„Nachtleben, Red Bull und Leberkäsesemmeln“

20 Jahre Alf Poier. Zum Bühnenjubiläum werden nächstes Jahr seine schrägen Bilder, Zeichnungen, Objekte und Programmauschnitte im Bank Austria Kunstforum zu sehen sein.
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  • 20 Jahre Alf Poier. Zum Bühnenjubiläum werden nächstes Jahr seine schrägen Bilder, Zeichnungen, Objekte und Programmauschnitte im Bank Austria Kunstforum zu sehen sein.
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Mit einer großen Retrospektive seines Schaffens begeht der steirische Kabarettist Alf Poier nächstes Jahr im Bank Austria Kunstforum sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Im bz-Talk spricht Poier über seinen Drang zur Malerei, sein Selbstverständnis als Kabarettist und den grassierenden Opportunismus.

bz: Wann sind die ersten Bilder entstanden?

Poier

Meine ersten Versuche gehen auf das Jahr 1990/91 zurück. Damals habe ich in meiner Grazer Wohnung damit begonnen, mit Farben herumzuschütten. Ich habe Schlagzeug gespielt, und gleichzeitig versucht, den Sound farblich darzustellen. Durch den Besuch der Handelsakademie wurde ich ja sozusagen kreativ entmündigt, und das scheint sich in in mir aufgestaut zu haben.

Was inspiriert Sie?

Momentan male ich hauptsächlich Spiegeleier und Zebras. Für mich verkörpert das Spiegelei das surrealistische Denken. Ein Spiegelei in der Pfanne ist ja nichts besonderes, aber ein riesengroßes Spiegelei, das am Himmel erscheint, oder in irgendwelchen Räumen auftaucht, das ist für mich so ähnlich wie die schmelzenden Uhren von Salvador Dali. Bei mir entsteht ja viel aus mystischen Übungen. Ich habe sehr viel meditiert, und in der Leere, die dann entsteht, tauchen irgendwelche Figuren und Dinge auf. Ich male dann einfach das, was ich sehe, aber woher das kommt, kann ich nicht sagen.

Haben Sie jemals Malereikurse besucht?

Ich verweigere jede Übung und Weiterbildung in dieser Richtung. Ich will nicht malen üben. Irgendwelche Wochenendkurse für Malerei oder Aktzeichnen würde ich mir nie antun. Das interessiert mich nicht und das drückt auch meine Trotzigkeit aus. Ich mache das, was ich machen will. Für mich geht es mehr um die Einstellung. Für mich macht weniger das, was auf dem Bild zu sehen ist, den Künstler aus, sondern die Einstellung, mit der man das macht.

Mit welcher Einstellung gehen Sie an die kreative Arbeit?

In den letzten Jahren habe ich mich ein bisschen wie ein Heyoka gefühlt. Bei den nordamerikanischen Plains-Indianern waren das die sogenannten Contraries oder Gegenteiler. Die Heyoka mussten verkehrt auf dem Pferd reiten, im Sommer einen Pelzmantel tragen oder im Winter nackt durch den Schnee laufen. Sie durften auch Heiligtümer besudeln oder den Häuptling beschimpfen. Das war so vorgesehen, damit es eine gegenteilige Meinung gibt. Damit man sieht, dass es auch anders möglich und anders denkbar wäre. Vor großen Ritualen waren sie dafür verantwortlich, dass alle lachen. Das war auch immer meine Aufgabe – es anders oder verkehrt zu machen. Also nicht Kultur, sondern Gegenkultur zu machen.

Geht es bei den Bildern auch um Provokation?

Überhaupt nicht. Die Bilder habe ich eigentlich nur für mich selbst gemalt. Ich hätte wirklich viele verkaufen können. Ich hatte bereits eine ganze Schachtel voller Adressen von Leuten, die Bilder von mir kaufen wollten. Ich habe aber so gut wie nichts hergegeben, weil ich das Geld ja nicht gebraucht habe. Die Malerei ist für mich eher wie ein inneres Müssen. Ich gehe in mein Atelier, ziehe meine Arbeitshose an, und fange zu malen an. Über die Jahre hat sich so eine riesige Sammlung ergeben. Jetzt weiß ich fast nicht mehr, was ich damit machen soll, weil die Sachen so viel Platz einnehmen. Ich denke daran, wieder ein eigenes Museum zu machen, wie ich es schon in Eggendorf hatte. Seit Jahren suche ich dafür ein passendes Haus. Wenn ich es gefunden habe, wird es wieder ein Alf Poier Museum geben, in dem man meine schrägen Objekte, Bilder, Fotografien und Zeichnungen besichtigen kann.

