5 Minuten Wien: Der Foxtrott in Meidling
WIEN. Manchmal ist es das Schönste für mich, durch eine Wiener Einkaufsstraße zu flanieren. Zurzeit ist die Meidlinger Hauptstraße mein Favorit. Hier fühle ich mich wohl, wenn ich bei sommerlichem Sonnenschein ziellos dahinspaziere, ohne Eile, und nur die Menschen beobachte.
Da gibt es die Sesselkleber, die jetzt glücklich über die Stühle sind, die es auf dem neuen Teil der Fußgängerzone gibt. Ja, noch sind alle da. Ich habe sie getestet: Sie sind in den Boden fix eingelassen, so kann sie niemand stehlen. Deshalb schauen die hier Sitzenden vielleicht nicht ganz so glücklich drein: Sie können sich leider nicht aussuchen, in welche Richtung sie blicken.
Auch der noch nicht sanierte Teil der Straße macht mir nichts aus. Er erinnert mich daran, dass man in Wien eben bei jedem Schritt aufpassen muss. Vielleicht wartet schon ums Eck der nächste Stolperstein – oder noch schlimmer: das Fettnäpfchen.
Also kein Wunder, dass die Menschen auf dieser Strecke ihr Tempo verlangsamen, vorsichtiger gehen – und trotzdem sehe ich den einen oder die andere stolpern. Gott sei Dank fällt keiner.
Da bemerke ich etwas Einmaliges: Ein junger Mann bleibt stehen und verdreht die Augen nach oben, als würde er stark nachdenken. Dann fängt er an, ein paar Schritte zu machen, wird schneller, dreht sich, geht weiter, hüpft ein bisschen und fädelt sich dabei geschickt durch die Menschen. "Ich muss die Figurenabfolge im Foxtrott üben. Habe ich vorige Tanzstunde gelernt", erklärt er mir, als ich ihn frage, was er da macht.
Solange es solche Menschen in Wien gibt, fühle ich mich wohl in dieser Stadt.
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