Mein Platz ist bei den Armen!
Der scheidende Stadtpfarrer Günther Kroiss über seine Beweggründe und weiteren Pläne
Günther Kroiss, seit 2011 Stadtpfarrer von Mattersburg, wurde mit Anfang September auf eigenen Wunsch von dieser Aufgabe und von seiner Lehrtägigkeit an den örtlichen Schulen entbunden. Die Bezirksblätter trafen ihn zum Gespräch.
Bezirksblätter: Herr Pfarrer, was hat Sie bewogen, hier in Mattersburg einen Schlussstrich zu ziehen?
Kroiss: Es handelt sich nicht um einen Schlusstrich, sondern eher um eine Notbremse. Ich war seit 2011 nicht nur Stadtpfarrer von Mattersburg, sondern auch Caritas-Seelsorger für das gesamte Burgenland. Das sind eigentlich zwei Fulltime-Jobs, und in allen anderen Diözesen wird das auch so gehandhabt.
Außerdem waren 2011 die Voraussetzungen noch anders – es gab einen anderen Papst, die Flüchtlingsfrage war noch nicht so akut, und auch die politische Lage war stabiler. Ich habe bereits im Frühjahr 2015 mit dem Bischof über eine mögliche berufliche Veränderung meinerseits gesprochen, und er ging mit mir d´accord, dass beide Jobs zu viel wären. Aufgrund der personellen Situation in der Diözese hat es aber bis Sommer 2016 gedauert, bis eine zufriedenstellende Lösung gefunden wurde.
Was hat Sie letztendlich zu der Entscheidung bewogen, sich vom Amt als Stadtpfarrer entbinden zu lassen?
So gerne ich meinen Aufgaben als Stadtpfarrer auch nachgekommen bin – ich glaube einfach, dass der Sozialbereich und alles, was mit Menschen zu tun hat, "meins" ist. Durch eine Pfarre bin ich in meiner sozialer Tätigkeit eingeschränkt, das ist ähnlich wie in einem goldenen Käfig. Ich sehe meinen Platz bei den Menschen am Rande der Gesellschaft, bei den Flüchtlingen, den Obdachlosen, den sozial Benachteiligten.
Wohin wird Ihr beruflicher Weg Sie jetzt führen?
Ich bleibe Caritas-Seelsorger und konzentriere mich ganz auf diese Aufgabe. Dieses Amt ist sehr spannend, und innerhalb des vorgegebenen Rahmens bin ich sehr frei. Das ist gut für einen kreativen Geist wie mich.
Werden Sie weiterhin in Mattersburg wohnen?
Ich denke, das wäre weder für mich oder meinen Nachfolger noch für die Bevölkerung von Mattersburg wirklich gut. Ich werde daher in Absprache mit dem Bischof in Zukunft als Pfarrvikar in Schützen wohnen.
Und Ihre Projekte in Mattersburg?
In dieser Hinsicht bleibt Mattersburg eine Art "Hauptstadt" für mich. Immerhin habe ich hier mit 2getthere, dem Haus Dominicus sowie den beiden Kaffehäusern Bosco und Savio vier Projekte aufgebaut – diese werde ich auf alle Fälle weiterhin betreuen.
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