Mattersburg
Leere Gastro macht Platz für Kunst
Bis vorläufig 6. Jänner muss die Gastronomie noch geschlossen bleiben. Eine Wirtin in Mattersburg hat einen Weg gefunden den Gästeleeren Platz in ihrem Lokal zu nutzen: sie stellt die Gemälde einer aufstrebenden Mattersburger Künstlerin aus.
MATTERSBURG. So manchem Spaziergänger wird es bereits aufgefallen sein – die Kunstwerke die seit einiger Zeit die Fenster des Café Rucki Zucki in Mattersburg zieren. Es sind Werke von Künstlerin Tünde Füleki Wagner die unter ihrem Künstlernamen TarT tätig ist.
"Das Lokal ist dank Coronapandemie derzeit sowieso leer und so ist es wenigstens sinnvoll genutzt. Wenn es bei einem selbst gerade nicht läuft kann man trotzdem anderen helfen", erklärt Rucki Zucki-Inhaberin Gertraud Sommer im Gespräch mit den Bezirksblättern. "Ich war von dem Angebot von Gertraud so gerührt. Das ist eine wahre Freundin", freut sich Künstlerin TarT über die Möglichkeit ihre Bilder zu zeigen.
Krisengebeuteltes Café
Ihre Qualitäten als Kämpfernatur musste die Lokalbetreiberin in den letzten eineinhalb Jahren bereits mehrmals unter Beweis stellen. "Wir haben jetzt schon vier Mal neu angefangen. Voriges Jahr hatten wir einen Wassereinbruch im Lokal, da konnten wir die Räume nicht nutzen. Dann kam das Rauchverbot das auch einen Umsatzrückgang mit sich brachte. Jetzt die Coronakrise. Aber wir geben nicht auf", erzählt Sommer die sich immer wieder für ihre Mitmenschen einsetzt und zum Beispiel 400 Schlüsselanhänger im Bezirk an die Systemerhalter in der Coronapandemie verteilt hat.
26 Jahre Freundschaft
Künstlerin Tünde Füleki Wagner ist gebürtige Ungarin und lebt seit 26 Jahren in Mattersburg. "Gerti habe ich am Spielplatz kennengelernt. Ich weiß noch das die Verständigung nicht einfach war, weil ich damals noch kein Deutsch konnte. Heute ist sie mit ihrem Café für mich Familie", erzählt die Wahlburgenländerin. "Aber die Sympathie zwischen uns war sofort da. Es hat einfach gepasst und heute ist Tünde eine waschechte Burgenländerin", lacht Sommer.
Die Werke von TarT entstehen in ihrer Wohnung in Mattersburg. "Bei mir ist alles mit Kunst voll. Selbst Möbelstücke sind bemalt. Ich selbst bin ja mit meinen Tattoos auch ein bunter Vogel", verrät sie.
TarT: "Malen ist wie richtig guter Sex"
In den Bildern verarbeitet Füleki Wagner in abstrakter, suralistischer, kubistischer Form und auch mit
Spachteltechnik ihre Emotionen. "Die Vorbereitungen für die Bilder sind wie ein Vorspiel und dann lege ich so richtig los. Malen ist für mich wie richtig guter Sex. So kann man das wohl vergleichen", lacht sie. Auch Auftragsarbeiten nimmt sie gerne an – behält sich aber das Recht die endgültige Umsetzung zu entscheiden vor, denn wie am Ende ein Bild tatsächlich aussehen wird, weiß die Künstlerin im Vorfeld meist selbst nicht genau.
Das erste Bild der Mattersburgerin wurde in Wien ausgestellt. "Durch die Unterstützung von Gerti habe ich den Schritt gewagt als Künstlerin zu arbeiten. Meine erste Einladung als Künstlerin bekam ich von Kuratorin Rosi Raneri nach Florenz. Sie hat mich im Grunde entdeckt", so Füleki Wagner.
Einer der größten Momente für die kreative Burgenländerin war sicher der Moment als ein Kurator im Ministerium sie danach fragte wo sie ihre Ausbildung gemacht hätte. "Ich sagte dem Herrn, dass ich nie einen Malkurs oder ähnliches gemacht habe. Er meinte damals, dass ich dann einfach ein Naturtalent wäre und viele Künstler dieses Level selbst nach zahlreichen Kursen nicht erreichen würden", ist sie bis heute stolz über das Lob.
Ausstellung läuft bis zur Lokal-Wiedereröffnung
Neben den Bildern im Café Rucki Zucki sind auch in Wien im Verteidigungsministerium aktuell 18 Bilder von der aufstrebenden Mattersburger Künstlerin zu sehen. Aufgrund der Coronapandemie und den damit verbundenen Einschränkungen ist diese bis März verlängert.
"Im Rucki Zucki in Mattersburg werden die Bilder auf jeden Fall noch bis zur Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe ausgestellt sein. Die Schaufensterecke werde ich für unsere Künstler im Bezirk darüber hinaus weiterhin beibehalten – die Ecke war bisher immer ungenutzt und jetzt hat sie ihren Sinn bekommen", erklärt Rucki Zucki-Inhaberin Sommer. Sie würde sich freuen dort künftig auch anderen Künstlern ein wenig Raum bieten zu können. "Wir entscheiden dann von Fall zu Fall welche Kunstwerke zum Kaffee passen", so die Lokalbetreiberin abschließend.
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