl. Insgesamt wurden 264 Awarengräber entdeckt.

MATTERSBURG. Die Ausgrabungsarbeiten sind nun beendet. Vor wenigen Tagen wurden die geöffneten Gräber wieder geschlossen, da der frühmittelalterliche Friedhof zur Gänze ausgegraben ist. Das Gelände kann nun wieder landwirtschaftlich genutzt werden. 

Wein war hoch im Kurs

"Wir arbeiten seit 2007 im Burgenland", erzählt Dr. Talaa im Interview. "Zuerst waren wir mit der Erforschung des awarischen Gräberfeldes von Sigleß beschäftigt. Dabei handelt es sich um 157 Gräber des 9. Jahrhunderts nach Christus. Ein Teil der zahlreichen Schmuck-, Waffen- und Gefäßbeigaben wird am Gemeindeamt von Sigleß ausgestellt und kann dort bewundert werden. Seit 2008 wird die bereits seit dem 6. vorchristlichen Jahrtausend bewohnte prähistorische Siedlungsstelle von Mattersburg Riede Stückl erforscht. Wir entdeckten insgesamt 264 Gräber. Das Gräberfeld wurde ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts nach Christus zunächst von den ins römische Pannonien eingewanderten und in Mattersburg siedelnden germanischen Gepiden belegt. Sie waren dem Weinkonsum offensichtlich nicht abgeneigt. Wir haben zahlreiche Glasbecher, gläsernen Weinflaschen, Henkeltassen und Weinkannen aus Ton gefunden, die den Toten ins Grab mitgegeben wurden."

Vier Einwanderungswellen

"Die Funde in Mattersburg deuten auf mindestens vier Einwanderungswellen hin", erklärt Dr. Talaa. "Zunächst von aus Ost-Ungarn kommenden Leuten, die ein seltenes Schönheitsideal, nämlich Turmschädel, bevorzugten, dann schließlich von awarischen Reiterkriegern, die offenbar aus dem Schwarzmeergebiet bzw. aus Kasachstan einwanderten und mit Reflexbögen und Schwertern bewaffnet waren. In der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts wanderten wiederum Gruppen von Kriegern ein, die wahrscheinlich aus dem Gebiet der heutigen Slowakei kamen und ihre Toten in sogenannten Nischengräbern bestatteten. Dabei wird ein Schacht und an der Schachtsohle eine seitliche Nische für den Sarg gegraben, um eine Beraubung des Grabes zu erschweren. Die letzten Bestattungen auf dem Friedhof von Mattersburg dürften am Ende des 8. Jahrhunderts stattgefunden haben."

Ausstellung geplant

Die Gemeinde Mattersburg unterstützte die Grabungen und will die Funde möglichst bald im geplanten neuen Rathaus der Öffentlichkeit präsentieren. Unter den schönsten Funden waren Glasgefäße und geschnitzte Beinkämme des 5. Jahrhunderts, Perlenketten, Haarnadeln, Ohrgehänge und Armreifen aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Bernstein und Glas des 5. bis 8. Jahrhunderts, sowie Reflexbögen aus organischen Materialien, Schwerter, Kampfbeile und Pfeilspitzen aus Eisen oder auch awarische Gürtelgarnituren aus Silber und Bronze. 
"Es sind weitere wissenschaftliche Projekte im Burgenland geplant", verrät Dr. Dorothea Talaa. "Darunter vor allem auch die touristische Vermarktung dieser einmaligen Funde. Wann es soweit sein wird, können wir aufgrund der Einschränkungen durch Covid nicht voraussagen. Wir hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie."

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