Was bedeuten zwanzig Jahre Kabarett im Rückblick?

Bevor mein erstes Programm „Himmel, Arsch und Gartenzwerg“ 1995 herausgekommen ist, habe ich alle möglichen Arbeiten gemacht. Vor kurzem ist mein Pensionsauszug ins Haus geflattert. Daraus geht hervor, dass ich vierzig Mal den Job gewechselt habe. Ich war unter anderem Fahrradbote, Nachtwächter, Zeitsoldat, Schlagermusiker, Russputzer, Rezeptionist, Kellner und Abwäscher. Dann war ich als Kabarettist zwanzig Jahre lang fast ununterbrochen auf Tournee. Das heißt: zwanzig Jahre Nachtleben, Red Bull und Leberkäsesemmeln. Das hat sich leider auch auf meinen Magen ausgewirkt, indem ich jetzt alle nur erdenklichen chronischen Entzündungen habe.

Sehen Sie sich als Teil der österreichischen Kabarettszene?

Ich fühle mich da überhaupt nicht integriert. Ich habe mich auch nie als Kabarettist im herkömmlichen Sinn gefühlt. Was ich mache, ist ja mehr eine Mischung aus Musik und Performance. Ich habe oft gesagt, dass ich ein Viel-osoph bin. Da trifft alles Mögliche aufeinander. Dazu gehören dadaistische Elemente genauso wie der Auftritt mit E-Gitarre und Sadomaso-Maske. Im Kabarett sieht man das normalerweise nicht. Ich habe viele Auftritte in Deutschland fallen lassen, weil ich nur mehr dort auftreten will, wo ich steirisch reden kann. Jedes Mal, wenn ich in der Schweiz oder in Deutschland, wo ich riesige Hallen ausverkauft habe, auf der Bühne gestanden bin, hatte ich Bauchweh. Hochdeutsch zu reden, das liegt mir nicht, und das will ich eigentlich auch nicht. Es gibt nichts blöderes, als Lieder auf Hochdeutsch singen zu müssen, die sich nur auf steirisch reimen. Ich fühle mich doch als steirischer Künstler.

Wird es nächsten Herbst ein neues Kabarettprogramm von Alf Poier geben?

Das ist angedacht. Es wird aber immer schwieriger, zeitgemäß zu sein, weil derzeit Opportunismus angesagt ist. Die ganze Gesellschaft wird immer meinungsschizophrener und opportunistischer. Man hat das Gefühl, dass die Leute eine private und eine öffentliche Meinung haben. Die private Meinung wird nur im kleinen, privaten Kreis offenbart. Öffentlich redet man dann ganz anders. Ich kenne einige Politiker, die privat das genaue Gegenteil von dem vertreten, was sie öffentlich vor Kameras verbreiten. Dieser Opportunismus ist auch eine Gefahr für die Gesellschaft, weil dadurch alles unauthentisch und unecht wird. Die Meinung wird nach außen hin nur mehr gespielt. Die Ideen für das neue Programm sammle ich aber schon. Meine Kiste, in die ich Zettel mit Ideen schmeiße, wächst ständig. Meistens habe ich eine Grundidee, mit der ich einige Zeit lang schwanger herumgehe. Dann fahre ich weg, und wenn ich vom Urlaub zurückkomme, weiß ich genau, wie ich es mache. Jedes Programm ist für mich fast so wie ein eigenes Kind.

Zur Sache

Das Bank Austria Kunstforum zeigt von 13. Mai bis 12. Juli 2015 das bildnerische Werk des Kabarettisten Alf Poier. Neben Bildern und Zeichnungen werden auch Requisiten und Auszüge seiner Kabarettprogramme gezeigt. Eröffnung: 12. Mai 2015 um 19.30 Uhr.
Ort: Bank Austria Kunstforum, tresor, 1010 Wien, Freyung 8. Eintritt frei.

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