Verein gegen Tierfabriken
"Grausame Kastration und faule Ausreden"
Der Verein Gegen Tierfabriken erstattet in der Vorwoche Strafanzeige wegen Tierquälerei gegen eine burgenländische Schweinezucht (die Bezirksblätter berichteten in "Anzeige gegen 'illegale Tierfabrik' erstattet"). Jetzt veröffentlichen die Tierschützer weitere Details zu den Zuständen im Betrieb.
PÖTTELSDORfF. Mit Hilfe von versteckten Kameras dokumentierte der Verein Gegen Tierfabriken (VGT) die Bedingungen unter denen die Tiere in der burgenländischen Schweinezucht gehalten werden. Laut den Tierschützern befinden sich die Tiere viel zu lange in Kastenstandhaltung und es kommt zu illegalen Tötungen von Ferkeln durch Erschlagen auf dem Boden (die Bezirksblätter berichteten in "Strafanzeige wegen brutaler Zustände in Schweinezucht").
Schwanzkupieren, Zähneschleifen, Kastration
Aktuell geht der VGT mit weiteren Details zu den Haltungsbedingungen der Tiere an die Öffentlichkeit. Videoaufnahmen zeigen "Offenbar routinemäßiges Schwanzkupieren, das Abschleifen der Zähne und vor allem auch die brutale Kastration ohne Betäubung."
"Die Videos zeigen sogar, dass selbst das nur gering wirkende, aber gesetzlich vorgeschriebene Schmerzmittel zu spät gegeben wird. Laut Beipackzettel und im Betrieb aufliegender Dokumentation muss das Medikament 15 Minuten vor dem Eingriff verabreicht werden. In den Videos wird jedoch deutlich, dass die Ferkel das Mittel unmittelbar vor der Kastration gespritzt bekommen. Diese Eingriffe sind für die wenige Tage alten Ferkel unheimlich schmerzhaft", betont mein beim VGT.
Der Verein hat ein Video von den Vorfällen auf Youtube (Vorsicht! Die Aufnahmen zeigen Gewalt an Tieren) veröffentlicht:
VGT sieht Durchfallerkrankung als Ausrede
In einem Medienbericht wird behauptet, dass die BetreiberInnen die Zuchtschweine aufgrund einer Druchfallerkrankung in die Kastenstände einsperrten. Der VGT weist diese Ausrede zurück.
"Zum einen zeigen Video- und Fotoaufnahmen deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Schweine gewöhnlichen Kot absetzt", heißt es in einer Aussendung des Vereins.
In einer Szene sei zu sehen, wie ein Mitarbeiter in seinem Rundgang die großen Kothaufen in einen breiten Spalt hinter den Kastenständen schaufelt.
"Zum anderen sind Erkrankungen kein gesetzlich legitimer Grund für die Kastenstandhaltung. Kranke oder verletzte Schweine, die separiert werden müssen, sind in geeigneten Krankenbuchten unterzubringen. Kastenstände sind definitiv keine Krankenbuchten", betont man.
Betriebsschließung gefordert
In der Vorwoche demonstrierten TierschützerInnen des VGT vor dem Betrieb und forderten die Schließung der Anlage (die Bezirksblätter berichteten in "Protestaktion gegen "Horror"-Schweinehaltung"). "Anhand der Aufnahmen, die uns vorliegen, gehen wir davon aus, dass eine gesetzeskonforme Haltung der weiblichen Zuchtschweine hier gar nicht möglich ist. Die Bereiche hinter den Kastenstandreihen sind zu klein dafür – die Gruppenbuchten sind mit Jungschweinen gefüllt", so VGT-Kampagnenleiter David Richter.
Kritik an Kontrollen
Der Vollspaltenboden in der Zuchtanlage steht ebenfalls im Zentrum der Kritik durch den VGT. "Sowohl bei den Jungschweinen, die als Zuchtsauen nachfolgen sollen, als auch bei den drei Ebern im Betrieb ist dieser artwidrige Boden aus Beton verbaut", so die Tierschützer und weiter "In zumindest einer Jungschweine-Bucht türmt sich der Kot an den Buchtenwänden. Für Eber hingegen ist ein Vollspaltenboden ohne weiche Liegefläche generell verboten." Auch in diesen Punkten wurde Anzeige erstattet.
"Dieser Betrieb unterlag als Mitglied beim Tiergesundheitsdienst genaueren Kontrollen – wie kann es sein, dass diese Vielzahl an Missstände offenbar dennoch unentdeckt und ungeahndet blieben? Einmal mehr wird deutlich, dass es in diesem System an allen Ecken und Enden krankt. Und einmal mehr wird deutlich, wie wichtig Tierschutz-Aufdeckungen sind", betont VGT-Campaigner David Richter abschließend.
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