Commerzialbank-Pleite
Gemeinden teilweise schwer getroffen
Der Bilanzskandal rund um die Commerzialbank Mattersburg trifft nicht nur für Privat- und Firmenkunden, sondern auch Gemeinden. In den Ortschaften mit Commerzialbankfiliale sitzt der Schock besonders tief.
(Der Beitrag wird laufend aktualisiert.)
BEZIRK MATTERSBURG. Die Stimmung im Bezirk Mattersburg reicht derzeit von schwerer Betroffenheit über Enttäuschung bis hin zu Wut und Schock. Der Bilanzskandal der Commerzialbank Mattersburg ist in aller Munde. So manche Gemeinde im Bezirk berichtet von einer finanziellen Katastrophe und sieht einer ungewissen finanziellen Zukunft entgegen.
Schattendorf ohne Geldinstitut
Die Gemeinden haben bei der Pleite der Commerzialbank nicht nur Geld verloren, sondern müssen auch geplante Investitionen neu überdenken. Schattendorf wollte unter anderem das Freibad generalsanieren – dieses Projekt musste kurzfristig abgesagt werden. "Es geht bei der Causa Commerzialbank nicht nur um den jetzigen finanziellen Schaden, sondern es sind auch viele Private betroffen die sich mit ihren Geldern in den nächsten Jahren mit wichtigen Investitionen in die Gemeinde eingebracht hätten. Damit geht einher, dass unser ganzer Wirtschaftskreislauf ins stocken geraten wird", so Schattendorfs Vizebürgermeister Thomas Hoffmann.
In Schattendorf arbeitet man, wie in allen Gemeinden, intensiv daran die aktuelle Situation zu bewältigen. "Wir müssen eine Lösung für die Bargeldversorgung unserer Bürger finden. Als Gemeinde ist es eine unserer zentralen Aufgaben der Bevölkerung eine funktionierende Infrastruktur zu bieten und dazu gehört auch ein Geldinstitut", so Hoffmann. Schattendorf hat nach Schließung der Raiffeisenbank im Dezember 2019 und dem Commerzialbank-Fiasko aktuell kein Geldinstitut mehr im Ort.
Forchtenstein stoppt Projekte
Für die Bürgermeisterin von Forchtenstein, Friederike Reismüller, ist der Bankskandal ein harter Schlag für den Bezirk der nicht nur Gemeinden und Private betrifft, sondern vor allem auch Gewerbetreibende. "In Forchtenstein haben wir nicht nur bei der Commerzialbank ein Konto gehabt, sondern auch bei einer zweiten Bank. Trotzdem trifft uns der Skandal hart und wir mussten Projekte vorerst stoppen", so Reismüller. Am Areal der ehemaligen Volksschule Neustift an der Rosalia sollte ein Veranstaltungs- und Kommunikationszentrum, das Platz für Vereine und Veranstaltungen bieten sollte, entstehen. Auch eine Tagesheimstätte war in Forchtenstein geplant. "Wir haben sehr viel für Forchtenstein vorgehabt", zeigt sich die Bürgermeisterin betroffen.
Haider "Kommen wohl mit blauem Auge davon"
Die Gemeinde Draßburg könnte, nach eigenen Angaben, vergleichsweise mit einem blauen Auge davon gekommen sein. "Wir hatten auf unserem Girokonto bei der Commerzialbank einen mittleren fünfstelligen Betrag um den wir schätzungsweise umfallen werden. Genau kann man das aber jetzt noch nicht sagen", so Bürgermeister Christoph Haider. "Andere Gemeinden trifft die Bankpleite viel härter. Wir sind nicht die reichste Gemeinde im Bezirk aber wir achten trotzdem auf die Lebensqualität unserer Bürger. In Draßburg verfolgen wir die Strategie Geld das wir haben der Bevölkerung mit Investitionen in den Ort schnell wieder zurückzugeben. Uns kommt jetzt zugute, dass wir nicht viele Möglichkeiten zum Ansparen hatten", erklärt Haider.
Tatsächlicher Schaden noch nicht abschätzbar
Über konkrete Zahlen möchte man nicht sprechen. Man ist sich einig, dass der tatsächliche Schaden sich aus momentaner Sicht noch nicht abschätzen lässt. Man hofft auf schnelle Klärung. "Was die Gemeinden betrifft wird es auf eine Sammelklage rauslaufen", so Forchtensteins Bürgermeisterin Reismüller. "Dankenswerter Weise ist das Land Burgenland aktuell eine sehr gute Stütze für uns. Es gab bereits Beratungsgespräche und uns wurde auch juristische Beratung angeboten", sagt Schattendorfs Vizebürgermeister Thomas Hoffmann und führt weiter aus "Wir werden alle Rechtsmittel einleiten die möglich sind und bei den nächsten Gesprächen mit der Rechtsvertretung und dem Land Burgenland an Möglichkeiten arbeiten wie wir als Gemeinde Entlastung finden können."
Hirm doppelt betroffen
Für die Gemeinde Hirm ist der Commerzialbank-Skandal in zweierlei Hinsicht tragisch: ein beträchtlicher Teil der Gemeindefinanzen war bei der Commerzialbank eingelagert. Zusätzlich dazu hatte man, zur Schaffung von Bauland und neuem Wohnraum, auch eine gemeinsame Bau- und Errichtungsgesellschaft mit der Bank gegründet. "49 Prozent hat die Bank und 51 Prozent hat die Gemeinde an Anteilen. Da haben wir gemeinsam ein Geld und dann haben wir das Girokonto auf der Commerzialbank, wo auch Geld drauf ist", so Bürgermeisterin Inge Posch-Gruska.
"Langsam wird die Stimmung in Hirm besser. Letzte Woche waren vor allem Angst, Verunsicherung und Zorn da. Jetzt sind die Einlagensicherungsbriefe da und wir haben die Rennereien. Natürlich ist keiner Glücklich über die Situation aber langsam kommt die Sicherheit wieder zurück und die Stimmung wird wieder positiver", so Posch-Gruska.
Seitens der Gemeinde können noch keine konkreten Zahlen zu den zu erwartenden Verlusten gegeben werden. Fest steht, dass es rasch eine Lösung für die Misere geben müsse – zu viele Fragen seien derzeit noch offen, betonte die Bürgermeisterin. "Wir haben sehr viele Projekte, die wir vorgehabt haben, die sind jetzt einmal auf Eis gelegtd. Weil wenn man nicht weißt, wie es finanziell künftig weitergeht, kann man keine Projekte planen die Geld kosten", zeigt sich Posch-Gruska betroffen und führt weiter aus "Die geplanten Projekte für Hirm sind teilweise sehr notwendig, wie der Kanal und die Sanierung der Volksschule. Diese beiden Vorhaben haben jetzt oberste Priorität bei der Lösungsfindung." Auch eine Neugestaltung der Plätze war in Hirm geplant – dieses Vorhaben wird jetzt etwas später umgesetzt werden.
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