Bedarfshilfe
Meidlinger Helfer mit Herz müssen Ladezone selbst bezahlen
Die Wiener Bedarfshilfe bekommt von der Stadt keine Unterstützung beim Ausladen der Lebensmittel für Bedürftige.
MEIDLING. Gerade kommt Viktoria Tobias mit einem Lieferwagen voller Lebensmittel an. Diese muss sie erst kistenweise in die Lokalität ihres Vereins „Wiener Bedarfshilfe“ in der Längenfeldgasse 68 tragen, danach muss sie gleich wieder weg.
Ein Notfall aus Hietzing hat sie erreicht: Einer Dame im Seniorenheim ist das Geld für Katzenfutter ausgegangen. Viktoria hat ein paar Säckchen mit Futter im Vereinslager gefunden. Denn auch bei solchen kleinen Notfälle hilft sie gerne. „Ich bin jeden Tag glücklich darüber, wenn ich etwas Gutes tun konnte“, erzählt sie.
Pensionistin arbeitet 70 Wochenstunden
Viktoria selbst ist in Pension und arbeitet 70 Stunden in der Woche ehrenamtlich im von ihr gegründeten Verein. Sie holt täglich mit dem Auto übrig gebliebene Lebensmittel aus insgesamt 70 Supermarkt Filialen, das sind wöchentlich 3000 Kilo transportierte Lebensmittel - noch nicht einberechnet ist Brot und Gebäck. Das Essen wird dann an bedürftige Menschen verteilt.
Immer mehr Menschen können inzwischen versorgt werden, dementsprechend groß sind die Mengen, die transportiert werden müssen. Das stellt den kleinen Verein aber seit dem Umzug in die Längenfeldgasse vor ein Problem: denn unmittelbar vor dem Vereinslokal gibt es nur eine Halteverbotszone und einen Behindertenparkplatz. Erst dahinter gibt es öffentliche Parkplätze, die allerdings meist belegt sind.
Schwere Kisten
Weiter weg zu parken und die rund 15 Kilo oder noch schwereren Kisten einzeln zum Verein zu tragen ist für Viktoria nicht machbar. Der Nachbar mit Behinderung, dem der Parkplatz vor dem Lokal gewidmet ist, ist zwar grundsätzlich damit einverstanden, dass Viktoria seinen Parkplatz benutzt, wenn er nicht da ist.
Die Parksheriffs berücksichtigen diese Abmachung aber nicht. Auch bei der Halteverbotszone kennen sie keine Gnade, selbst wenn Viktoria nur für zehn Minuten ihren Van entlädt. Insgesamt dürfte sie wohl schon 2000 Euro an Parkstrafen bezahlt haben, meint sie. Und das aus eigener Tasche, sowie sie auch für Auto und Sprit aufkommt. „Wir müssen auf jeden Cent schauen.“
Teure Ladezone
Um nicht weiterhin hohe Strafen zahlen zu müssen, hat Viktoria vor einigen Monaten eine Ladezone beim Magistrat beantragt. Dort hat man ihr aber gesagt, dass sie dafür 1.700 Euro zahlen muss, weil die Antragsteller für die Kosten aufkommen müssen. Eine Summe, die der Verein nicht aufbringen kann.
Dass ihnen die Stadt in dieser Sache nicht entgegen kommt, verstehen Viktoria und die Helfer nicht. „Hier arbeiten 50 Ehrenamtliche kostenlos im Sinne der Nächstenliebe und übernehmen eigentlich die Aufgabe des Staates. Und dann verlangt die Stadt auch noch eine Gebühr für die Ladezone?“ Viktoria sieht nicht ein, dass sie als Privatperson für die Kosten aufkommen soll. „Eigentlich erwarte ich mir das als Wertschätzung von der Stadt Wien.“ Ihr Begehr wurde bisher vom Magistrat und der Stadt abgewiesen. Für Viktoria ist aber klar: „Wir haben keine 1.700 Euro.“
Zur Sache
Die Wiener Bedarfshilfe ist ein ehrenamtlicher Verein. Täglich werden von Kooperationspartnern abgegeben Lebensmittel an registrierte Klienten verteilt, samstags wird an Pensionisten geliefert und am Sonntag wird von Oktober bis April jede Woche für Obdachlose gekocht, damit sie eine warme Speise haben. Alle Angebote des Vereins sind für Bedürftige gratis. Mehr Infos unter: wiener-bedarfshilfe.at oder auf der Facebookseite.
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